Die Loki Schmidt Stiftung kürt jedes Jahr „die Blume des Jahres“. Damit möchte sie aber nicht nur auf die Pflanze und ihre Gefährdung aufmerksam machen, sondern auch auf deren selten gewordenen Lebensraum. Beim diesjährigen Kandidaten Fieberklee geht es somit also um Sumpf- und Moorlandschaften, wie sie auch im Naturpark Schwarzald Mitte/Nord vorkommen. Der hübschen Blume werden Heilkräfte nachgesagt, außerdem ist sie eine attraktive Nahrungsquelle für Insekten.
Die Blume des Jahres kann zwar kein Fieber senken und mit Klee ist sie auch nicht verwandt, aber sie ist Klimabotschafterin und ein reich gedeckter Tisch für Bienen. Ihr Name deutet einerseits auf ihre frühere Verwendung als fiebersenkendes Mittel hin. Allerdings konnte diese Wirkung nie wissenschaftlich bewiesen werden. Vielmehr soll sie bei Apptitlosigkeit, Blähungen und Verdaungsbeschwerden helfen. Andererseits sind ihre Blätter kleeblattartig angeordnet, was den zweiten Teil des Namens erklärt. Die Blume des Jahres gilt in Deutschland als stark gefährdet.
Ein Pionier mit undankbaren Nachfolgern
Fieberklee (Menyanthes trifoliata) ist ein Multitalent und wird Naturfreunde ein Jahr lang in die Welt der Moore, Sümpfe und Feuchtwiesen führen. Denn dort ist er zu Hause. Die mehrjährige Sumpfblume ist eine typische Art der Übergangsmoore und bereitet als Frühbesiedlerin in Verlandungszonen anderen Pflanzenarten den Weg – zum Beispiel am Hochmoor auf dem Kaltenbronn oder an unseren verlandenden Karseen im Naturpark. Diese anderen Pflanzenarten aber drängen mit der Zeit den Fieberklee zurück – ziemlich unfair. 😉 Er ist nahezu perfekt an diese Lebensbedingungen angepasst, denn seine hohlen Stängel und Blattstiele dienen dem Auftrieb und der Durchlüftung am Wasserstandort. Seine ganze Schönheit stellt der Fieberklee dann zwischen April und Juni zur Schau ─ wenn er mit seinen zarten, weißen und auffällig stark bewimperten Blüten Wildbienen, vor allem aber Hummeln zu Tisch bittet.
Mit seinem Lebensraum schwindet der Fieberklee
Mit der Benennung des Fieberklees zur Blume des Jahres macht die Loki Schmidt Stiftung auf den dringend notwendigen Schutz seiner besonderen Lebensräume, der Moore, aufmerksam und thematisiert ihre Bedeutung für Mensch und Natur. Denn nicht nur eine Vielzahl gefährdeter, hoch spezialisierter Arten fühlt sich hier wohl – vor allem das Klima wird in erheblichem Maße durch Moorlandschaften beeinflusst.
Moore sind CO2-Speicher
Die Moore, Übergangszonen zwischen festem Land und Wasser, gibt es schon seit mindestens 400 Millionen Jahren. In der obersten Schicht ihrer besonders nassen, sauerstoffarmen Böden, lagert sich abgestorbenes pflanzliches Material an, ohne zersetzt zu werden. Dieses Material nennt sich dann Torf. Pro Jahr wird in einem intakten Moor ungefähr ein Millimeter Torf aufgebaut. Unglaublich: Obwohl Moore nur drei Prozent der Erdoberfläche bedecken, binden sie in ihren Torfschichten etwa doppelt so viel Kohlenstoff wie alle Wälder weltweit in ihrer Biomasse! Sie gehören damit neben Meeres-Plankton, Salzwiesen und Wäldern zu den „Klimaschützern“ schlechthin. Werden Moore entwässert, um sie beispielsweise als Grünland oder Siedlungsland zu nutzen, gelangt Luft in den Moorkörper und der Torf wird abgebaut. Folglich entweichen nicht nur riesige Mengen des gespeicherten CO2, sondern zusätzlich auch Lachgas (N2O), dessen klimaschädliche Wirkung 300-mal höher ist als die des CO2.
(Fotos: Julian Denstorf, Hermann Timmann, Udo Steinhäuser [alle Loki Schmidt Stiftung], Manfred Antranias Zimmer, Alois Grundner, Georg Wietschorke [alle pixabay])
7.2.2020