Ist die Vielfalt der Natur nicht erstaunlich? Berglandschaften, Savannen, Meere, Wüsten, Schluchten, Flusslandschaften, Seen, Regenwald – schon im Großen betrachtet nimmt die Natur auf unserer Erde ganz unterschiedliche Formen an. Eine noch größere Vielfalt wird offenbart, wenn wir uns die einzelnen Räume aus der Nähe ansehen: Es tummeln sich ganz unterschiedliche Lebewesen darin, zwischen denen faszinierende Prozesse ablaufen.
Leider befindet sich die Vielfalt des Lebens auf der Erde in ernsthafter Gefahr: Die internationalen Expertinnen und Experten des Weltbiodiversitätsrats gehen davon aus, dass eine Million Arten noch in diesem Jahrhundert aussterben könnten. Die Ursachen für den Biodiversitätsverlust gehen auf menschliche Aktivitäten zurück. Dementsprechend haben wir als Menschheit auch die Möglichkeit, den fortschreitenden Verlust aufzuhalten. Jede und jeder Einzelne von uns kann einen Teil dazu beitragen.
In einer Reihe von neuen Blogbeiträgen erfahrt ihr Tipps, was ihr in eurem eigenen Umfeld tun könnt, um die Biodiversität zu schützen – beim Einkaufen, auf dem Balkon oder im Garten. In diesem Beitrag möchten wir zunächst zwei wichtige Fragen klären: Was ist biologische Vielfalt überhaupt? Und weshalb geht sie zurück?
Vielfalt auf allen Ebenen
Beim Wort „Lebewesen“ denken wir oft als Erstes an Tiere. Neben ihnen sind aber auch Pflanzen, Pilze und Bakterien Teil der belebten Welt und damit Teil der Biodiversität. Von der kleinen Blattlaus bis hin zum mächtigen Blauwal sind bislang rund 1, 38 Millionen Tierarten bekannt. Bei den Pflanzen wurden über 330.000 Arten beschrieben und bei den Pilzen rund 140.000. Wie viele Arten es insgesamt tatsächlich gibt, ist schwer zu schätzen.
Ein Ausdruck biologischer Vielfalt sind etwa auch die rund 1.500 Apfelsorten, die in Deutschland vorkommen. Sie sind zwar alle Teile derselben Art, sehen aber ganz unterschiedlich aus und schmecken auch unterschiedlich. Selbst bei den Apfelbäumen, die dieselbe Sorte Äpfel tragen, unterscheidet sich noch ein Baum vom anderen, denn jeder Baum hat einzigartige Gene. Bei der Vielfalt innerhalb der Arten spricht man deshalb von genetischer Vielfalt.
Neben der Artenvielfalt und der genetischen Vielfalt gehört schließlich auch noch die Vielfalt der Ökosysteme zur Biodiversität dazu. Von der badischen Streuobstwiese bis zum brasilianischen Regenwald haben sich in verschiedenen Lebensräumen ganz unterschiedliche Artengemeinschaften angesiedelt. Die Artenzusammensetzung und die Prozesse, die in ihnen ablaufen, machen jedes Ökosystem einzigartig.
Gründe für den Biodiversitätsverlust
Aufgrund des gestiegenen Lebensstandards und der wachsenden Weltbevölkerung beansprucht die Menschheit immer mehr Raum. Durch den Bau von Siedlungen, Industrieanlagen und Straßen geht Lebensraum verloren und es entstehen räumliche Barrieren, die viele Tierarten in ihrer Bewegungsfreiheit einschränken. Diese Zerschneidung von Lebensräumen erschwert die Suche nach Nahrung und Partnern. Es findet weniger Durchmischung statt und die genetische Vielfalt innerhalb der Art geht zurück. Mit einer schrumpfenden genetischen Vielfalt sinken auch die Chancen, dass sich eine Art an Umweltveränderungen anpassen kann, die ihre Existenz bedrohen.
Neben der Bebauung von Flächen trägt auch die intensive Landwirtschaft zum Rückgang der Biodiversität bei. Mit zunehmendem Einsatz großer Maschinen sind die Äcker größer geworden. Hindernisse wie Heckenstreifen, Steinhaufen und Baumreihen wurden vielerorts entfernt. Mit diesen Strukturen gingen wichtige Lebensräume in der Agrarlandschaft verloren. Auch der Einsatz von giftigen Pflanzenschutzmitteln und der Eintrag von Dünger in natürliche Ökosysteme trägt zum Rückgang der Biodiversität bei. Sensiblere Arten werden von nährstoffliebenden Arten verdrängt.
Eine weitere Ursache stellt die Begradigung und Eindämmung von Flüssen dar. Ein natürlicher Fluss verzweigt und schlängelt sich, sodass entlang seines Verlaufs Lebensräume mit unterschiedlichen Bedingungen entstehen. Regulierende Baumaßnahmen haben vielerorts dazu geführt, dass die artenreichen Überschwemmungszonen verloren gegangen sind.
Durch Industrieanlagen und den Verkehr gelangen Schadstoffe in die Umwelt. Sie wirken sich nicht nur negativ auf die menschliche Gesundheit aus, sondern beeinträchtigen auch die Funktion von Ökosystemen. Auch Medikamentenrückstände, insbesondere hormonell wirksame Substanzen, können extremen Schaden anrichten, indem sie zum Beispiel die Fruchtbarkeit von Tierarten beeinträchtigen.
Weitere Gründe für den Rückgang der Biodiversität sind eine Überfischung der Meere, die Verbreitung von ortsfremden Arten, die heimische Arten verdrängen, sowie Wilderei und Jagd.
Durch den Klimawandel wird die Bedrohungen der Biodiversität zusätzlich verstärkt. Für viele Arten verschieben sich die geeigneten geografischen Verbreitungsgebiete und die Zeiten für saisonale Aktivitäten. Nicht allen wird es gelingen, sich schnell genug an die veränderten Bedingungen anzupassen.
Engagement für Biodiversität im Naturpark
Zum Schutz der regionalen Biodiversität, setzt sich der Naturpark dafür ein, die vielfältige Kulturlandschaft im mittleren und nördlichen Schwarzwald zu erhalten. So lassen wir zum Beispiel im Projekt Blühender Naturpark gemeinsam mit Gemeinden, Firmen, Vereinen und Privatpersonen artenreiche Wildblumenwiesen entstehen. Wir koordinieren darüber hinaus das Projekt Blühende Naturparke für alle sieben baden-württembergischen Naturparke. Wir organisieren im Rahmen der „Ehrensache Natur“-Aktionen Freiwilligeneinsätze in der Landschaftspflege. Und schließlich engagieren uns mit dem Humusprojekt für Klimaschutz und eine nachhaltige Landwirtschaft.
(Text: Hannah Robertz, Fotos: Cunigunde, esdepikur, Erich Westendarp, Maria Godfrida, Markéta (Machová) Klimesová, Benjamin White, Andreas – alle pixabay, Naturpark, Positerra)
20.3.2023