Seine Weine spielen in der obersten Liga mit, es ist Mitglied im exklusiven Verband Deutscher Prädikatsweingüter (VDP). Und gleichzeitig macht es sich in besonderer Weise um Artenschutz und Nachhaltigkeit in der Region verdient. Das sind Gründe, warum das Weingut Schloss Neuweier in Baden-Baden vor einem Jahr als erstes Unternehmen die Auszeichnung „Naturpark-Partner“ erhielt.
Seit rund 750 Jahren widmet man sich im Schloss Neuweier, das noch gut 100 Jahre älter ist, dem Weinbau. Seit 2012 ist Robert Schätzle der Schlossherr. Er kam auf Umwegen zum Weinbau – auch wenn er aus einer Kaiserstühler Winzerfamilie stammt. Doch zuerst beschritt er einen anderen Weg. Er studierte Biotechnologie und arbeitete anschließend in einem Schweizer Unternehmen an seiner Doktorarbeit.
Besonderes Qualitätsmerkmal: VDP-Mitglied
Doch dann besann er sich auf seine Wurzeln und studierte Weinbau in Bordeaux. Danach arbeitete er einige Jahre als Weinbauberater im Burgund, dann deutschlandweit als Berater für den Verband Deutscher Prädikatsweingüter (VDP). Um Mitglied zu werden, muss man vom Verband eingeladen werden. Man kann sich nicht bewerben oder die Mitgliedschaft erwerben. Man muss einfach besser sein als der Durchschnitt und durch besondere Weine auffallen. Das tut Schloss Neuweier bereits seit 1999. Als Robert Schätzle im Jahr 2012 übernahm, verlieh er dem Renommee des Weinguts neuen Glanz. So schrieb die Frankfurter Allgemeine Zeitung, er mache Weine, „die kaum zu verbessern sind.“


Weingut Schloss Neuweier setzt auf Riesling
Besonders auf Riesling ist das Weingut spezialisiert. Schon die historischen fränkischen Vorbesitzer vom vornehmen Geschlecht der Knebel von Katzenelnbogen ließen vor 250 Jahren ausschließlich Riesling anpflanzen. Heute macht diese Weinsorte immer noch 80 Prozent der Produktion aus. Es folgen Spätburgunder/Pinot Noir mit zwölf Prozent, Weißburgunder mit vier Prozent, Gewürztraminer mit zwei sowie Chardonnay und Sauvignon Blanc mit jeweils einem Prozent. Die Reben gedeihen in den Lagen Mauerberg, Schlossberg, Goldenes Loch und Heiligenstein rund ums Schloss, zu einem großen Teil in Steillagen zwischen historischen Trockenmauern.


Artenschutz vor der eigenen Haustür
Und hier kommen wir zum Artenschutz. Ganz ähnlich, wie es am Engelsberg bei den Herzenssache-Natur-Aktionen gegenüber unserer Geschäftsstelle in Bühlertal geschieht, pflegt das Weingut seine historischen Trockenmauern. Sie haben den Weinbau in den Steillagen von bis zu 60 Prozent Gefälle überhaupt erst möglich gemacht. Hier lebt eine Vielzahl von Kleintieren, die für das Ökosystem wichtig sind. Entsprechend werden Efeu, Brombeerranken und andere wuchernde Pflanzen regelmäßig entfernt, um den Lebensraum der Mauerbewohner zu schützen.


Kooperation mit dem Karlsruher Zoo
Als die Lage „Goldenes Loch“ angelegt wurde, gab es die Auflage, auch ein Biotop zu schaffen. Dort finden sich heute viele Vogelarten. Bei der Überlegung, wie man den Artenschutz in der Region noch mehr unterstützen könne, hatte Christian Melcher, der Marketing- und Vertriebsleiter des Weinguts, eine Idee. „Eigentlich hat mich meine tierliebe Frau darauf gebracht“, erzählt er. „Sie machte mich auf die Youtube-Auftritte des Karlsruher Zoodirektors Dr. Matthias Reinschmidt mit seinen Hyazinth-Aras aufmerksam. Da der Karlsruher Zoo eine Artenschutzstiftung hat, luden wir Dr. Reinschmidt ein und gingen mit ihm durch unsere Weinberge. Im Biotop am Goldenen Loch hörte er Vogelarten, die wir als Laien gar nicht wahrnehmen.“
Der Wiedehopf-Wein
Der Wiedehopf ist Vogel des Jahres 2022 und kommt über Frankreich und Italien wieder in unsere Region, aus der er lange verschwunden war. Er nistet bereits am Kaiserstuhl und soll auch hier wieder heimisch werden. Und so heckte man gemeinsam mit dem Zoodirektor die Idee des Wiedehopf-Weins aus. Das Weingut legte einen Cuvée-Wein aus Riesling, Scheurebe und Sauvignon Blanc auf und etikettierte ihn mit dem wohl hübschesten Vogel Deutschlands. „Sauvignon Blanc und Scheurebe bringen die Frucht, der Riesling die Säure in den Wein hinein“, erklärt Melcher.


