Der Naturpark lädt jährlich alle zertifizierten und in das Programm aktuell einsteigenden Schulen zu einem Fortbildungstag ein. Ziel ist der Austausch und der praktische Input, wie die Schulen das Konzept einer Bildung für nachhaltige Entwicklung praxisnah, umsetzen können, angedockt an die Themen Natur und Kultur des Naturparks. Ende Oktober trafen sich die Vertreterinnen und Vertreter von 21 Schulen und des Naturparks in Lahr.
Das Konzept sieht diese Veranstaltung als Teil der Kriterien-Erfüllung, die zum Tragen der Auszeichnung Naturpark-Schule berechtigt. Die Schulen werden vertreten durch das Lenkungsteam, bestehend aus dem Kontaktlehrenden und dem Projektleitenden, die vor Ort für die Koordination des Projekts Naturpark-Schule zuständig sind. Für den Input zur praktischen Umsetzung waren wir bereits letztes Jahr mit Antje Kirsch von der Ökologie Station Lahr in Kontakt. Damals musste die für Bühlertal geplante Veranstaltung kurzfristig wegen der Pandemie abgesagt werden. Nun holten wir sie mit der freundlichen Unterstützung unseres Partners Volksbank Lahr in diesem Jahr mit der höchsten Teilnehmerzahl nach. Angemeldet waren 21 Schulen aus der gesamten Naturpark-Kulisse.
Bildung für nachhaltige Entwicklung
Im Pflugsaal der VHS Lahr fand der Vormittagsteil statt. Von Manuela Riedling, Projektmanagerin Netzwerk Naturpark–Schulen, erhielten die Teilnehmenden Informationen zu den neuesten Entwicklungen im Naturpark und besprachen Organisatorisches. Im Anschluss führte Antje Kirsch, Mitglied des Leitungsteams der Ökologie Station Lahr, mit einem Vortrag in die für den Nachmittag geplanten Workshops ein. Sie stellte BNE als Chance für die pädagogische Entwicklung des Unterrichts dar. Durch anschauliche Beispiele wurde der Dreiklang von Selbst-, Sozial – und Sach- und Methodenkompetenzen als Voraussetzung der Entwicklung von Gestaltungskompetenzen verdeutlicht.
Die Highlights der Fortbildung
Nach der Mittagspause ging es in der Ökologie Station mit drei Workshops weiter. Antje Kirsch erläutert den Ablauf der drei Workshoprunden und teilt die Gruppen ein. Jeder Teilnehmende erhält ein Blatt von drei unterschiedlichen Baumarten in die Hand. Die Teilnehmenden finden sich zu drei Gruppen zusammen.
Antje Kirsch trainierte Teamgeist mit dem „Eierfall“. Allein aus Naturmaterialien sollte ein schützendes Polster um ein rohes Ei gebaut werden. Das Ei musste den Fall aus zwei Metern Höhe unbeschadet überstehen. Kreativität und Kooperation führten zu unterschiedlichen Lösungen und wurden mit dieser Übung geschult.
Einblicke in das Leben der Bäume und wie man es Kindern vermittelt
Weiter ging es bei Petra Jung zum Thema Wald- und Waldnutzung. Die ausgebildete Waldpädagogin stellte Aufgaben zu Waldbäumen. Worin unterscheidet sich die Trauben- von der Stieleiche? Auch beim „Spiegelgang“ wurde die Beobachtung geschult. Mit Hilfe von Spiegelkacheln konnten die Teilnehmenden die Bäume aus der Perspektive einer Maus oder eines Eichhörnchens kennen lernen. Die Blickwinkel helfen, sich neuen Sichtweisen zu öffnen und Perspektiven anderer besser wahrnehmen zu können.
Wie bringt man Kindern den Klimawandel nahe?
Im Workshop Wald und Klima bei Naturpark-Umweltpädagogin Manuela Riedling wurden verschiedene Aktionen vorgestellt, mit denen der Waldlerngang um das Thema Klima erweitert werden kann. Beim Photosynthese-Spiel* wurde anschaulich, wie sich die durch den Klimawandel stark schwankende Wasserverfügbarkeit auf die Produktionsleistung der Bäume auswirkt. Geschwächte Bäume sind anfällig für Krankheiten und sterben leichter ab. Vor dem Hintergrund, dass eine 100-jährige Buche täglich für zehn Menschen den benötigten Sauerstoff produziert zeigten die Beispiele einfache, aber eindrückliche Möglichkeiten auf, Kindern komplexe Zusammenhänge aufzuzeigen. Die Teilnehmenden nahmen aus dem Tag viele Anregungen für Unterricht mit, der nicht in Klassenzimmer, sondern draußen in der Natur stattfindet. Nach Rückmeldungen der Lehrkräfte wurden sie ermutigt, dies öfters umzusetzen.
*Photosynthese Spiel: Die Teilnehmenden spielten in zwei Gruppen gegeneinander. Sie bildeten den Ablauf der Photosynthese im Baum nach. Mit einem Löffel wurde Wasser in die „Baumkrone“ (Becher) transportiert. Auf dem Rückweg wurde der gebildete Traubenzucker wieder zur „Wurzel“ (Startlinie) gebracht. Nach Spielende (fünf Minuten, die die Monate Mai bis September symbolisierten) wurde die Leistung des Baumes durch Multiplikation von Wassermenge mit Traubenzuckerzahl bestimmt. In einer nachfolgenden Runde hatten die Spieler aufgrund des Klimawandels pro Monat nur eine bestimmte Wassermenge zur Verfügung. Im Sommer blieb der Regen aus und so war wenig Wasser zur Verfügung, um noch ausreichend Fotosynthese betreiben zu können.
(Text und Fotos: Manuela Riedling/Naturpark)
9.11.2021