Wir freuen uns, dass wir den zweiten Naturpark-Kindergarten im nördlichen und mittleren Schwarzwald in unserem „Heimatort“ in Bühlertal begrüßen dürfen. Weitere acht Kindergärten in anderen Naturpark-Gemeinden haben schon die Kooperationsvereinbarung unterschrieben und freuen sich auf die Zertifizierung.
Einen Maikäfer aus Filz nähen, Eichhörnchen beim Nüsseknacken beobachten, Distelfaltern beim Schlüpfen zuschauen, Schnecken im Aquarium ein schönes Zuhause bauen und eine eigene Kürbissuppe kochen – das haben die Kinder im Kindergarten St. Michael in Bühlertal schon alles gemacht. Sechs Projekte zu Tieren, Pflanzen und Früchten in der Region gab es bisher. Drei weitere laufen derzeit noch. Deshalb zeichnete der Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord den Kindergarten am 19. Mai 2022 zum Naturpark-Kindergarten aus.
In Bühlertal gibt es nun zwei Naturpark-Schulen und einen Naturpark-Kindergarten. „Wir haben in Bühlertal viel Natur um uns herum. Deshalb finde ich es toll, dass sich die Kinder bei den Naturpark-Projekten so engagieren“, sagte der Stellvertretende Bürgermeister der Gemeinde Bühlertal, Stefan Ursprung bei der Feier. Für den Naturpark-Geschäftsführer Karl-Heinz Dunker hat die Auszeichnung des Kindergartens St. Michael auch eine persönliche Bedeutung: „Vor wenigen Jahren ist mein Sohn hier noch in den Kindergarten gegangen. Deshalb freue ich mich ganz besonders, dass ihr jetzt Naturpark-Kindergarten seid.“
Die Naturpark-Projekte des Kindergartens St. Michael
Im vergangenen Herbst kochten die Kinder Kürbissuppe und Apfelmus, nähten einen Kürbis, druckten Bilder mit einem Apfelstempel. Dazu gab es ein Kasperletheater. Ein Eichhörnchen konnten sie bei einem Spaziergang sogar dabei beobachten, wie es Nüsse vom Baum holte und knackte. Zum Maikäfer gab es ein Quiz. Außerdem durften die Kinder ihren eigenen Filzmaikäfer nähen. Sie lernten, wie Schmetterlinge entstehen. Bei den selbst gezüchteten Distelfaltern konnten sie das sogar in Echtzeit beobachten.
Beim Herbst-Projekt war auch der Pfarrer der Katholischen Kirchengemeinde in Bühlertal, Sebastian Marcolini, dabei. An die rund 80 Kinder gerichtet sagte er bei der Auszeichnungsfeier: „Es gibt so viel zu entdecken und zu erleben in unserem schönen Wald. Damit das so bleibt, müssen wir uns gut um die Tiere und Pflanzen kümmern.“
Lernen durch Erleben
Zu den absoluten Lieblingsprojekten der Kinder gehörte die Schnecken-Aktion. Die Kinder richteten in einem Aquarium einen schönen Raum für die Tierchen ein. Dann sammelten sie in der Natur einige Schnecken und setzten sie in ihr neues Zuhause. So konnten sie sehen, wie Schnecken leben. Außerdem bastelten sie aus Salzteig ihre eigenen Schnecken mit einem leeren Schneckenhaus oben darauf. In einem Schuhkarton richtete jedes Kind für seine Salzschnecke ein hübsches Zuhause mit gesammelten Naturmaterialien ein.
Müll zu trennen gehört in St. Michael zum Alltag. Nur warum braucht es überhaupt Mülleimer in verschiedenen Farben? Um der Antwort auf die Spur zu kommen, werfen die Kinder bei diesem Projekt einen geschulten Blick in die unterschiedlichen Mülleimer.
Bei aktuellen Projekten geht es um Bienen, Wasser und Kräuter
Die laufenden Projekte widmen sich den Themen Biene, Wasser und Kräuter. Dabei lernen die Kinder, warum der Apfel ohne die Hilfe der Biene im Labor wachsen müsste. Wie produziert die Biene Honig und was kann jeder tun, um das Insekt und seine Verwandten zu schützen? All das erklärt ein heimischer Imker.
Auch beim Wasser-Projekt steht die Nachhaltigkeit im Fokus. Woher kommt das Wasser? Wofür wird es benötigt? Und vor allem: Wie kann jeder Wasser sparen? Mit dem angesammelten Wissen dürfen die Kinder dann experimentieren: Was schwimmt, was sinkt? Sie bauen Wasserfilter, stellen Eis her und kreieren Eisskulpturen.
Beim Kräuter-Projekt lernen die Kinder verschiedene Kräuter mit allen Sinnen kennen. Aus gesammelten Rotkleeblüten stellten sie Limonade her, die ihre Farbe wechselt. Gerade planen sie einen eigenen Kräutergarten für den Kindergarten.
Im Naturpark-Kindergarten lernen die Kinder Nachhaltigkeit
Das Projekt der Naturpark-Kindergärten ist 2020 gestartet. Zehn Kindergärten haben seitdem die Kooperationsvereinbarung mit dem Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord unterschrieben. Nach der Auszeichnung des Kindergartens „Purzelbaum“ in Enzklösterle (Landkreis Calw) Anfang April ist St. Michael in Bühlertal der zweite Naturpark-Kindergarten im nördlichen und mittleren Schwarzwald. Zusammen mit einem Kindergarten im Sauerland, der am gleichen Tag ausgezeichnet wird, ist St. Michael der 50. Naturpark-Kindergarten in ganz Deutschland.
„In den Naturpark-Kindergärten lernen die Kinder die Natur und die Tiere in ihrer Region kennen. So entwickeln sie schon früh eine enge Verbindung zu ihrer Umwelt“, sagte Dunker bei der Auszeichnungsfeier. „Das ist sehr wertvoll für einen nachhaltigen Umgang mit der Natur.“ Und Fränze Stein, Projektmanagerin der Naturpark-Kindergärten, ergänzte: „Die Kinder spüren bei den Projekten auf, wie sie selbst in ihrem Alltag nachhaltig handeln können. Wasser fasziniert sie auf spielerisch-experimenteller Ebene, aber nebenbei lernen sie es auch als kostbare Ressource kennen, die sie schützen wollen.“
Hintergrund: Das Konzept der Naturpark-Kindergärten
Im Naturpark-Kindergarten lernen die Kinder bei vielseitigen Projekten ihre Heimat in der Naturparkregion besser kennen und bauen eine natürliche Verbundenheit zu ihr auf. Die Erzieher/innen machen mit den Kindern Ausflüge und besuchen regionale Experten aus den Bereichen Land- und Forstwirtschaft, Obst- und Gartenbau, dem lokal ansässigen Handwerk, Naturschutz, Kultur und Brauchtumspflege. Die Auszeichnung zum Naturpark-Kindergarten kann ein Kindergarten in der Regel nach einem Jahr erwerben. Mit der Zertifizierung ist der Kindergarten dazu verpflichtet, festgelegte Qualitätsstandards einzuhalten, sich aktiv mit Projekten einzubringen und eine nachhaltige Entwicklung anzustreben.
(Fotos: Gundi Woll/Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord)
21.5.2022