Raus aus dem Klassenzimmer – rein in die pralle Lebenswirklichkeit. Das ist das Prinzip der Naturpark-Schule. Sie vermittelt moderne Heimatkunde. Schulkinder lernen und erfahren, wie die Natur funktioniert, wie und wo Lebensmittel entstehen oder wie Menschen bestimmte Berufe ausüben. Der Naturpark Schwarzwald/Mitte Nord hat nun das Netz auf die runde Zahl von 20 Naturpark-Schulen erweitert: am 21. November erhielt die Berneck-Schule in Schramberg die Auszeichnung.
Wie wird aus Korn Brot? Wer lebt alles in einer Wildblumenwiese und wie machen Bienen Honig? Wer ist unter Wasser unterwegs und wer im Wald? Diesen Fragen sind die Kinder der Grundschule Berneckschule in Schramberg im Landkreis Rottweil im Schuljahr 2021/22 auf den Grund gegangen. Mit zahlreichen Projekten hat die Schule die Voraussetzungen erfüllt, um die Auszeichnung „Naturpark-Schule“ zu erhalten.
Am Montag (21. November) überreichte der Geschäftsführer des Naturparks Schwarzwald Mitte/Nord, Karl-Heinz Dunker, die offizielle Urkunde und eine Plakette mit dem Schriftzug „Naturpark-Schule“ an den Rektor der Berneckschule, Karsten Krawczyk. „Mit der Berneckschule haben wir jetzt 20 Naturpark-Schulen im nördlichen und mittleren Schwarzwald. Im Landkreis Rottweil ist sie nach der Hans-Holzwarth-Grundschule in Dornhan und der Grundschule Lauterbach die dritte Naturpark-Schule“, sagt Dunker bei der Auszeichnungsfeier in Schramberg. „Das zeigt, dass die Naturpark-Schulen bei Kommunen, Lehrern, Eltern und Schülern sehr gut ankommen.“
„In den Naturpark-Schulen lernen die Kinder schon früh, was Nachhaltigkeit bedeutet und wie sie ihren Alltag nachhaltig gestalten können. Und das nicht nur im Schulunterricht, sondern auch draußen in der Natur“, erklärt Naturpark-Umweltpädagogin und -Projektmanagerin Manuela Riedling. „Diese nachhaltige Entwicklung ist auch Teil des Bildungsplans“, ergänzt Susanne Cortinovis-Piel, Amtsleiterin des Staatlichen Schulamts Donaueschingen. „In der Naturpark-Schule lernen die Kinder mit allen Sinnen. Das bleibt im Gedächtnis.“
Natur und Umwelt von Schramberg erkunden
Die Initiative für die Naturpark-Schule ging von der Stadt Schramberg aus. Tanja Witkowski, Vertreterin der Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr, freut sich deshalb besonders, dass es in der Stadt nun eine Naturpark-Schule gibt. „Der Naturraum Schwarzwald wird durch den außerschulischen Unterricht sichtbar gemacht. Dadurch erleben die Kinder unsere Stadt und ihr Umfeld auf spannende Weise und lernen Natur und Umwelt noch besser kennen und schätzen“, sagt Witkowski. „Davon profitieren die aus 50 verschiedenen Nationen stammenden Kinder sehr.“
Auch Rektor Karsten Krawczyk ist stolz auf die Auszeichnung und sieht einen klaren Mehrwert für die Schülerinnen und Schüler. „Schramberg liegt mitten in der Natur: Wald, Wiesen, Bach – das erleben die Kinder bei uns unmittelbar“, sagt Krawczyk. „Für sie ist das wichtig, um sich hier heimisch zu fühlen.“
Die Naturpark-Projekte der Berneckschule
Die Kinder der Klasse eins untersuchten mit den Entdeckerwesten des Naturparks die Unterwasserwelt der Schiltach. Dort erforschten sie die Tierwelt und die Wasserqualität. Riedling erklärte ihnen dabei, warum Wasser für den Menschen so kostbar und schützenswert ist.
Die Zweitklässler erforschten das summende und brummende Leben in Wildblumenwiesen. Dazu besuchten sie Imker Bernhard Mantel in seinem Naturgarten mit Bienenstand am Ortsrand des Stadtteils Sulgen-Eckenhof. Dort erfuhren die Schüler, wie Bienen Honig herstellen. Sie probierten Honig und Gartenkräuter. Außerdem durften sie sich selbst mit Lupen auf Entdeckertour machen. Dabei stellten sie bei ihrer Suche nach Insekten auf dem Acker fest, dass es nicht mehr so viele Arten gibt wie früher.
Die Kinder der dritten Klassen machten eine Exkursion zur denkmalgeschützten Wiesenbauern-Mühle im Ortsteil Tennenbronn. Dort erfuhren sie, wie aus Korn Brot entsteht. Schwarzwald-Guide Martin Grießhaber zeigte den Schülern, wie die historische Wassermühle funktioniert. Brot backen wie vor hundert Jahren – ein historisches Erlebnis! Vor der Exkursion lernten die Kinder im Unterricht, wie Getreide in früheren Zeiten angebaut wurde und wie die Landwirte heutzutage vorgehen. Dabei beschäftigten sie sich auch mit der technischen Entwicklung von Geräten und Maschinen sowie dem Beruf des Müllers.
Die Viertklässler pflanzten ihren eigenen kleinen Wald im Kirnbachtal – für eine nachhaltige Zukunft. Sie lernten, wie ein Wald aufgebaut ist und welche unterschiedlichen heimischen Baumarten es gibt. Sie wissen nun auch, ob es sich bei dem Baum vor ihnen um ein „Baumkind“, einen „Baumerwachsenen“ oder einen „Baumopa“ handelt.
Hintergrund: Das Konzept der Naturpark-Schulen
Kennzeichnend für eine Naturpark-Schule ist eine dauerhafte und intensive Zusammenarbeit zwischen dem Naturpark und den Schulen. Das Konzept ist als Schulentwicklungsprogramm angelegt und trägt zur Profilschärfung der Schule bei. In Form „moderner Heimatkunde“ werden die Schüler/innen für die Besonderheiten ihrer lokalen und regionalen Umgebung sensibilisiert und die Themen Natur und Kultur in der Schule nachhaltig verankert.
Gemäß dem Leitbild einer Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) werden den Kindern dabei Gestaltungskompetenzen vermittelt. So können sie ihre Zukunft im Naturpark aktiv und eigenverantwortlich mitgestalten. Zentrales Anliegen ist es, den Schülern unterschiedliche Perspektiven auf lokale Themen wie Landschaft, Land- und Forstwirtschaft, Kultur, Brauchtum und Handwerk zu geben. Experten aus der Region wie etwa Förster, Landwirte, Imker, Kräuterpädagogen, aus Vereinen oder Privatpersonen bringen ihre Erfahrungen und ihr Wissen in den Unterricht ein und arbeiten eng mit den Lehrkräften zusammen.
Mehr zum Thema Naturpädagogik im Naturpark findet ihr HIER.
(Fotos: Gundi Woll/Naturpark)
22.11.2022
Dieses Projekt wurde gefördert durch den Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord mit Mitteln des Landes Baden-Württemberg und der Lotterie Glücksspirale.