Seit zwei Jahren veröffentlichen wir den Klimatipp des Monats, um Möglichkeiten aufzuzeigen, wie ihr im Alltag Emissionen vermeiden und so euren CO2-Fußabdruck verringern könnt. Tatsache ist aber auch, dass individuelle Verhaltensänderungen alleine nicht ausreichen, um die Klimakrise aufzuhalten. Mit dem letzten Klimatipp stellen wir euch deshalb das Konzept des Handabdrucks vor. Der Handabdruck ermutigt und befähigt, relevante gesellschaftliche und politische Veränderungen aktiv mitzugestalten.
Den Fußabdruck verkleinern
Das Konzept des CO2-Fußabdrucks wurde Anfang der 90er-Jahre entwickelt und soll die Treibhausgasemissionen eines Menschen veranschaulichen, die er oder sie in verschiedenen Bereichen wie Wohnen, Ernährung und Verkehr verursacht. Der durchschnittliche CO2-Fußabdruck eines Menschen in Deutschland beträgt derzeit 10,8 Tonnen CO2e. Zur Berechnung des persönlichen Fußabdrucks gibt es online verschiedene Rechner, beispielsweise vom Umweltbundesamt. In den letzten zwei Jahren haben wir anhand monatlicher Klimatipps aufgezeigt, wie ihr euren persönlichen Fußabdruck durch Veränderungen im Alltag verkleinern könnt. Dazu gehört beispielsweise die Verwendung von Sparduschköpfen, das optimierte Heizen oder die pflanzenbasierte Ernährung. Um die Klimaziele zu erreichen und die globale Erwärmung aufzuhalten, muss der Pro-Kopf-Ausstoß weltweit auf unter eine Tonne pro Person reduziert werden.
Individuelle Verhaltensänderungen reichen nicht aus
Das ist selbst bei Umsetzung aller Verhaltensempfehlungen nicht machbar. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Massachusetts Institute of Technology haben berechnet, dass selbst ein obdachloser US-Amerikaner ohne Auto einen Fußabdruck von acht Tonnen Kohlendioxid im Jahr hat. Das liegt unter anderem daran, dass allgemein genutzte Infrastrukturen wie Straßen, Krankenhäuser und die öffentliche Verwaltung zu gleichen Teilen auf aller Bürgerinnen und Bürger angerechnet wird.
Die unangenehme Wahrheit ist: In einer fossilen Gesellschaft kann derzeit niemand seinen Fußabdruck auf einen Wert senken, der nachhaltig genug ist. Für die Bekämpfung der Klimakrise braucht es eine grundlegende Transformation in Wirtschaft, Mobilität und Ernährung. Die Klimakrise ist eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung, die sich nicht durch das nachhaltige Verhalten Einzelner lösen lässt.
So lässt sich der Handabdruck vergrößern
Die Umwelt-, Entwicklungs- und Menschenrechtsorganisation Germanwatch hat deshalb das Konzept des Handabdrucks entwickelt. Dadurch sollen Menschen ermutigt und befähigt werden, relevante gesellschaftliche und politische Veränderungen aktiv mitzugestalten. Ziel ist, die Rahmenbedingungen so zu verändern, dass nachhaltiges Verhalten für andere Menschen zum Standard wird. Das kann an der Schule, am Arbeitsplatz, im Verein oder auf politischer Ebene sein.
In jedem Teil unseres alltäglichen Lebens könnt ihr Strukturen für mehr Nachhaltigkeit schaffen: angefangen bei der Teilnahme an Klimaschutz-Demonstrationen, der Installation einer Solaranlage auf dem Dach über Investitionen in grüne Geldanlagen bis zur Gründung eines Foodsharing-Verteilers in der Nachbarschaft. Der Naturpark bildet beispielsweise Klimabotschafterinnen und -botschafter aus und unterstützt diese mit Wissen und Fähigkeiten bei der Umsetzung eigener Nachhaltigkeitsprojekte. Auf der Website https://www.handabdruck.eu/ findet ihr hilfreiche Informationen zu wirkungsvollen Hebeln, um euren Handabdruck zu vergrößern.
Die Einschränkungen des CO2-Fußabdrucks bedeuten allerdings nicht, dass das Handeln des oder der Einzelnen egal ist. Um die Klimakrise aufzuhalten, braucht es sowohl Veränderungen auf persönlicher als auch auf gesellschaftlicher Ebene. Deshalb gilt: Fußabdruck verkleinern, Handabdruck vergrößern!
(Text: Florian Schmid/Naturpark Schwarzald Mitte Nord, Grafiken: No-longer-here/Pixabay, Umweltbundesamt, Waschbär GmbH)
21.12.2022