Aus aktuellem Anlass stellt euch Monika Wurft, Schwarzwald- Guide und Kräuterpädagogin aus Schiltach, heute gleich mehrere Wildkräuter vor, die euch auf einem Spaziergang oder im eigenen Garten auf Schritt und Tritt begegnen.
Macht mit beim Quiz am Ende des Beitrags – ihr könnt das Buch „Mein Wildkräuterbuch“ von Monika Wurft gewinnen!
Wildkräuter in Zeiten von Corona, interessanter denn je!
Auf dieser Sammeltour bekommen die Worte „heimisch, regional und saisonal“ eine besondere Bedeutung, wenn aus schmackhaften und gesunden Wildkräutern direkt aus dem Garten der Natur ein Salat oder andere leckere Gerichte entstehen. Schaut euch um! Ihr findet Löwenzahn, Spitzwegerich, Vogelmiere und Gundermann und viele mehr, die euren Speiseplan bereichern, ohne dass ihr einen Supermarkt aufsuchen müsst. Ein Tipp: Haltet euch zurück, bevor ihr im Garten „Unkraut“ jätet. Vieles, was da als Wildwuchs von ganz alleine sprießt und grünt, sind essbare Wildkräuter und Heilpflanzen. Ich sage immer: Trau keinem Garten ohne Unkraut!
Wildkräuter sind Kraftpakete
Denn das Geheimnis der Wildkräuter steckt im Detail. Sind sie als Wildpflanzen nicht züchterisch verändert und haben sich deshalb ihren individuellen Eigengeschmack bewahrt. Zudem stecken sie voller Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente und sekundärer Pflanzenstoffe wie Bitterstoffe, Gerbstoffe, Flavonoide, Ätherische Öle oder Senfölglykoside.
Dabei kommt es gar nicht auf große Mengen an, denn die „kleinen Wilden“ sind wahre Kraftpakete. Man sollte sich vom eigenen Empfinden leiten lassen. Wer als Neuling mit der Wildkräuterküche startet, tut gut daran, sich langsam heranzutasten. Der Geschmacksinn, die Verdauung und weitere Mitesser aus der Familie sollten sich daran gewöhnen dürfen. Also Augen auf und los geht’s!
Frischen, zarten Löwenzahn gibt’s immer
Je nach Höhenlage findet ihr vom Löwenzahn (Taraxacum officinale) die Blattrosetten mit Knospen in ihrer Mitte oder er blüht oder ist sogar schon verblüht. Das alles sollte euch nicht von der Ernte abhalten. Schneidet aus der Mitte der Rosetten die zartesten Blättchen heraus oder schaut auf der gemähten Wiese nach. Dort wächst er zart und knackig wie zu Frühlingsbeginn laufend nach. Löwenzahn liefert Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente und vor allem Bitterstoffe, die die Verdauung und die Nierentätigkeit anregen und das Immunsystem stimulieren. Auch die Knospen und die Blütenkörbchen können geerntet werden. Unter einen Salat gemischt werden sie zu gelben Farbtupfern und knackiger Einlage. Löwenzahnblüten lassen sich darüber hinaus zu leckerem Gelee und Löwenzahnhonig verarbeiten.
Die Vogelmiere ist eine Vitaminbombe
Die widerstandsfähige Vogelmiere (Stellaria media) aus der Familie der Nelkengewächse kommt ebenfalls in den Salat. Sie ist an ihren sattgrünen, eiförmigen Blättchen und den kleinen leuchtendweißen, sternförmigen Blüten leicht zu erkennen. Vogelmiere enthält mehr Calcium, Kalium, Magnesium und Eisen als Kopfsalat und ist außerdem ein willkommener Lieferant von Vitamin A, C- und B. Wer kann zu so einem „heimischen Superfood“ schon nein sagen, wenn ihr mildwürziger Geschmack dazu noch an rohe Maiskolben erinnert.
Giersch: Aromatisch und heilsam
Auch am Giersch (Aegopodium podagraria) führt längst kein Weg vorbei. Mit seinen dreigeteilten Grundblättern, die auf einem eingekerbten Stängel sitzen, und seinen unterirdischen Wurzelausläufern ist er den meisten kein Unbekannter. Giersch ist eine alte Heilpflanze, die in der Volksheilkunde auf Grund ihrer Ätherischen Öle, Vitamine, Aminosäuren und Mineralstoffe bei rheumatischen Beschwerden, Arthrose und Gicht zum Einsatz kommt. Wer ihn einmal gekostet hat, will auch in der Küche nicht mehr auf ihn verzichten. Auf den Geschmack gekommen, der irgendwo zwischen Petersilie und Anis liegt, werden die jungen Blätter in den Salat geschnitten oder als Wildgemüse zu Spinat, zu Kräuterkartoffeln, in Suppen, als Pesto oder zu Kräuterbutter und Kräutergetränken verarbeitet.
