Heute schauen wir uns mit unserer Schwarzwald-Guide Monika Wurft den Klassiker unter den „Un“-Kräutern genauer an und wie dieser zum geliebten Küchenkraut werden kann: den Giersch! Der Wahlspruch unserer Kräuterfrau lautet nicht umsonst: Traue keinem Garten ohne Unkraut! Auch diesmal könnt ihr das Wildkräuterbuch von Monika Wurft gewinnen (siehe unten).
Bei meinen Kräuterführungen geht regelmäßig ein Raunen durch die Gruppe, wenn wir uns den berühmt-berüchtigten Giersch vornehmen. Den meisten ist er ein Dorn im Auge und es wird munter diskutiert, welches die beste Methode ist ihn loszuwerden. Meine Devise „Aufessen statt Ärgern“ wird gern belächelt, bis zu dem Moment, in dem sich jeder ein Blättchen abgezupft hat, seinen Duft herausgelockt und ihn probiert hat. Petersilie mag ja beinahe jeder. Warum also nicht diesen nahen Verwandten der Petersilie wie diese nutzen?
Giersch duftet und schmeckt nicht nur nach Petersilie, sondern überdies auch leicht nach Möhren und Anis! Wer kann dazu schon nein sagen?
Fall sich im Moment jemand von euch über seinen voreiligen Eifer beim Jäten ärgert, keine Bange: Giersch wächst immer nach, frei nach dem Motto „Unkraut vergeht nicht!“
Zarte Blättchen gleich in den Mund
Warum ich so früh im Jahr auf den Giersch komme? Ganz einfach! Schon ab Ende Februar, je nach Witterungsverhältnissen und in welcher Höhenlage ihr unterwegs seid, lugen die ersten kleinen, feinen Blättchen aus dem Boden. Jetzt könnt ihr euch dem Giersch nähern, falls ihr ihn bisher nicht im Repertoire hattet. Kostet diese ersten zarten Blätter total pur! Ihr werdet ihn mögen.
Immer wieder treibt es auch mich im zeitigen Frühjahr durch den Garten zu diesen ersten zarten, leicht zerknautschten Blättern. Giersch wächst bei mir sogar im Blumenkübel, den ich an eine warme Wand gerückt habe. Doch ihr werdet an geschützten Stellen im Garten oder unter Hecken ebenfalls fündig. Mein Tipp: Von der Hand in den Mund. Und wenn er größer wird, ins Salatsieb und ab in die Küche.
Wer erkennt den Giersch noch nicht?
Giersch, mit botanischem Namen Aegopodium podagraria, gehört zur großen Familie der Doldenblütler (Apiaceae). Zu seiner Verwandtschaft zählen unter anderem Fenchel, Sellerie, Dill, Wilde Möhre, Wiesen- Bärenklau und Engelwurz. Und eben Petersilie. Giersch ist an Wegrändern, in Gärten, Parkanlagen und unter Hecken zu finden – überall dort, wo der Boden ausreichend nährstoffreich und tiefgründig ist. Vielleicht kennt ihr ihn auch unter anderen Namen wie Dreiblatt, Ziegenfuß, Podagrakraut, Geißfuß oder Gichtkraut.
Mit seinen dreigeteilten Grundblättern, die auf einem gefurchten Stängel sitzen, und seinen unterirdischen Wurzelausläufern ist er den meisten Gartenbesitzern kein Unbekannter. Um an den Duft nach frischen Möhren zu kommen, solltet ihr seine Blätter zwischen den Fingern zerreiben.
Zur Blütezeit schmückt sich der Giersch mit zahlreichen weißen Blütendolden. Die für diese gesamte Familie typischen, schirmartigen Dolden setzen sich aus kleinen Döldchen zusammen, an denen die weißen, fünfzähligen Einzelblüten sitzen. Seine Samen werden als Spaltfrüchte bezeichnet, da sie zur Reifezeit in zwei gleiche Teile zerfallen. Vom Aussehen her erinnern sie an die Früchte des mit ihm verwandten Kümmels.
Für die Hausapotheke äußerst interessant!
Kaum zu glauben, doch Giersch ist eine alte Heilpflanze, die in der Volksheilkunde auf Grund ihrer ätherischen Öle, Vitamine, Aminosäuren und Mineralstoffe wie Kalium, Calcium, Magnesium und Zink geschätzt wird. Ob frische Blätter, in Form von Tee oder als Frischpflanzenpresssaft kommt er bei rheumatischen Beschwerden, Arthrose, Gicht, Insektenstichen und bei Frühjahrsmüdigkeit zum Einsatz. Bei schmerzhaften Gelenken könnt ihr äußerlich einen Umschlag aus einem Giersch-Teeauszug machen oder die zerquetschten, frischen Gierschblätter direkt auflegen. Innerlich empfiehlt sich für eine Teekur zweimal täglich eine Tasse. Dazu nimmt man ca. 2 gehäufte TL frische oder 1 TL getrocknete Gierschblätter und übergießt diese mit ¼ l kochendem Wasser. Nach 5 Minuten Ziehzeit könnt ihr den Tee durch ein Sieb abgießen und trinken.
