Sie ist die häufigste Laubbaumart in Deutschland und natürlich auch in unserem Naturpark heimisch: Die Rotbuche ist zum Baum des Jahres 2022 gewählt worden. Wie fast immer soll eine solche Wahl auf die Probleme des gewählten Lebewesens hinweisen. Die Rotbuche kämpft mit den Folgen des Klimawandels, immer mehr Trockenheit und Schädlinge machen ihr zu schaffen.
Nein, sie ist nicht die Buche mit den roten Blättern, sie ist die Buche mit den grünen Blättern. Die mit den roten Blättern ist eine kultivierte Varietät und nennt sich Blutbuche. Die Rotbuche hat ihren Namen von ihrem leicht rötlichen Holz, das sie von anderen Buchenarten mit weißem Holz unterscheidet. Weil es in Mitteleuropa aber keine andere Buchenart gibt, nennen wir sie einfach Buche.
Rotbuche schon 1990 Baum des Jahres
Die Silvius-Wodarz-Stiftung hat die Wahl zum Baum des Jahres im Jahr 1989 ins Leben gerufen. Im zweiten Jahr war die Rotbuche schon einmal gewählt worden. Damals galt sie noch als robuster Hoffnungsträger im sich ändernden Klima. Leider gerät sie nun selbst unter Druck. „Die letzten Jahre haben allen Wald-, Stadt- und Parkbäumen stark zugesetzt. Auch der Zustand der Altbuchen ist kritisch“, erklärte Stefan Meier, Präsident der Baum des Jahres Stiftung bei der Ausrufung des Baums des Jahres 2022 im niedersächsischen Bremke Ende Oktober. „Dass sogar Buchen so unter den letzten Jahren der Trockenheit und Schäden gelitten haben, schockiert mich als Förster.“
Junge Buchen passen sich an
Doch gilt es, differenziert darauf zu schauen. „Die alten Bäume sehen nicht gut aus, aber man darf daraus nicht schlussfolgern, dass die jungen es auch nicht packen“, erklärt Andreas Roloff, Professor für Forstbotanik an der TU Dresden und Mitglied im Kuratorium Baum des Jahres. Hoffnung macht, dass erste Untersuchungen an Jungwüchsen gezeigt haben, dass auch die Buche durchaus fähig ist, mit Klimaveränderungen umzugehen, so der erfahrene Forstmann und Fachbuchautor.
Deutschand ist das Kernland der Rotbuche
Mit 16 Prozent des Baumbestands ist die Buche der häufigste Laubbaum in Deutschland und der dritthäufigste Baum nach Fichte und Kiefer. Ihr Bestand nimmt leicht zu. Sie ist eine pure Europäerin und kommt von Südskandinavien bis nach Sizilien vor, von den Tiefebenen bis in den Bergwald. Deutschland liegt mittendrin im europäischen Verbreitungsgebiet. In allen Regionen sind für Buchen potenziell geeignete Wuchsgebiete vorhanden – vom norddeutschen Flachland über die Mittelgebirge bis in den Alpenraum. Deutschland gilt daher als eine Art Kernland der Buche.
Die typischen Schwarzwaldbäume
Tatsächlich ist die Buche unter normalen Umständen sehr robust und widerstandsfähig. Der Boden darf nur nicht zu nass oder zu trocken sein. Und sie setzt sich im Wald gegen andere Baumarten durch. Ihre bis zu 45 Meter hohe Laubkrone wirft so viel Schatten, dass darunter nur der eigene Nachwuchs gedeiht. Und Weißtannen. Nicht umsonst bestand der Schwarzwald bis vor wenigen Hundert Jahren jeweils zur Hälfte fast nur aus Buchen und Weißtannen. Beide Baumarten wurden im 17. und 18. Jahrhundert abgeholzt, die „Holländertannen“ für die Flößerei, die Buchen mit ihrem hohen Brennwert für die Köhlerei, die Holzkohle für die Glashütten produzierte. Bei der Wiederaufforstung ab dem 19. Jahrhundert dominierte die Fichte.
Der eigene Nachwuchs wird unterstützt, aber klein gehalten
Die Buchen haben eine raffinierte Laubstrategie zur Erhaltung und auch Dominanz ihrer Art entwickelt. Die großen Bäume treiben ihre Blätter später aus als die kleineren, damit diese schon zeitig mit der Photosynthese beginnen und Nährstoffe sammeln können. Trotzdem wachsen sie in jungen Jahren wegen des vielen Schattens nur sehr langsam. Erst wenn alte Buchen absterben, durch Unwetter umstürzen oder gefällt werden, „schießen“ sie in die Lücke nach oben, dem Licht entgegen.
Blüten und Früchte
Erst im Alter von 30 bis 50 Jahren beginnt die Buche zu blühen. Sie ist einhäusig, das heißt, dass die männlichen und weiblichen Blüten am selben Baum zu finden sind. Sie erscheinen gleichzeitig mit dem Blattaustrieb im April bis Mai. Die männlichen Samen werden durch den Wind verteilt. Die weiblichen Blüten bilden nach der Bestäubung bis zum Herbst die Bucheckern aus, die jeweils zu zweit in einem Fruchtstand zusammensitzen, umgeben von einer Hülle mit groben, kurzen „Haaren“.
Mastjahre sichern das Überleben der Art in Krisenzeiten
Zur Überlebensstrategie gehört, dass die Buche in einem besonders trockenen Jahr besonders viele Bucheckern produziert. Man spricht dann von einem „Mastjahr“ – worüber sich Wildschweine und andere Tiere freuen. Die Buche kostet das allerdings sehr viel Kraft, sodass sie in den zwei, drei Folgejahren nur wenig Früchte und kleinere Blätter hervorbringt. Im Mastjahr fallen so viele Bucheckern herunter, dass die Tiere sie gar nicht alle fressen können. So können junge Bäume entstehen. Eichhörnchen und Eichelhäher tun ein Übriges zur Verbreitung, in dem sie Vorratslager im Boden anlegen, die sie teilweise vergessen.
(Fotos: Hans Braxmeier, Kathy Büscher, Helmut H. Kroiss [alle pixabay], Stefan Dangel/Naturpark)
21.1.2022