Die Dorotheenhütte ist die einzige noch aktive Glasmacherei im Schwarzwald. Hier gibt es professionelle Mundbläser: In dieser Manufaktur werden nach wie vor in traditioneller Handarbeit vielfältige, hochwertige und wunderschöne Artikel aus Glas und Bleikristall gefertigt. Nicht nur in Vorführungen für Touristen – aber auch. Das gibt es sonst nirgends: Ihr könnt selbst eine Vase mundblasen!
Ein Schlaraffenland aus Glas
Kaum die Dorotheenhütte in Wolfach im Kinzigtal betreten, gehen die Augen über vor auserlesenen Gläsern, Vasen, Karaffen, Kunstobjekten, Schalen, Tischbrunnen, Skulpturen und vielem, vielem mehr. Augenscheinlich sind hier äußerst kreative und produktive Glasmacher am Werk. Glasobjekte in allen Formen, Größen und Farben, ausnahmslos alles handwerklich perfekt mundgeblasen, geformt, geschliffen, graviert und poliert – wer im „Gläserland“ nicht etwas nach seinem Geschmack entdeckt, findet es auch sonst nirgends.
Erlebniswelt Dorotheenhütte
Gleichzeitig ist die Dorotheenhütte eine Erlebniswelt für alle, die sich für die Glasmacherei interessieren. Ein Glasmuseum mit Schaustücken von Antike bis Neuzeit lädt zu einem Streifzug durch 2000 Jahre Glasgeschichte und 800 Jahre Schwarzwälder Glasmachergeschichte ein. In hochinteressanten Führungen durch die Glasmanufaktur erfahrt ihr alles über Glasherstellung und Verarbeitung, Glasmacher, Glasbläser, Glasschleiferei und –gravur. Und als Höhepunkt könnt ihr mithilfe eines erfahrenen Glasmachers eure eigene mundgeblasene Vase herstellen. Die Farben und Muster könnt ihr selbst wählen!
Der Werkstoff Glas wird selbst produziert
„Das Glas stellen wir von Anfang an selber her“, verrät Ralf Müller, Inhaber und Geschäftsführer der Dorotheenhütte. „Dabei verwenden wir Rohstoffe aus deutschen Landen. Glas wird aus Sand gemacht, auch der kommt aus Deutschland. Hinzu kommen weitere Zutaten. Etwa für die Farbe, vor allem Metalle, Edelmetalle oder Pottasche. Die Rezepte sind selbstverständlich geheim.“ Bei rund 1450 Grad Hitze werden der Quarzsand und die jeweiligen Zusatzstoffe geschmolzen. Und 1180 Grad hat die Glasmasse, die der Glasmacher verarbeitet.
„Überfang“: mehrschichtiges Glas
Mit dem Blasen und Formen von Gläsern aller Art ist die Arbeit in der Dorotheenhütte noch lange nicht beendet. Die weitere Bearbeitung und Veredelung von Hand gehört ebenso zur Expertise der rund 30 Mitarbeiter. Ein besonderes Beispiel ist die „Königsdisziplin Überfang“, wie Müller sie nennt. Bei der Überfangtechnik wird zuerst ein Glaskörper aus klarem Glas geschaffen. Anschließend wird er mit einem separat geschmolzenen farbigen Glas überzogen und dann in eine Form geblasen. „Da muss wie bei jedem unserer Produkte jeder Handgriff auf Anhieb sitzen, sonst ist es Ausschuss“, erklärt der Unternehmer.
Die „Lady of the Stars“ ist der Star
Nachdem das überfangene Gefäß geblasen und abgekühlt ist, kommt es in die Diamantschleiferei. Dort werden Muster und Ornamente in höchster Präzision von Hand durch das farbige Glas geschliffen, bis das klare farblose Glas sichtbar wird. Ein besonders luxuriöses Beispiel ist die vom jungen Designer Saro Zeville im Jahr 2010 entworfene Whiskykaraffe „Lady oft he Stars“ nebst Gläsern für eine ganz exklusive Kundenzielgruppe. „Passend zur Mystik des dunklen Schwarzwalds haben wir sehr lange an einem intensiven Schwarz für das Glas gearbeitet“, erzählt Müller, „mit einem Schliff, da glaubt man gar nicht, dass er von Hand gemacht ist.“ Die „Lady of the Stars“ kostet knapp 7000 Euro.
