Im Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord startet in den kommenden Wochen die Herbsteinsaat im Rahmen des Projekts „Blühender Naturpark“. Zahlreiche Flächen in der Region werden dabei mit heimischen Wildblumensamen eingesät – rund 90 Städte, Gemeinden, Kreise und Unternehmen sowie viele Privatpersonen haben seit Projektbeginn 2016 bereits mehr als 230 kleine und großen Flächen eingesät. Knapp 60 weitere Flächen kommen in diesem Herbst dazu – insgesamt 40.000 Quadratmeter.
Kindertagesstätte „Himmelszelt“ hilft mit
Den Auftakt machte am vergangenen Donnerstag, 12. September 2019, die Gemeinde Glatten (Landkreis Freudenstadt). Gemeinsam mit den Kindern der Kindertagesstätte „Himmelszelt“ wurde eine rund 1.000 Quadratmeter große Fläche im Baugebiet „Schöferle“ eingesät. Zwei weitere Flächen werden in den kommenden Tagen von Mitarbeitern des Bauhofs für die Einsaat vorbereitet.
Wildblumensamen werden mit Sand gemischt
Mit grünen Eimerchen voller Saatgut, bunten Gummistiefeln und jeder Menge guter Laune machten sich die rund 20 Kinder der Kindertagesstätte an ihre Aufgabe: In einer Reihe säten die Kinder die bereits umgepflügte Fläche im Baugebiet „Schöferle“ ein. Naturpark-Projektmanagerin Lilli Wahli begrüßte die fleißigen Helfer und gab den Kleinen Tipps, worauf man beim Einsäen achten muss – zum Beispiel auf das Mischen der Wildblumensamen mit etwas Sand. „Dann geht das Ausstreuen besser von der Hand“, weiß die 28-Jährige aus Erfahrung.
Neue Blühfibel vorgestellt
Als Dank bekommen die Kinder vom Naturpark erstmals auch die druckfrische „Blühfibel“, die zum Entdecken, Lernen, Sammeln und Einkleben einlädt. Zudem werden Feldschilder aufgestellt, die auf das Projekt und den großen Nutzen für die Tier- und Pflanzenwelt aufmerksam machen.
Dass sich Schulen und Kindergärten in vielen Kommunen aktiv einbringen, ist Teil des Konzepts „Blühender Naturpark“, das der Naturpark gemeinsam mit dem Landesverband Badischer Imker vorantreibt. „Uns geht es auch darum, ein Bewusstsein für die enge Verzahnung von blütenbesuchenden Insekten und der Erzeugung regionaler Lebensmittel wie Honig oder Apfelsaft zu schaffen. Und hier setzen wir stark auf die ganz junge Generation, die ihre Erfahrungen voller Tatendrang auch mit nach Hause nimmt“, erklärt Lilli Wahli.
Gemeinde Glatten sät drei Flächen mit Wildblumensamen ein
Der Einsatz für die ökologische Vielfalt in der Region und gegen das Insektensterben hat auch Glattens Bürgermeister Tore-Derek Pfeifer überzeugt, insgesamt drei Flächen in der Gemeinde ökologisch aufzuwerten. „Mit unseren Flächen am Radweg, hinterm Freibad und hier im Baugebiet Schöferle setzen wir auf insgesamt 2.600 Quadratmeter Wiesenfläche auf mehr ökologische Vielfalt“, erklärte Pfeifer. Zusätzlich wird die Pflege einer weiteren Fläche in Hanglage umgestellt und ökologischer ausgerichtet.
Blühender Naturpark soll immer weiter wachsen
Damit im Naturpark zahlreiche Wildblumenarten wachsen und den Insekten Lebensraum und Nahrung bieten können, sollen auch in Zukunft möglichst viele Flächen mit gebietsheimischen Saatmischungen eingesät werden. Der beste Zeitraum für die Einsaat liegt dabei im Herbst. Denn dann folgt meist eine regenreichere Zeit, was fürs Keimen und Wachsen der Samen sehr wichtig ist. Vielerorts ist die Artenvielfalt bei den Wildblumen durch moderne Landwirtschaft und intensive Pflege von Grünflächen stark zurückgegangen. Dies wirkt sich auch auf die Vielfalt von wilden Insekten wie Wildbienen, Hummeln, Faltern, Schmetterlingen und sogar Feldvögeln aus. So gibt es allein in Deutschland über 560 Arten von Bienen, die Honigbiene ist nur eine davon. Alles andere sind Wildbienen, darunter 32 Hummelarten. Mehr als die Hälfte zählt zu den gefährdeten Arten. 147 Arten ernähren sich von einer einzigen Blütenart. Schon deshalb ist die Artenvielfalt auch bei den Wildblumen wichtig.
(Fotos: Annabel Friedmann/Naturpark)
13.9.2019