Der Evangelische Waldkindergarten „Waldsägemühle“ in Glatten erhält das Prädikat „Naturpark-Kindergarten“

Warum ziehen manche Vögel im Winter um und andere bleiben in der Heimat? Und warum ist der Dachs für Wälder wichtig? Das und vieles mehr haben die Kinder im Evangelischen Waldkindergarten „Waldsägemühle“ in Glatten (Landkreis Freudenstadt) bei ihren Naturpark-Projekten erlebt und gelernt. Nun hat der Kindergarten die Voraussetzungen erfüllt, um die Auszeichnung „Naturpark-Kindergarten“ zu erhalten. Nach dem Kindergarten Hallwangen in Dornstetten und dem Städtischen Kindergarten Zwergenstüble in Alpirsbach-Reutin ist es der fünfte Naturpark-Kindergarten im Landkreis Freudenstadt. Im Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord ist es der 20.. Am Samstag (19. Juli) überreichte die Bereichsleiterin für Bildung & Biodiversität beim Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord, Fränze Stein, die offizielle Urkunde und eine Plakette mit dem Schriftzug „Naturpark-Kindergarten“ an die Leiterin des Kindergartens, Kathrin Wälde, und ihr Team.
„Das pädagogische Team des Evangelischen Waldkindergartens in Glatten zeigt eindrucksvoll, wie Kinder durch eigenes Tun, Forschen und Gestalten ein tiefes Verständnis für Nachhaltigkeit entwickeln – praxisnah, kreativ und mit viel Herz für Mensch und Natur“, begründet Stein die Auszeichnung. Für die Kiga-Leiterin Wälde steht dabei der nachhaltige und ganzheitliche Lerneffekt im Fokus: „Es ist beeindruckend zu sehen, mit wie viel Neugier und Verantwortungsgefühl unsere Kinder sich für Tiere, Natur und Umwelt einsetzen – ob als Müllsammler wie der schlaue Dachs oder als Vogelfreunde im Winter. Sie zeigen uns jeden Tag, dass nachhaltiges Handeln schon im frühen Kindesalter beginnt.“
Der Bürgermeister der Gemeinde Glatten Tore-Derek Pfeifer hebt in seiner Rede den regionalen Bezug hervor. „Über die Naturpark-Projekte lernen die Kinder unsere Region kennen – mit ihrer Natur und den Menschen, die sie gestalten. Das schafft Verbundenheit, gibt ihnen ein Gefühl von Geborgenheit und Verantwortungsbewusstsein für ihre Rolle in unserer Gemeinschaft“, führt Tore-Derek Pfeifer aus.







Auszeichnung als Naturpark-Kindergarten ist Zeichen der Wertschätzung
„Die Auszeichnung ist ein Zeichen der Wertschätzung für Ihr besonderes Engagement im Bereich der Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE)“, sagt Fränze Stein vom Naturpark bei der Auszeichnungsfeier in Glatten an das pädagogische Team gerichtet. „Es ist Aufgabe des Naturparks und es ist uns persönlich auch ein Herzensanliegen, dass die Kinder so früh wie möglich einen positiven und engen Bezug zu ihrer Heimat entwickeln können und die Zusammenhänge in der Natur verstehen lernen.“
Nach der offiziellen Urkundenübergabe erläutert Stein dem Kindergarten-Team den Inhalt der Naturpark-Entdeckerkiste, die die Kinder geschenkt bekommen. Mit viel Begeisterung räumen sie zusammen mit Naturpark-Kindergarten-Maskottchen Urli Auerhahn die Entdeckerkiste der Naturpark-Detektive aus. Sie bestaunen Kinderbücher rund um die heimische Tier- und Pflanzenwelt sowie Entdecker-Instrumente, mit denen sie die Natur erforschen können.



