Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord zeichnet zweite Realschule im Landkreis Rastatt als Naturpark-Schule aus.
Am Spinnrad mit Schafswolle arbeiten. Aus heimischem Holz Spielzeug herstellen. Oder die Rätsel einer Escape-Box zum Wald im Klimawandel lösen. All das und vieles mehr haben die Jugendlichen der Franziska-Höll-Realschule in Bühlertal (Landkreis Rastatt) bei ihren Naturpark-Projekten und Exkursionen erlebt und gelernt. Damit hat nach der Franziska-Höll-Grundschule nun auch die Franziska-Höll-Realschule die Voraussetzungen erfüllt, um das Prädikat „Naturpark-Schule“ zu tragen. Am Samstag (15. Februar) überreichte der Geschäftsführer des Naturparks Schwarzwald Mitte/Nord, Karl-Heinz Dunker, die offizielle Urkunde an den Schulleiter der Franziska-Höll-Schule, Paul Meer.


„Nachdem nun auch die Franziska-Höll-Realschule den Anforderungen der Naturpark-Schule entspricht, haben wir in Bühlertal etwas ganz Besonderes geschafft: Wir können innerhalb einer Gemeinde die Kinder auf ihrem Weg vom Naturpark-Kindergarten bis in die weiterführende Schule mit praxisnahen Projekten rund um unsere Kulturlandschaft und Partnern aus der Region begleiten“ sagt Dunker bei der Urkunden-Übergabe. „So funktioniert bereichsübergreifende Bildung, die nachhaltig verankert ist. So macht Lernen richtig Spaß!“








Bürgermeister und Schulleiter freuen sich über Auszeichnung
Auch der Bürgermeister der Gemeinde Bühlertal, Urs Kramer, freut sich über die Zertifizierung durch den Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord. „Dieser besondere Tag heute markiert für mich und für uns als Gemeinde einen bedeutenden Meilenstein – mit der Auszeichnung als Naturpark-Schule zeigt die Franziska-Höll-Realschule eindrucksvoll, wie viel Engagement und Leidenschaft sie in die Vermittlung von Wissen über unsere Natur, unsere Umwelt und den Schutz unserer Ressourcen steckt“ so Kramer.
Für Schulleiter Paul Meer ist die Auszeichnung als Naturpark-Schule nicht nur Grund zu feiern, sondern auch ein Ausdruck der Verantwortung für die Zukunft der Schülerinnen und Schüler uns unserer wunderschönen Heimat. „Die Entscheidung diesen Schritt zu gehen, war geprägt von dem Wunsch unseren Schülerinnen und Schülern mehr als nur theoretisches Wissen zu vermitteln – wir möchten Ihnen die Einzigartigkeit unserer Natur erlebbar machen“ sagt Meer zu Beginn der Auszeichnungsfeier. „Die Auszeichnung als Naturpark-Schule ist nicht das Ende eines Weges, sondern der Beginn eines neuen Kapitels, eine Verpflichtung unsere Bildung für eine nachhaltige Entwicklung konsequent fortzuführen“ so Schulleiter Meer weiter.



Als Zeichen der Wertschätzung für das Projekt der Naturpark-Schule sowie den Einsatz der Franziska-Höll-Schule nahmen auch die beiden Landtagsabgeordneten des Wahlkreises Baden-Baden/Bühl Cornelia von Loga (CDU) und Hans-Peter Behrens (Grüne) an der Auszeichnungsfeier teil.
Damit gibt es nun 26 Naturpark-Schulen im nördlichen und mittleren Schwarzwald. Im Landkreis Rastatt sind es insgesamt neun Naturpark-Schulen, davon zwei Realschulen. Mit der Dr.-Josef-Schofer-Schule gibt es in Bühlertal gleich drei Naturpark-Schulen sowie einen Naturpark-Kindergarten.


Naturpark-Projekte der Franziska-Höll-Realschule in Bühlertal
Die Naturpark-Projekte der Klassenstufen fünf bis sieben verbinden Theorie mit Praxis und setzen auf die Zusammenarbeit mit Partnern aus der Region. Die Schülerinnen und Schüler der Klassenstufe fünf erforschten die Entwicklung von Vögeln anhand des Hühnereis. Was eine artgerechte Tierhaltung ausmacht, lernten sie bei einem Besuch des Hühnerzüchters Konrad Lienhardt in Bühl-Vimbuch. Welche Bedeutung dem Bio-Siegel zukommt, erfuhren die Jugendlichen bei Familie Reiser auf dem als Naturpark-Partner ausgezeichneten Biolandhof Reiser in Straubenhardt.
Für die Klassenstufe sechs stand die regionale Kultur im Fokus. Die Schülerinnen und Schüler beschäftigten sich mit Sagen und Märchen des Schwarzwalds. Dabei unternahmen sie eine Exkursion ins Schwarzwälder Freilichtmuseum Vogtsbauernhof in Gutach. Sie erforschten den Schramberger Märchenpfad und beschäftigten sich mit den Sagen rund um den Mummelsee.
Die Klassenstufe sieben setzte sich mit Nachhaltigkeit und dem Rohstoff Holz auseinander. Bei diesem Naturpark-Projekt lernten die Schülerinnen und Schüler moderne Holzverarbeitungstechniken in der Schreinerei Karl Kern in Bühl kennen. Traditionelle Techniken erprobten sie beim Herstellen von Gebrauchsgegenständen und Spielzeug mit dem Grünholzmobil von Michael Heuberger.
Im Textil-Projekt reflektierten die Jugendlichen die Auswirkungen der Modeindustrie auf die Umwelt. Sie organisierten eine Kleidertauschaktion, erlernten Recycling- und Upcycling-Techniken und besuchten das Museum Rheinau sowie die Schwarzwälder Spinnstube Achern.
Ebenfalls zum Einsatz kam die vom Naturpark mit Schülerinnen und Schülern des Windeck-Gymnasiums in Bühl konzipierte Escape-Box. Bei diesem Spiel lösten die Jugendlichen Rätsel rund um die Themen Wald als Öko- und Wirtschaftssystem.
Hintergrund: Das Konzept der Naturpark-Schulen
Kennzeichnend für eine Naturpark-Schule ist eine dauerhafte und intensive Zusammenarbeit zwischen dem Naturpark und den Schulen. Das Konzept ist als Schul-Entwicklungsprogramm angelegt und trägt zur Profilschärfung der Schule bei. In Form moderner Heimatkunde werden die Schülerinnen und Schüler für die Besonderheiten ihrer lokalen und regionalen Umgebung sensibilisiert. Die Themen Natur und Kultur werden in der Schule nachhaltig verankert.
Gemäß dem Leitbild einer Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) werden den Kindern und Jugendlichen dabei Gestaltungskompetenzen vermittelt. So können sie ihre Zukunft im Naturpark aktiv und eigenverantwortlich mitgestalten. Zentrales Anliegen ist es, den Schülerinnen und Schülern unterschiedliche Perspektiven auf lokale Themen wie Kulturlandschaft, Land- und Forstwirtschaft, Kultur sowie Brauchtum und Handwerk zu geben. Experten aus der Region wie etwa Förster, Landwirte, Imker, Kräuterpädagogen, Vertreter von Vereinen oder Privatpersonen bringen ihre Erfahrungen und ihr Wissen in den Unterricht ein. Sie arbeiten dabei eng mit den Lehrkräften zusammen.
Text: Gundi Woll/ Fotos: Johannes Nickel
JN/ 17.02.2025