Der Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord zeichnet den Deutsch-französische Naturkindergarten in Baden-Baden als 16. Naturpark-Kindergarten aus.

Kartoffeln ernten und daraus selbst Gerichte zubereiten. Den Wasserkreislauf verstehen. Und den Boden als Lebensraum erforschen. Das und vieles mehr haben die Kinder im Deutsch-französischen Naturkindergarten Le Petit Renard in Baden-Baden bei ihren Naturpark-Projekten gelernt. Nun hat der Kindergarten die Voraussetzungen erfüllt, um die Auszeichnung „Naturpark-Kindergarten“ zu erhalten. Im nördlichen und mittleren Schwarzwald ist der Deutsch-französische Naturkindergarten Le Petit Renard der 16. Naturpark-Kindergarten. In der Stadt Baden-Baden ist es nach dem Städtischen Kindergarten Ebersteinburg (Auszeichnung Januar 2023) und dem Kindergarten St. Elisabeth in Varnhalt (Auszeichnung Mai 2023) der Dritte.
Am Dienstag (27. Mai) überreichte die Stellvertretende Geschäftsführerin des Naturparks Schwarzwald Mitte/Nord, Yvonne Flesch, die offizielle Urkunde und eine Plakette mit dem Schriftzug „Naturpark-Kindergarten“ an die Leiterin des Kindergartens, Anne-Katrin Reif, und ihr Team. „Das pädagogische Team des Deutsch-französischen Naturkindergartens Le Petit Renard in Baden-Baden zeigt eindrucksvoll, wie Kinder durch eigenes Tun, Forschen und Gestalten ein tiefes Verständnis für Nachhaltigkeit entwickeln – praxisnah, kreativ und mit viel Herz für Mensch und Natur“, begründet Flesch die Auszeichnung. „Das haben wir auch beim Naturpark-Klima-Ernährungsprojekt ‚Klima-Kochtheater‘ gesehen, bei dem der Kindergarten mitgemacht hat.“




Forschen und erleben
Für die Kiga-Leiterin Reif steht dabei insbesondere das Forschen und Erleben im Fokus. „Die Kinder entdecken die Natur durch die Naturpark-Projekte mit Begeisterung und erleben sie ganzheitlich – ob beim Ernten der selbst gesetzten Kartoffeln oder beim Gestalten unseres eigenen Gartens“, erläutert Reif. Und Alexandra Wettstein vom Kiga-Träger AWO Baden-Baden ergänzt: „In diesen Momenten wird deutlich, wie wichtig Bildung für nachhaltige Entwicklung ist: Die Kinder lernen dabei schon früh, Verantwortung für ihre Umwelt zu übernehmen. So wachsen hier viele kleine Naturpark-Entdeckerherzen heran.“
Zuhause erzählen die Kinder dann auch begeistert von den Projekten. „Das Klima-Kochtheater und die Tier-Fußabdrücke, die die Kinder aus Gips gebastelt haben, kamen bei meinem Sohn Luan ganz besonders gut an“, berichtet Nora Schnell. Und dieser antwortet auf die Frage, welches Naturpark-Projekt ihm am meisten Spaß gemacht hat: „Ich find einfach alles sehr gut!“




Auszeichnung als Naturpark-Kindergarten ist Zeichen der Wertschätzung
„Die Auszeichnung ist ein Zeichen der Wertschätzung für Ihr besonderes Engagement im Bereich der Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE)“, sagt die Projektmanagerin für die Naturpark-Kindergärten beim Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord, Susanne Wagner, bei der Auszeichnungsfeier in Baden-Baden an das pädagogische Team gerichtet. „Es ist Aufgabe des Naturparks und es ist uns persönlich auch ein Herzensanliegen, dass die Kinder so früh wie möglich einen positiven und engen Bezug zu ihrer Heimat entwickeln können und die Zusammenhänge in der Natur verstehen lernen.“
Nach der offiziellen Urkundenübergabe erläutert Wagner dem Kindergarten-Team den Inhalt der Naturpark-Entdeckerkiste, die die Kinder geschenkt bekommen. Mit viel Begeisterung räumen sie zusammen mit Naturpark-Kindergarten-Maskottchen Urli Auerhahn die Entdeckerkiste der Naturpark-Detektive aus. Sie bestaunen Kinderbücher rund um die heimische Tier- und Pflanzenwelt sowie Entdecker-Instrumente, mit denen sie die Natur erforschen können.





Die Naturpark-Projekte des Deutsch-französischen Naturkindergartens Le Petit Renard in Baden-Baden
Im Sinne einer Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) fördern die Naturpark-Projekte des Kindergartens das Umweltbewusstsein, ein Verständnis für ökologische, soziale und wirtschaftliche Zusammenhänge, die sozialen und forschenden Kompetenzen sowie die Neugier der Kinder.
Beim Naturpark-Projekt „Wer lebt denn da im Boden?“ erforschten die Kinder des Kindergartens Le Petit Renard zusammen mit Mitarbeitern des Städtischen Forstamts den Lebensraum Boden und seine Bewohner wie Regenwurm, Kellerassel und Maulwurf. Durch Beobachtungen, Experimente und kreatives Gestalten mit Erde erwarben sie Sachwissen und entwickelten ein Bewusstsein für ökologische Zusammenhänge.
Beim Naturpark-Projekt „Wasser im Winter“ setzten sich die Kinder mit einer Mitarbeiterin des Städtischen Forstamts mit den Eigenschaften und Erscheinungsformen von Wasser in der kalten Jahreszeit auseinander. Sie untersuchten Eis, Schnee und Wasserdampf, führten Experimente durch und beobachteten Naturphänomene. Dabei lernten sie den Wasserkreislauf kennen und reflektierten den sparsamen Umgang mit Wasser.




Beim Naturpark-Projekt „Kartoffel – die tolle Knolle“ erlebten die Kinder mit dem Kartoffelbauer Dieter Eckerle Schiftung den Weg der Kartoffel vom Feld bis auf den Teller. Sie ernteten selbst, führten Experimente durch und bereiteten Gerichte zu. Dabei erfuhren sie, wie Kartoffeln wachsen, welchen Wert sie als Nahrungsmittel haben und wie sie nachhaltig angebaut werden.
Bei ihrem aktuellen Naturpark-Projekt gestalteten die Kinder gemeinsam mit Erziehenden und Eltern den Garten des Kindergartens naturnah um. Sie pflanzten Bäume und Beerensträucher, bauten ein Weidentippi und ein Spalier, forschten mit allen Sinnen und planten neue Elemente.






Prägende Eindrücke schaffen Heimatverbundenheit
In den Naturpark-Kindergärten lernen die Kinder die Natur und die Tiere in ihrer Region kennen. „So bauen sie schon früh eine enge emotionale Bindung zu ihrer Umwelt auf“, sagt Naturpark-Projektmanagerin Susanne Wagner bei der Auszeichnungsfeier. „Das ist für einen nachhaltigen Umgang mit der Natur sehr wertvoll. Bei den Projekten kommen die Kinder ihrer Heimat mit Herz und Hand nahe. Das sind Eindrücke, die prägen.“
Die Auszeichnung zum Naturpark-Kindergarten kann ein Kindergarten in der Regel nach einem Jahr erwerben. Die Zertifizierung ist fünf Jahre gültig. Mit der Auszeichnung ist der Kindergarten dazu verpflichtet, festgelegte Qualitätsstandards einzuhalten. Dazu zählt etwa, sich aktiv mit Projekten einzubringen und dafür Partnerinnen und Partner aus der Region zu gewinnen, an Fortbildungen teilzunehmen und eine nachhaltige Entwicklung anzustreben.




Hintergrund: Das Konzept der Naturpark-Kindergärten
Im Naturpark-Kindergarten lernen die Kinder bei vielseitigen Projekten ihre Heimat in der Naturpark-Region besser kennen und bauen so eine natürliche Verbundenheit zu ihr auf. Die Erzieherinnen und Erzieher machen mit den Kindern Ausflüge und besuchen regionale Fachleute aus den Bereichen Land- und Forstwirtschaft, Obst- und Gartenbau, Naturschutz, Kultur und Brauchtumspflege sowie dem lokal ansässigen Handwerk. So lernen die Kinder etwa, woher die Lebensmittel kommen, wie sie sich gesund und regional ernähren können oder wie auf Bauernhöfen, Streuobstwiesen, im Forst oder im Handwerk gearbeitet wird. In den Naturpark-Kindergärten wird Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) in die Praxis umgesetzt. Das BNE-Konzept ist im Bildungsplan der Landesregierung verankert.
Text: Gundi Woll/ Fotos: Gundi Woll
GW/ 30.05.2025