Spitzwegerich: pflanzliches Antibiotikum mit Champignongeschmack
Für die Küche ist der nach Champignon schmeckende Spitzwegerich (Plantago lanceolata) geradezu ein Muss. An seiner Rosette aus schmalen lanzettlichen Blättern ist er gut zu erkennen. Zur Blütezeit schmückt er sich mit einem blattlosen, kantig gerillten Stängel, an dessen Ende eine kleine Blütenähre sitzt, die mit weißen, zierlichen Staubfäden wie mit einem Heiligenschein umkränzt ist. Seine Blätter kommen ebenfalls in den Salat oder werden zu Suppen, in Kräuterquark und mit anderen zu Pfannengemüse verarbeitet. Seinen Schleimstoffen, Bitter- und Gerbstoffen, der Kieselsäure und den Mineralstoffen, doch vor allem dem Glykosid Aucubin ist es zu verdanken, dass er eine wirksame Heilpflanze bei Atemwegserkrankungen wie Reizhusten, Bronchitis und Entzündungen im Mund- und Rachenraum ist. Aufgrund der antibakteriellen Wirkung des Aucubins spricht ihm die Volksheilkunde als Phytobiotikum, die Wirkung eins pflanzlichen Antibiotikums zu.
Gundermann ist mit Pfefferminze und Zitronenmelisse verwandt
Der würzige Gundermann (Glechoma hederacea) bleibt uns sogar im Winter an geschützten Stellen erhalten und treibt ab Februar oder März frisch aus. Der Gundermann, mit seinen herzförmigen Blättchen und den blauvioletten kleinen Blüten, ist mit Pfefferminze und Zitronenmelisse verwandt. Sein Geschmack und sein Duft liegen im Vergleich mit Minze und Melisse irgendwo zwischen diesen beiden. Gundermannblättchen und -blüten werden in der Küche als Würzkraut in kleinen Mengen im Salat, zu Kräutersuppen, Tee- und Erfrischungsgetränken, in Kräuterbutter und in Kräuterquark verwendet. Auch für die süße Kräuterküche ist Gundermann in Eis, Joghurt oder als Wiesenkonfekt mit Schokolade bepinselt sehr schmackhaft. In der Volksheilkunde wird Gundermann auf Grund seiner Gerbstoffe, Bitterstoffe, Vitamine, Mineralstoffe und Ätherischen Öle bei Magenverstimmung, Durchfall, hartnäckigem Husten und bei Halsentzündungen eingesetzt.
Da haben wir den Salat!
Zur Auswahl stehen Löwenzahn, Vogelmiere, Giersch, Spitzwegerich und Gundermann. Auch Gänseblümchen, Schafgarbe, Knoblauchsrauke, Sauerampfer, Labkraut und Wiesenknopf sind für alle, die sich auskennen, eine Alternative und werden demnächst hier vorgestellt!
Jeweils ein paar Blättchen und Blüten abgezupft, ins Salatsieb oder unterwegs in eine feuchte Stofftasche gepackt – und in kurzer Zeit steht einem Wildkräutersalat nichts mehr im Wege! Daheim wird die Wildkräuterernte gewaschen, verlesen und kleingezupft. Man gibt eine Salatsoße je nach eigenem Geschmack aus Essig oder Zitronensaft, Salz, Pfeffer, Öl, einer kleingeschnittenen Zwiebel und zerdrücktem Knoblauch darüber und dekoriert das Ganze mit einigen Blüten. Wem ein reiner Wildkräutersalat fürs erste zu intensiv schmeckt, verteilt die „kleinen Wilden“ über einem Basissalat. Das kann ein Kopfsalat, Herz- oder Pflücksalat sein.
Einmal in der Küche gelandet, sind der Kreativität über den Salat hinaus keine Grenzen gesetzt. Ein Handvoll Wildkräuter gewaschen, verlesen und kleingeschnitten unter Frischkäse oder Quark gerührt, mit Salz und Pfeffer abgeschmeckt, und schon ist ein leckerer Brotaufstrich fertig. Löwenzahnblätter werden gewaschen, in feine Streifen geschnitten und unter den Kartoffelsalat gemischt zur Delikatesse.
Für eine Kräuterbutter hackt ihr einige Wildkräuter fein, hebt sie unter Butter und schmeckt das Ganze mit etwas Kräutersalz und einem Spritzer Zitronensaft ab. Auch für Smoothies, eine Quiche, im Pfannenkuchenteig oder einfach kleingeschnitten aufs Butterbrot – es ist für jeden etwas dabei!
Viel Spaß bei eurer Wildkräuter-Ernte und guten Appetit!
Wildpflanzenquiz: Wie heißt diese Pflanze?
Schickt bis zum 31. Mai 2020 eine E-Mail an redaktion@naturparkschwarzwald.blog, schreibt den Namen der Pflanze in den Betreff und eure Kontaktdaten in den Mailtext, damit wir euch gegebenenfalls den Gewinn zusenden können. Mit der Teilnahme akzeptiert ihr unsere Teilnahmebedingungen.
Das könnt ihr gewinnen:
1 Exemplar „Mein Wildkräuterbuch“ von Monika Wurft.
Falls ihr nicht gewinnt und es trotzdem erwerben möchtet:
Ulmer Verlag ISBN: 978-3-8186-1123-1
• 30 Wildpflanzen, zum Entdecken, Sammeln und Genießen.
• Ein Buch für alles: Bestimmen, Ernten, Verarbeiten.
• Gespickt mit über 200 Fotos zu Pflanzendetails und Rezepten.
Mit viel Heilpflanzenwissen, Natur- und Gartentipps, praktischen Hinweisen zur Ernte, zur Verwendung in der Küche und mit vielen feinen Rezepten.
Kräuterführung zurzeit online: www.monika-wurft.de
(Text und Fotos: Monika Wurft)