Für eine ausdauernde Ernte
Wenn man die Blätter laufend abschneidet, treibt Giersch aus seinen unterirdischen Ausläufern dauernd frisch aus. Auf diese Weise könnt ihr beinahe das ganze Jahr über zarte Gierschblätter ernten. In Streifen geschnitten pur oder und mit anderen Würzkräutern gemischt, eignet er sich zum Einfrieren. Giersch lässt sich jedoch auch als Wintervorrat gut trocknen. Die Blüten und Früchte nehme ich im Sommer frisch zum Würzen und Dekorieren. Sie können jedoch auch getrocknet werden.
In der Küche
Einmal auf den Geschmack gekommen, steigt die Hochachtung vor dem leckeren Wildgemüse, zumal der vitamin- und mineralstoffreiche Giersch sogar dem vielgelobten Grünkohl überlegen ist. Die jungen Blätter werden die ganze Saison über zu Salaten, Bratlingen, Spinat, Gemüsefüllungen, Kräuterkartoffeln, Eintopfgerichten, Wildkräutersuppen, Pesto und Kräuterbutter verarbeitet. Giersch kommt in Mixgetränken, so genannten Smoothies, zum Einsatz. Er verleiht Kräuterlimonaden und Kräuterlikör ein hervorragendes Aroma und schmeckt auch eingelegt in Essig, Kräuteröl oder einfach als Brotbelag ausgezeichnet. Die Blüten und Blätter könnt ihr auch als essbare Dekoration zum Beispiel auf Käseplatten und fürs kalte Büfett verwenden. Erstaunen löst ihr damit allemal aus!
Natur- und Gartentipp
Ein Anbau im eigenen Garten ist normalerweise nicht nötig, er findet schon von alleine den Weg dorthin. Seine Blütendolden sind wahre Insektenmagnete und es lohnt sich, diese zu beobachten! Seiner Eigenschaft, sich immer stärker zu verbreiten, können ihr durch laufendes Ernten Einhalt gebieten. Frei nach dem Motto „Essen statt Jäten“ bereitet der wuchsfreudige Giersch in der Küche mehr Freude als beim mühsamen Unkrautrupfen.
Außerdem ist Giersch der Klassiker in Gärten und „essbaren Parks“, wenn es um Permakultur geht. In einem Ökosystem, das sich selbst steuert, trägt Giersch zur Selbstversorgung bei und wächst ohne unser Zutun – erfahrungsgemäß auch an Plätzen, die sonst wenig Beachtung finden, wie am Kompost, unter Hecken oder Beerensträuchern.
Rezepte mit Giersch
Kräuterquiche
Boden:
- 200 g Mehl
- 125 g Butter
- 1 Ei
- etwas Salz.
Aus allen Zutaten einen weichen Teig kneten und auf einem gefetteten, runden Backblech auslegen.
Belag:
- 3 Handvoll Wildkräuter wie Giersch, Brennnessel, Löwenzahn und Spitzwegerich, aber auch Sauerampfer und Labkraut
- 30 g Butter
- 200 g saure Sahne
- 150 g Joghurt
- 100 g geriebener Käse
- Salz, Pfeffer, Muskatnuss.
Die Kräuter waschen, trockenschleudern, in Streifen schneiden und in einer Pfanne mit der Butter andünsten. Joghurt, Sahne und Käse miteinander verrühren. Die gedünsteten Kräuter unter die Joghurtmasse heben und mit den Gewürzen kräftig abschmecken. Die Masse auf dem Teig verteilen und im Backofen bei 200 Grad rund 40 Minuten backen. Dazu passt ein Salat mit Wildkräutern wunderbar.
Giersch-Brennnesselchips
Blätter von Giersch und Brennnessel ernten, waschen und trockenschleudern. In einer Pfanne mit einem guten Öl kurz kross anbraten. Mit einer Würzmischung aus Salz, Paprika und Curry kräftig abschmecken. In einer alten Pfanne auf dem Lagerfeuer gebrutzelt sind diese Chips ein besonderes Erlebnis, gerade auch für Kinder.
Als Ausblick auf heiße Sommertage:
Eine erfrischende Gierschlimonade!
- Einige Stängel Giersch, kombinierbar mit Wiesen-Labkraut, etwas Gundermann, Pfefferminze oder Zitronenmelisse.
- 1 l Apfelsaft
- ½ l Wasser oder Mineralwasser
- Saft einer Zitrone.
Kräuter waschen, Kräuterstrauß kräftig andrücken und in den Apfelsaft hängen. Mindestens zwei Stunden im Kühlen ziehen lassen. Dann die Kräuter herausnehmen und mit Wasser und Zitronensaft auffüllen.
Viel Freude mit dem unverwüstlichen Giersch!
WILDPFLANZENQUIZ
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Schickt bis zum 31. März 2021 eine E-Mail mit der Antwort an redaktion@naturparkschwarzwald.blog, schreibt „Giersch“ in den Betreff und eure Kontaktdaten in den Mailtext, damit wir euch gegebenenfalls den Gewinn zusenden können. Mit der Teilnahme akzeptiert ihr unsere Teilnahmebedingungen.
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Gespickt mit über 200 Fotos zu Pflanzendetails und Rezepten.
(Text und Fotos: Monika Wurft)
11.3.2021