365 Tage Weihnachtsmarkt
Mit seinen reich geschmückten Weihnachtsbäumen und den wie Märktstände gestalteten Auslagen versetzt einen das „Weihnachtsdorf“ ganzjährig in festliche Stimmung. Glaskugeln in allen Varianten und Farben, mundgeblasen und mit den verschiedensten Oberflächen, Motiven und Ornamenten handverziert, und auch anderer Christbaumschmuck lassen hier keine Wünsche offen. Hinzu kommt ein breites Weihnachtssortiment an Dekorations- und Geschenkideen von Hutschenreuther. Dazu passen die Engel, Krippenfiguren, Sternzeichen, Wald- und Wildtiere und vieles mehr vom berühmten Bozener Keramik- und Geschenkartikelhersteller Thun. Und als ob das noch nicht genug wäre, gibt es bei den Glasmachern auch eine Kollektion an Steiff-Tieren zu kaufen.
Ausgiebiges Shopping – nicht nur Gläsernes
Die Dorotheenhütte ist auch ein Einkaufsparadies. „Wir sind eine gute Adresse für alles auf dem gedeckten Tisch“, verspricht Müller. Dazu gehört vor allem das weltweit berühmte Geschirr mit dem Motiv „Hahn und Henne“ – neben anderen Motiven – von der rund 15 Kilometer entfernten Manufaktur „Zeller Keramik“. Denn auch hier ist Ralf Müller Inhaber und Geschäftsführer. Darüber lest ihr demnächst hier im Blog. Ein WMF-Shop für Haushaltswaren befindet sich ebenfalls in den weitläufigen Verkaufsräumen – übrigens der größte in Baden-Württemberg. Und was gehört am meisten auf den gedeckten Tisch? Gutes Essen und Trinken! Das bietet die kleine Marktscheune in der Dorotheenhütte mit einer großen Auswahl an Schwarzwälder Spezialitäten. Außerdem gibt es hier ausführliche Informationen über den Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord und seine Erlebnisangebote.
Die Schwarzwälder Spezialitäten lassen sich übrigens auf hohem Niveau auch im angeschlossenen Restaurant und Café „Hüttenklause“ von Naturparkwirt Martin von Dach genießen – Schwarzwälder Kirschtorte garantiert!
Ein wenig Geschichte
Glasmacher gibt es im Schwarzwald seit rund 800 Jahren. Doch in jüngerer Zeit verschwanden die Glashütten nach und nach wegen der zunehmenden industriellen Produktion von Glaswaren. Zurück blieben lediglich einige Schau-Glashütten. Anders die Dorotheenhütte. Sie wurde erst 1947 von den zwei Hamburger Kaufleuten Dr. Kurt Petersen und Ummo Barthmann gegründet. Nach dem Krieg waren viele schlesische Glasschleifer aus ihrer Heimat in den Schwarzwald geflohen. Die Dorotheenhütte begann zunächst als Schleiferbetrieb. Die Nachfrage nach ihren Produkten war so immens, dass ein Jahr später die ersten Öfen gebaut wurden. Das Wachstum der Hütte war rasant, sodass man wegen des Arbeitskräftemangels der Wirtschaftswunderjahre viele Facharbeiter aus Portugal anwarb. So gibt es in Wolfach bis heute eine der größten und vermutlich auch ältesten portugiesischen „Kolonien“ in Deutschland.
Dorotheenhütte – die Glasmacherei für Sonderwünsche
Wegen der hohen Qualität sind die Produkte der Dorotheenhütte bis heute gefragt. „Unser Erfolg liegt auch daran, dass wir Nischen belegen, die für die Glasindustrie zu aufwändig wären und für die der Weltmarktbedarf zu gering ist“, sagt Müller. „Bei uns entsteht alles manuell. Wir liefern ganz feine, komplexe Kunst, seltene Schliffe, die man mit konventionellen Schleifautomaten nicht hinbekommt, oder Sonderanfertigungen vom Einzelstück bis zu kleinen Auflagen. Zum Beispiel, wenn der Ministerpräsident zweihundert Weingläser mit handgraviertem Staatswappen ordert.“
(Fotos: Dorotheenhütte, Stefan Dangel, Video: Ralf Müller, Stefan Dangel, Mareike Eitel)
Dorotheenhuette Wolfach Betriebs GmbH
Glashüttenweg 4, 77709 Wolfach
Tel.: +49 (0) 7834 / 83 98-0
E-Mail: info@dorotheenhuette.de
Web: dorotheenhuette.de
Öffnungszeiten:
täglich (geschlossen 01.01. und 25.12.):
Glashütte:
Produktion und Museum, Schleiferei und Gravur, Kino:
täglich (auch Sonntag und Feiertag): 9.00 – 17.00 Uhr
(letzter Einlass in das Museum 16.30)
Besucherglasblasen:
täglich 9.00 – 17.00 Uhr
(letzter Einlass 16.30 Uhr
Vase: 15,– €
Verkaufsräume:
Gläserland, Weihnachtsdorf, Hutschenreuther, WMF, Steiff, Zeller Keramik, Thun:
täglich (auch Sonntag und Feiertag): 9.00 – 17.30 Uhr