Vom Erlös jeder verkauften Flasche geht ein Teil an die „Artenschutzstiftung Zoo Karlsruhe“. „Wir hätten auch ein Gorilla- oder ein Orang-Utan-Projekt unterstützen können“, so Melcher, „aber wir helfen lieber bei einem Regionalprojekt zur Wiederansiedlung heimischer Arten.“
Vogelparadies Weingut Schloss Neuweier
Und das ist nicht alles. Robert Schätzle beteiligt sich an einer Biodiversitätsstudie. Im Zuge dessen bekam er Nistkästen für unterschiedliche Vogelarten, unter anderem auch für den Wiedehopf. Schätzle und Melcher luden Zoodirektor Reinschmidt dazu ein, die Nistkästen auf dem Gelände zu verteilen. „Er weiß als Vogelexperte am besten, wo man sie anbringt, damit die Tiere sie auch annehmen“, sagt Melcher. „Nun hoffen wir, dass die Vögel auch kommen und brüten.“
Naturpark-Partner
Nicht nur mit seinem Engagement für den Artenschutz qualifizierte sich das Weingut als Naturpark-Partner. Es trägt mit der Bewirtschaftung der Rebhänge und der Pflege der Trockenmauern auch erheblich zum Erhalt eines Teils der typischen Kulturlandschaft im Naturpark bei. Es betreibt weitgehend ökologischen Weinbau und lässt das Gras zwischen den Reben von Schafen und Ziegen abweiden.


Damit ist das Weingut Schloss Neuweier ein vorbildlicher Botschafter des Naturparks und seiner Ziele. Es leistet mit seiner Arbeit einen besonderen Beitrag für die Region und ihre nachhaltige Entwicklung. Das Weingut ist ein gutes Beispiel dafür, wie Landschaftspflege, nachhaltige Bewirtschaftung und regionale Wertschöpfung miteinander einhergehen können. Genau das sind auch die Ziele des Naturparks.


Schätzle und sein Team laden auch Schulklassen ein und erklären ihnen, wie man Wein anbaut oder Traubensorten unterscheidet – ganz im Sinne unserer Naturpark-Schulen. Im Sommer fand ein Naturpark-Markt auf dem Schlossgelände statt, mit gutem Erfolg, im Jahr 2023 soll es wieder einen geben.
Mehr Info: Weingut Schloss Neuweier
Hintergrund:
Mit dem Naturpark-Partnerprogramm werden landwirtschaftliche und handwerkliche Betriebe wie etwa Hofläden, Bäckereien und Metzgereien oder auch andere Organisationen aus der Naturpark-Kulisse angesprochen. Und zwar solche, die mit ihrer Arbeit zu einer nachhaltigen Entwicklung der Region beitragen und weitere Ziele des Naturparks wie Umwelt- und Artenschutz unterstützen. Das Partnerprogramm bietet allen Beteiligten eine Win-Win-Situation. Der Naturpark unterstützt die Partnerbetriebe, indem er sie in seine Kommunikationskanäle und Social Media einbindet und so ihren Bekanntheitsgrad steigert. Gleichzeitig vernetzen und stärken sich die Partnerbetriebe untereinander. Landschaftspflege, kurze Transportwege bei der Vermarktung und regionale Wirtschaftskreisläufe kommen der Umwelt und dem Klima zugute.
(Fotos: Weingut Schloss Neuweier, Katja Kösztler, Delyth Williams/Pixabay)
5.12.2022