Im Kinzigtal wird Geschichte lebendig
Das Kinzigtal im Schwarzwald hatte schon immer zweierlei zu bieten: zahlreiche Bäume und fließendes Gewässer. Was Besucher des Schwarzwalds heute vor allem als idyllischen Ort der Erholung schätzen, sicherte in früheren Zeiten den Lebensunterhalt der Bewohner. Denn das Holz ließ sich zu gutem Geld machen – aber nur, wenn man es zu den Verbrauchern brachte. Nun, Holz schwimmt und Wasser war da – so entstand der Beruf des Flößers. Von diesen spannenden Zeiten erzählt auch das berühmte Schwarzwaldmärchen von Wilhelm Hauff:
Ausschnitt aus: Das kalte Herz
„[…]Sie handeln mit ihrem Wald; sie fällen und behauen ihre Tannen, flößen sie durch die Nagold in den Neckar und von dem oberen Neckar den Rhein hinab, bis weit hinein nach Holland, und am Meer kennt man die Schwarzwälder und ihre langen Flöße; sie halten an jeder Stadt, die am Strom liegt, an und erwarten stolz, ob man ihnen Balken und Bretter abkaufen werde; ihre stärksten und längsten Balken aber verhandeln sie um schweres Geld an die Mynheers, welche Schiffe daraus bauen. Diese Menschen nun sind an ein rauhes, wanderndes Leben gewöhnt. Ihre Freude ist, auf ihrem Holz die Ströme hinabzufahren, ihr Leid, am Ufer wieder heraufzuwandeln. […] Sie tragen Wämser von dunkler Leinwand, einen handbreiten grünen Hosenträger über die breite Brust, Beinkleider von schwarzem Leder, aus deren Tasche ein Zollstab von Messing wie ein Ehrenzeichen hervorschaut; ihr Stolz und ihre Freude aber sind ihre Stiefel, die größten wahrscheinlich, welche auf irgendeinem Teil der Erde Mode sind; denn sie können zwei Spannen weit über das Knie hinaufgezogen werden, und die »Flözer« können damit in drei Schuh tiefem Wasser umherwandeln, ohne sich die Füße naß zu machen[…]“
- Wer möchte, kann den ersten Teil des Märchens hier nachlesen.
- Und hier auch noch den zweiten Teil des Märchens. Viel Spaß!
Flößervereine halten die Tradition in Ehren
Auch heute noch gibt es Vereine überall im Schwarzwald, die die Tradition des Flößens beherrschen – wenn auch nur zu Schauzwecken. Wie die Wolfacher Kinzigflößer, die 1984 wieder begannen, die Geschichte der Flößerei mit Leben zu füllen. In ihren Trachten und den langen Flößen sind sie ein Blickfang auf jeder Veranstaltung, an der sie teilnehmen.
Auf dem Flößerpfad
Und: Der Flößerei im Kinzigtal ist auch ein Wanderweg gewidmet, der Flößerpfad. Er durchzieht das gesamte Kinzigtal von Loßburg über Alpirsbach und Schiltach bis hinab nach Wolfach. Der Flößerpfad eignet sich für alle, die schöne Natur erleben, etwas über die Flößerei lernen – oder die Kinder bei Laune halten wollen. Denn auch für die jüngeren Gäste gibt es eine Mitmachgeschichte zu erleben. Ganz abgesehen von der selbstverständlichen Faszination für das Wasser der Kinzig, mit und in dem man herrlich Spaß haben kann…
Informationen
Wer jetzt Lust bekommen hat, auch einmal auf den Spuren der Flößer zu laufen: auf nach Loßburg, wo der erste Teil des Pfades beginnt! Oder nach Alpirsbach, zum Start der zweiten Etappe! Weitere Infos gibt es online auf der Webseite des Flößerpfads. Dort findet man auch Infobroschüren zum Download.
Bilder:
Zeichnung vom Holländer-Michel: Bertall/“Wilhelm Hauff: Mährchen für Söhne und Töchter gebildeter Stände“, Stuttgart Rieger’sche Verlagsbuchhandlung 1869 S. 379
Bilder Flößerei: Edgar Baur, Wolfacher Kinzigflößer e.V.
Karte / Bilder Flößerpfad: www.floesserpfad.de / Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord