Humus-Feldtag des Naturparks Schwarzwald Mitte/Nord zum Thema Direktsaat auf dem Wittumshof in Epfendorf.
Wie können Landwirte ihre Böden fruchtbarer machen und gleichzeitig einen Beitrag zur Klimaanpassung leisten? Um diese Frage ist es beim Humus-Feldtag des Naturparks Schwarzwald Mitte/Nord am Dienstag (24. September) auf dem Wittumshof in Epfendorf (Landkreis Rottweil) gegangen. Im Fokus dieses Feldtags stand das Thema Direktsaat. Bei Direktsaatverfahren wird der Boden vor der Aussaat nicht bearbeitet. Im Rahmen des Feldtags wurden Vorteile und Herausforderungen der Direktsaat von Experten und Praktikern erläutert. Anschließend schauten sich die Teilnehmenden eine Fläche an, die Landwirt Christoph Schaal vom Wittumshof seit knapp zwei Jahren per Direktsaat bewirtschaftet.
Rund 30 Landwirte sowie Vertreterinnen und Vertreter aus den Landratsämtern Tübingen und Rottweil sowie von Unternehmen aus dem Agrarbereich nahmen am Naturpark-Feldtag teil. „Wir müssen von unseren Maschinen absteigen, uns unseren Boden genauer anschauen und uns mit ihm beschäftigen“, sagt Rolf Kern. Er berät das Landwirtschaftsamt Bruchsal zu Boden- und Erosionsschutz sowie Bodenfruchtbarkeit und Düngung. „Jede Bearbeitung ist ein Eingriff in den gewachsenen Boden. Die Direktsaat ist deshalb ein nachhaltiges Verfahren“, führt Kern aus. Mit Blick auf seine Direktsaat-Flächen bestätigt Landwirt Schaal: „Jeder Tag, an dem der Boden nicht bearbeitet wird, ist ein guter Tag.“ Denn Bodenbearbeitung zerstört die natürliche Bodenstruktur, fördert Bodenverdichtung und erschwert die Wasserspeicherung deutlich. Sie baut Humus ab, reduziert die Artenvielfalt und Unkraut wächst schneller.
Die Humus-Feldtage sind Teil des Informations- und Bildungsprogramms des Naturparks Schwarzwald Mitte/Nord. „Ziel unserer Feldtage ist es, Landwirtinnen und Landwirte aus der Region für eine regenerative und klimaschonende Bodenbewirtschaftung zu gewinnen“, erläutert die Projektmanagerin des Naturparks für den Klimabereich, Helen Orth. „Auf den Veranstaltungen können sie ihre Erfahrungen untereinander austauschen und sich vernetzen. So profitieren wir alle voneinander.“
Humus-Praxistag – Naturpark vernetzt Landwirte und informiert zur Direktsaat
„Das, was die regenerative Landwirtschaft bietet, ist hochinteressant. Ich bin begeistert von der Veranstaltung heute“, sagt Uli Seeger beim Feldtag auf dem Wittumshof in Epfendorf. Er ist Landwirt und für den Feldtag aus Böblingen angereist. Landwirt Christof Koch aus Ehingen bei Ulm würde gerne ganz auf das Direktsaatverfahren umsteigen. Er appelliert beim Feldtag auf dem Wittumshof: „Wir müssen neugierig sein und den Mut haben, etwas Neues zu wagen!“ Auch Landwirt Christoph Hezel aus Dietingen im Landkreis Rottweil hat bereits Erfahrungen mit der Direktsaat gesammelt – mit und ohne Erfolg. Er nimmt am Naturpark-Feldtag teil, um weiter dazuzulernen und sich über seine Erfahrungen mit anderen Landwirten und Experten auszutauschen. So geht es den meisten der Teilnehmenden. Dabei ist auch ein Landwirt, der Direktsaat im Bioanbau ausprobiert. „Das ist die absolute Kür!“, sagt Maik Freitag, der für einen Direktsaatmaschinenhersteller tätig ist und sich gut mit den unterschiedlichsten Bodenbedingungen auskennt.
Direktsaat: Eine Form der regenerativen Bodenbewirtschaftung
Bei der Direktsaat erfolgt die Saat gleich nach der Ernte oder in die Zwischenfrüchte. Die Biomasse der Vorkultur verbleibt dabei als Mulch auf der Oberfläche des Ackers erhalten. Im Vergleich zur klassischen Bodenbearbeitung, wird der Boden bei der Direktsaat also nicht gewendet und ist immer bedeckt. Dadurch kann Wasser besser gespeichert werden. Nährstoffe sowie Pflanzenschutzmittel werden in geringerem Maße abgetragen oder weggeschwemmt. Unkraut wächst schlechter und der Boden ist weniger verdichtet.
Nur bei der Saat an sich werden maschinell bis zu fünf Zentimeter tiefe Schlitze in den Boden vorgenommen – anstatt der üblichen rund 25 Zentimeter. Auch die Häufigkeit der Eingriffe ist niedriger als in der konventionellen Bewirtschaftung. Auf diese Weise wird deutlich weniger in das natürliche Bodenleben eingegriffen. Das befördert den Humusaufbau im Boden.
Die Direktsaat eignet sich insbesondere bei bestimmten Fruchtfolgen, beispielsweise Winterweizen nach Winterraps oder nach optimal entwickelten Zwischenfruchtbeständen.
Die Herausforderungen bei der Direktsaat
Durch die Bodenbedeckung erwärmt sich der Boden im Frühjahr langsamer. Welche Pflanzen wie und wann gepflanzt werden, muss für die Flächen individuell geplant und gut koordiniert werden. Außerdem besteht die Gefahr von Schäden durch Mäuse und Schnecken.
So schützt guter Boden mit einem hohen Humusanteil das Klima
Guter Boden hat einen hohen Anteil an Humus. Dieser besteht aus zersetzten tierischen und pflanzlichen Substanzen. Humus entzieht der Atmosphäre klimaschädliches CO2. Durch eine Erhöhung des Humusgehalts im Boden um nur ein Prozent werden der Atmosphäre pro Hektar etwa 50 Tonnen CO2 entzogen. Zudem ist Humus ein hervorragender Wasserspeicher und fördert die Biodiversität.
„Indem Landwirte Humus auf ihren Äckern aufbauen, machen sie diese widerstandsfähiger gegen die immer häufiger auftretenden Trockenphasen“, erklärt Karl-Heinz Dunker, Geschäftsführer des Naturparks. „Damit tragen sie dazu bei, die Fruchtbarkeit ihrer Böden zu sichern.“
Die Bildungsangebote im Rahmen des Naturpark-Humusprojekts
Die am Naturpark-Humusprojekt teilnehmenden Landwirte können auf ein umfangreiches Weiterbildungsangebot zugreifen. In den Seminaren erhalten sie das notwendige Wissen zu Bodenprozessen und Techniken zum Humusaufbau. Zum Angebot gehören mehrtägige Basiskurse, themenspezifische Aufbaumodule, Feldtage auf beispielhaften Höfen und Treffen zum Erfahrungsaustausch. Die Inhalte gestalten die Projektmanager des Naturparks gemeinsam mit renommierten Expertinnen und Experten aus dem Bereich der regenerativen Landwirtschaft.
Text: Gundi Woll / Fotos: Gundi Woll/ Maik Freitag (Novag)
JN/ 26.09.2024