Die Naturpark-Projekte des Evangelischen Waldkindergartens „Waldsägemühle“ in Glatten
Im Waldkindergarten Waldsägmühle beschäftigten sich die Kinder über fünf Monate mit dem Thema „Zugvögel und Standvögel“. Ausgehend von eigenen Beobachtungen lernten sie, warum manche Vögel bleiben und andere ziehen. Sie bauten Futterhäuser, stellten Vogelfutter her und übernahmen Verantwortung für Vögel, die überwinterten. Dabei erfuhren sie, wie das Leben eines Vogels in der Natur und durch die Jahreszeiten beeinflusst wird. Im Fokus standen ökologische Zusammenhänge, soziales Mitgefühl sowie die Frage, welches Futter regional und sinnvoll ist. Ein Förster begleitete das Projekt. Durch Geschichten, Lieder, Experimente und handwerkliche Tätigkeiten entwickelten die Kinder ein tieferes Verständnis für Nachhaltigkeit und den achtsamen Umgang mit der Natur.
Beim Naturpark-Projekt zum Dachs erfuhren die Kinder, wo und wie der Dachs lebt, welche Rolle er als „Waldreiniger“ spielt und warum alte Wälder wichtig für ihn sind. Inspiriert durch eigene Fragen und Beobachtungen gestalteten die Kinder Dachsbauten, führten Riechspiele durch und bastelten mit Naturmaterialien. Gemeinsam mit Förstern, Jägern und Eltern sammelten sie Müll im Wald und engagierten sich bei der Aktion „Saubere Landschaft“ in Glatten. Auf diese Weise entwickelten sie ein Bewusstsein für Abfallvermeidung, Artenschutz und den respektvollen Umgang mit der Natur. Das Projekt förderte Umweltwissen, Mitgefühl und Verantwortung. Es motivierte die Kinder dazu, auch künftig „so schlau wie der Dachs“ zu handeln.
Prägende Eindrücke schaffen Heimatverbundenheit
In den Naturpark-Kindergärten lernen die Kinder die Natur und die Tiere in ihrer Region kennen. „So bauen sie schon früh eine enge emotionale Bindung zu ihrer Umwelt auf“, sagt Naturpark-Bereichsleiterin Fränze Stein bei der Auszeichnungsfeier. „Das ist für einen nachhaltigen Umgang mit der Natur sehr wertvoll. Bei den Projekten kommen die Kinder ihrer Heimat mit Herz und Hand nahe. Das sind Eindrücke, die prägen.“
Die Auszeichnung zum Naturpark-Kindergarten kann ein Kindergarten in der Regel nach einem Jahr erwerben. Die Zertifizierung ist fünf Jahre gültig. Mit der Auszeichnung ist der Kindergarten dazu verpflichtet, festgelegte Qualitätsstandards einzuhalten. Dazu zählt etwa, sich aktiv mit Projekten einzubringen und dafür Partnerinnen und Partner aus der Region zu gewinnen. An Fortbildungen teilzunehmen und eine ganzheitlich nachhaltige Entwicklung anzustreben.
Hintergrund: Das Konzept der Naturpark-Kindergärten
Im Naturpark-Kindergarten lernen die Kinder bei vielseitigen Projekten ihre Heimat in der Naturpark-Region besser kennen. Sie bauen so eine natürliche Verbundenheit zu ihr auf. Die Erzieherinnen und Erzieher machen mit den Kindern Ausflüge und besuchen regionale Fachleute aus den Bereichen Land- und Forstwirtschaft, Obst- und Gartenbau, Naturschutz, Kultur und Brauchtumspflege sowie dem lokal ansässigen Handwerk. So lernen die Kinder etwa, woher die Lebensmittel kommen, wie sie sich gesund und regional ernähren können oder wie auf Bauernhöfen, Streuobstwiesen, im Forst oder im Handwerk gearbeitet wird. In den Naturpark-Kindergärten wird Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) in die Praxis umgesetzt. Das BNE-Konzept ist im Bildungsplan der Landesregierung verankert.
Text: Gundi Woll/ Fotos: Michael Keppler
JN/ 22.07.25




