Warum sind Bienen für die Kulturlandschaft wichtig? Welche heimischen Wildkräuter kann man essen? Und wie wird Schafswolle gewonnen? All das und vieles mehr haben die Kinder der Grundschule Unzhurst in Ottersweier (Landkreis Rastatt) bei ihren Naturpark-Projekten gelernt. Damit hat die Schule die Voraussetzungen erfüllt, um die Auszeichnung „Naturpark-Schule“ zu erhalten.
Am 15. Dezember überreichte der Landrat des Landkreises Rastatt, Prof. Dr. Christian Dusch, in seiner Funktion als Vorsitzender des Naturparks Schwarzwald Mitte/Nord die offizielle Urkunde und eine Plakette mit dem Schriftzug „Naturpark-Schule“ an die Schulleiterin der Grundschule, Ursula Huber. „Die Auszeichnungsfeier heute ist in doppelter Hinsicht eine ganz besondere, denn die Grundschule Unzhurst ist die 25. Naturpark-Schule im nördlichen und mittleren Schwarzwald“, sagt Prof. Dr. Dusch. „Es freut uns sehr, dass das Konzept so gut bei unseren Mitgliedskommunen, in den Lehrer-Kollegien und vor allem bei den Kindern ankommt. Mit den Naturpark-Schulen schaffen wir bei den Schülerinnen und Schülern ein Gefühl der Verbundenheit zu ihrer Region und der Natur- und Kulturlandschaft, die sie prägt.“
Die Naturpark-Projekte der Grundschule Unzhurst zielen genau darauf ab, berichtet die Schulleiterin Ursula Huber: „Die Natur schützen und pflegen und ihre Schönheit kennenlernen, darum geht es uns bei den Projekten mit unseren regionalen Kooperationspartnern.“
Das Konzept begeistert auch den Bürgermeister der Gemeinde Ottersweier, Jürgen Pfetzer. „Zwischen den Naturpark und unsere Gemeinde passt kein Blatt“, sagt Pfetzer bei der Auszeichnungsfeier. „Dass unsere beiden Schulen Naturpark-Schulen werden, war von Anfang an ein großer Wunsch unseres Gemeinderats. Das haben wir nun gemeinsam geschafft.“
Martin Croneiß ist Papa eines Drittklässlers der frisch gekürten Naturpark-Schule. Er berichtet: „Die Naturpark-Projekte kommen bei den Kindern sehr gut an. Das Grünholzmobil war bei uns zuhause über mehrere Wochen hinweg ein großes Thema. Wir freuen uns darüber, dass auch unsere Grundschule hier in Unzhurst jetzt Naturpark-Schule ist.“
Bei der Auszeichnungsfeier dabei waren auch Hans-Peter Behrens, Landtagsabgeordneter der Grünen, und die Schulamtsdirektorin des Staatlichen Schulamts Rastatt, Ulrika Schira.
Netzwerk der Naturpark-Schulen wächst stetig
Mit der Grundschule Unzhurst gibt es nun 25 Naturpark-Schulen im nördlichen und mittleren Schwarzwald. „Die Naturpark-Schulen sind ein Erfolgsmodell“, berichtet der Naturpark-Vorsitzende Prof. Dr. Dusch. „Die Nachfrage unserer Mitgliedskommunen ist groß. Das zeigt, dass wir mit unserem Konzept den Nerv der Zeit treffen.“ Und Naturpark-Geschäftsführer Karl-Heinz Dunker ergänzt: „Der Unterricht zur heimischen Natur und Kultur ist praxisnah und wird mit Partnern aus der Region gestaltet. Das begeistert die Kinder und bleibt ihnen in Erinnerung.“
Im Landkreis Rastatt gibt es mit der Maria-Victoria-Schule in Ottersweier, der Realschule Gaggenau, der Grundschule Bischweier, der Dr.-Josef-Schofer-Schule und der Franziska-Höll-Schule in Bühlertal, der Schlossberg-Grundschule in Bühl-Neusatz, der Grundschule Hilpertsau und der Klingenbachschule in Forbach acht weitere Naturpark-Schulen.
