Der Kabarettist Fidelius Waldvogel war wieder im Ländle unterwegs. Auf seiner dritten „Von Daheim Tour“ per Traktor und Wanderbühne im Bauwagen hatte er in gut drei Wochen 20 Auftritte, im Schwarzwald und weit darüber hinaus auch am Bodensee, im Allgäu, auf der Schwäbischen Alb und bis hinter Schwäbisch Hall. Fidelius Waldvogel heißt im „richtigen Leben“ Martin Wangler und ist vielen aus dem SWR-Fernsehen als Schauspieler in der Familienserie „Die Fallers“ bekannt. Auch im „Tatort“ und weiteren Fernsehkrimis, in der Serie „Die Bergretter“ und sogar im Kino war er schon zu sehen. Kurz vor einem seiner letzten Auftritte bei uns „daheim“ in Bühlertal haben wir uns mit ihm unterhalten.
Herr Wangler, Ihre Tour geht zu Ende. Welche besonderen Erlebnisse oder Herausforderungen gab es diesmal?
Martin Wangler: Schwer zu sagen. Jeder Auftritt ist ein Highlight und einzigartig. Es gibt immer neue Situationen. Diesmal hatten wir viel Regenwetter, da haben wir schauen müssen, dass wir Regenalternativen machen. Wir hatten alles, von strömendem Regen bis Tiptop-Sonnenschein. Aber alle Termine haben stattgefunden. Ich sage nie einen ab.
Sie machen ja nicht nur Spaß. Was erzählen Sie den Leuten – was ist Ihre Botschaft?
Wangler: Ich versuche, den Leuten das Thema Heimat nahezubringen – was macht Heimat letztendlich aus? Wir wollen versuchen, die Kulturlandschaft offen zu halten. Die Menschen sollen die hiesigen landwirtschaftlichen Produkte kaufen, damit die Bauern davon leben können. Ich habe immer wieder bei Landwirten gespielt, die einen tollen Job machen, und habe einen Einblick in deren Arbeit bekommen und was die alles leisten – Chapeau! Ich versuche, das Thema Regionalität sowohl humoristisch als auch realistisch darzustellen, um klarzumachen, wo wir im Moment Handlungsbedarf haben. Damit nicht nur die Großindustrie unterstützt wird, sondern auch die kleinen, regionalen Familienbetriebe.
Was für ein Zeitgenosse ist Fidelius Waldvogel?
Wangler: Fidelius Waldvogel ist ein alleinstehender Kleinbauer im Hochschwarzwald. Er versucht sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser zu halten. Fidelius verdient sein Geld nicht nur in der Land- und Forstwirtschaft, sondern ist hin und wieder mit den Gästen unterwegs. Er musiziert in Gaststätten und zeigt Gästen seinen Schwarzwald. So hat er Kontakt zu den unterschiedlichsten Leuten aus nah und fern. Er nimmt sein Umfeld durch die Brille des Urschwarzwälders wahr und macht sich so seine Gedanken, sinnt und spinnt sich seine Welt zurecht. So ist er manchmal visionär, revolutionär und gleichzeitig ein gutmütiger, gemütlicher Badener. Auf jeden Fall weiß er das Leben zu genießen!
Welche Ihrer Nummern kommen beim Publikum am besten an?
Wangler: Kann ich nicht sagen. Es ist immer gut, wenn das Publikum wie gebannt vor der Bühne steht oder sitzt, aber genauso schön ist es, wenn sie sich vor Lachen kaum halten können. Zum Beispiel bei dem Schwarzwurst-Mariechen in Abwandlung zur Schwarzwald-Marie. Die Rückmeldungen vom Publikum sind durchweg positiv und die Leute sind begeistert. Einfach mit Traktor und Wanderbühne loszufahren, darin zu wohnen und abends zu spielen, das ist ein Traum, den ich verwirklicht habe. In den drei Wochen lebe ich den Traum der Unabhängigkeit, was natürlich aber auch nur teilweise stimmt, denn ich bin ja auch abhängig, zum Beispiel von den Besuchern!
Sie gelten als Multiinstrumentalist – wie viele Musikinstrumente spielen Sie denn?
Wangler: Ich habe neulich mal zusammengezählt und kam auf 15. Auf der Bühne spiele ich nur Trommel, Tuba, Gitarre und Akkordeon. Ansonsten spiele ich verschiedenste Arten von Flöten, Klavier und einige Blasinstrumente.
Sie sind in verschiedenen kulturellen Projekten engagiert, die Verbindung zu Ihrer Schwarzwälder Heimat stehen. Welche Mission verfolgen sie damit?
Wangler: Missionieren möchte ich niemanden! Aufgrund meiner Geschichte und meinen Lebenserfahrungen als Zimmermann bis hin zum Staatsschauspieler im hohen Norden wurde mir bewusst, was für einen Schatz unsere Schwarzwälder Kultur birgt und was mir meine Heimat bedeutet. Sei es in historischen Gebäuden wie der St. Oswaldkapelle aus dem Jahr 1148 oder dem Altbirklehof aus der Zeit um 1550 bis hin zum Schwarzwälder Traditionskartenspiel CEGO oder jetzt der „mörderische Wanderweg“… es geht mir darum, Projekte so zu entwickeln oder weiterzuentwickeln, dass sie auch für zukünftige Generationen einen Wert und einen Schatz beinhalten und zu guter Letzt „Lebensfreude“ ausstrahlen, die es zu bewahren und zu erhalten gilt!
Wann und wo können wir Fidelius Waldvogel auch nach dieser Tour sehen?
Wangler: Es gibt noch einige Termine in der Rothaus-Brauerei. Zudem kann man mich buchen, für jedes Fest von der Taufe bis zur Beerdigung (schmunzelt). Wenn Gemeinden in der Region interessiert sind, baue ich das in meine nächste Von Daheim Tour ein. Und im Oktober spiele ich – nicht als Fidelius – eine ernste Rolle in „Der Ackermann und der Tod“ in der St.-Oswald-Kapelle im Höllental.
Mehr Infos zu Fidelius Waldvogel/Martin Wangler gibt es hier.
(Fotos: Martin Wangler, Stefan Dangel)
17.8.2021