Achtung vor der Natur, Achtung für die Tiere – mit dieser Grundeinstellung haben Horst Reiser und seine Familie ihren Bioland-Bauernhof gegründet. In Straubenhardt im Norden des Naturparks halten sie Hühner, Rinder, Schafe, Schweine und mehr, bauen Getreide, Gemüse und Obst auf 88 Hektar an. Und sie beliefern sich selbst: Als Direktvermarkter betreiben sie einen großen Biobauernmarkt mit nahezu 2000 regionalen Produkten.
Auslauf für alle Tiere
Alles Bio – und zwar konsequent. „Für mich ist es eine Philosophie, ein biologisch wirtschaftender Betrieb zu sein“, sagt Horst Reiser. „Und mir ist es sehr wichtig, Tiere mit möglichst viel Achtung großzuziehen.“ Das bedeutet zum Beispiel, dass seine Limousin-Rinder so lange wie möglich auf der Weide sind und dass die Kälber bis zur Schlachtreife zehn bis zwölf Monate bei ihren Müttern bleiben.
Ähnlich ist es bei den Schweinen. Sie haben – wie alle Tiere auf Reisers Bioland-Bauernhof – viel Auslauf und können ins Freie. Das gilt auch vor allem für die 1800 Hühner, die täglich rund 1300 Eier legen. Sie und die 30 Hähne können ab zehn Uhr bis zur Schlafenszeit jederzeit vom Stall auf die Wiese wechseln. Dort scharen sie sich sofort zutraulich und neugierig um jeden, der das Freigelände betritt. Und alle sehen prächtig und kerngesund aus. Den Hühnern stehen Grasflächen zur Verfügung. Die Reisers müssen sie allerdings immer wieder neu einsäen, denn die Vögel rupfen die Halme mitsamt den Wurzeln aus. Auch ein Dutzend Pensionspferde fühlt sich bei den Reisers wohl.
Rücksicht auf Bienen und Boden
Selbstverständlich verwendet die Landwirtsfamilie keine Pestizide und keinen Kunstdünger beim Anbau von Getreide und Gemüse. „Bei Kartoffelkäferbefall müssen wir natürlich etwas tun“, erklärt Reiser. „Aber wir verwenden nur biologisch zugelassene, bienenunschädliche Mittel mit geringerem Wirkungsgrad.“ Und gedüngt wird ganz natürlich mit den Hinterlassenschaften der Tiere.
„Was für mich ein zentraler Punkt als Landwirt ist: der Sinn für den Boden“, betont Reiser. „Boden ist die Grundlage allen Wirtschaftens. Mein Ziel ist es, ihn so nachhaltig wie möglich zu bewirtschaften, damit auch die kommenden Generationen eine Grundlage haben.“ In einer Handvoll Erde können mehr Lebewesen existieren als es Menschen auf der Erde gibt. Deshalb gilt es, keine tiefen Spuren zu hinterlassen und den Boden nicht zu verdichten. „Wir wollen den Boden so bearbeiten, dass die Bodenlebewesen überleben und ihre ‚Arbeit‘ verrichten können – vom Mikroorganismus bis zum Regenwurm. Und der Boden sollte immer gut durchwurzelt sein.“
Reisers Tierleben
Bioland-Bauernhof – was bedeutet das?
Wer Mitglied im Bioland-Verband ist, für den gelten besondere Richtlinien. „Das hat große Bedeutung für die Verbraucher: Es muss eine komplette Betriebsumstellung erfolgen“, sagt Reiser. „Das heißt: Alles, was ich tue, muss den Richtlinien des Bioland-Verbandes unterworfen sein. Um als EU-Ökobetrieb zu gelten, würde es genügen, meine Tiere konventionell zu halten, solange ich zum Beispiel mein Getreide nach EU-Öko-Verordnung anbaue.“
Südamerikanische „Mitbewohner“
Wer den Hof besichtigt, begegnet auch exotischen „Untermietern“. Sechs Lamas sind hier in Pension. Sie gehören Entspannungscoach und Stressbewältigungs-Trainerin Christiana Schmitt, die die südamerikanischen Kamele als Therapietiere einsetzt. „Lamas sind sehr sanft und ungefährlich, sie beißen und treten nicht“, sagt sie. „Und sie spucken auch nicht auf Menschen – höchstens untereinander.“ Christiana Schmitt bietet Seminare zur tiergestützten Stressbewältigung und Entspannung an, ebenso Wanderungen und Lama-Trekking zur Freizeitgestaltung, auch für Kinder.
Biologisches Einkaufsparadies
Familie Reiser produziert saisonale Lebensmittel für die Region, vor allem Eier, Fleisch- und Wurstwaren, Getreide, das zum Großteil zu Mehl verarbeitet wird, viele Gemüsesorten und etwas Obst. Die Erzeugnisse verkauft sie in ihrem Biobauernmarkt in Straubenhardt, knapp zwei Kilometer vom Hof entfernt. „Wir beliefern aber auch die Hofläden anderer Bauernhöfe in der Region“, erklärt Reiser. „Und umgekehrt beziehen wir Erzeugnisse von ihnen für unseren Markt.“ Mit ihrer riesigen Auswahl von rund 2000 Produkten sind die Reisers quasi bäuerliche Vollsortimenter. So müssen Kunden nicht mehrere Höfe anfahren. Teilweise kaufen die Reisers ihre ökologisch angebauten Produkte auch beim Großhändler ein. „Wir haben beispielsweise ein großes Molkerei-Regal, die Produkte kommen teilweise von Schwarzwaldmilch, ansonsten von unseren Kollegen in der Region.“
Laden und Bistro
Während Horst Reiser und seine beiden Söhne sich um die Landwirtschaft kümmern, ist der Biobauernmarkt das Reich seiner Frau Elke. Mit rund 20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern betreibt sie den Bio-Supermarkt. Dazu gehört auch ein Bistro, in dem Frühstück, vegetarische Mittagsgerichte oder Kaffee und Kuchen serviert werden. „Gemüse verkaufen wir ausschließlich mit Bedienung“, sagt Elke Reiser. „Die Produkte sind so hochwertig, da möchten wir keine Tomaten verkaufen, die schon x-mal angefasst wurden.“
Fest verwurzelt im Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord
„Ich halte den Naturpark für eine wichtige Institution“, betont Reiser. „Er vermittelt Menschen, die nicht aus der Landwirtschaft kommen, das Wissen, wie wichtig die Natur und die Kulturlandschaft sind.“ Familie Reiser war von Anfang an beim Brunch auf dem Bauernhof mit von der Partie. „Wir sind immer mit über 300 Gästen ausgebucht. Außerdem sind wir auch oft auf den Naturparkmärkten dabei.“
Also – wenn ihr in oder aus der Gegend von Straubenhardt seid, dann deckt euch ein mit den leckeren Schwarzwälder Spezialitäten und mehr vom Biobauernmarkt Reiser!
(Fotos: Reiser, Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord, Stefan Dangel; Video: Stefan Dangel, Musik: Free Music Archive)
Biobauernmarkt Reiser
Benzstraße 14, 75334 Straubenhardt
Telefon 07082 – 93055
E-Mail: biobauer.reiser@t-online.de
Web: www.biobauernmarkt.de