Die Naturpark-Projekte der Grundschule Unzhurst
Die Schülerinnen und Schüler der ersten Klasse besuchten den Schafhalter Karl Zoike in Walzfeld und seine frisch geborenen Lämmer. Von ihm lernten sie, wie Schafe leben, was sie fressen, welche unterschiedlichen Rassen es gibt und wie Wolle gewonnen wird. Sie sahen auch, wie Wolle an einem Spinnrad gesponnen wird.
Für die Erstklässlerinnen und -klässler ging es außerdem mit Kräuterpädagogin Andrea Heck auf Erkundungstour. Auf Wiesen in der Schulumgebung sammelten die Kinder heimische Wildkräuter, bestimmten sie und bereiteten ein Wiesenvesper zu: Es gab Kräuter- und Blütenbutter auf Vollkornbrötchen und dazu Holundersaft. . „Wir haben gelernt, dass man Wildkräuter auch essen kann und sie sogar lecker sind“, berichtet ein Schüler bei der Auszeichnungsfeier. „Am leckersten waren die Blütenblätter des Gänseblümchens“, ergänzt eine Mitschülerin.
Was aus Holz so alles hergestellt werden kann, durften die Schülerinnen und Schüler der zweiten Klasse mit Michael Heuberger und seinem Grünholzmobil ausprobieren. Sie lernten: Freihandschnitzen, arbeiten am Schneidesel mit Ziehmessern, an der Wippdrehmaschine (drechseln), am Trogstock mit dem Drechsel (für Schalen), am Sägebock und an der Hobelbank spowie mit der Spaltklinge.
Wie funktioniert ein Bienenvolk? Wie arbeiten Imker? Und warum sind Bienen so wichtig für unsere Kulturlandschaft? Die Biene und ihre Lebenswelt lernten die Kinder der dritten Klasse bei der Imkerei und dem Naturpark-Partner Cum Natura in Bühl näher kennen.
Die Naturpark-Angebote in Ottersweier
Neben den beiden Naturpark-Schulen gibt es in der Gemeinde Ottersweier noch weitere Naturpark-Angebote. Der Naturpark-Radweg führt durch die Gemeinde. Ottersweier ist seit 2017 beim Artenschutzprojekt „Blühender Naturpark“ dabei und legt Wildblumenwiesen mit heimischen Arten an. Und in der Zeller Mühle wird das Mehl für den Naturpark-Laib gemahlen.
Hintergrund: Das Konzept der Naturpark-Schulen
Kennzeichnend für eine Naturpark-Schule ist eine dauerhafte und intensive Zusammenarbeit zwischen dem Naturpark und den Schulen. Das Konzept ist als Schul-Entwicklungsprogramm angelegt und trägt zur Profilschärfung der Schule bei. In Form moderner Heimatkunde werden die Schüler/innen für die Besonderheiten ihrer lokalen und regionalen Umgebung sensibilisiert. Die Themen Natur und Kultur werden in der Schule nachhaltig verankert.
Gemäß dem Leitbild einer Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) werden den Kindern dabei Gestaltungskompetenzen vermittelt. So können sie ihre Zukunft im Naturpark aktiv und eigenverantwortlich mitgestalten. Zentrales Anliegen ist es, den Schüler/innen unterschiedliche Perspektiven auf lokale Themen wie Landschaft, Land- und Forstwirtschaft, Kultur sowie Brauchtum und Handwerk zu geben. Expert/innen aus der Region wie etwa Förster/innen, Landwirt/innen, Imker/innen, Kräuterpädagog/innen, Vertreter/innen von Vereinen oder Privatpersonen bringen ihre Erfahrungen und ihr Wissen in den Unterricht ein und arbeiten eng mit den Lehrkräften zusammen.
(Text & Fotos: Gundi Woll/Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord)
15.12.2023