Oberwolfach ist ein Eldorado für alle, die sich für Geologie und Bergbau interessieren. Nicht nur, dass sich dort mit der „Grube Clara“ das derzeit einzig aktive Bergwerk im Schwarzwald befindet. Auch das historische Besucherbergwerk Grube Wenzel und das „MiMa“, das einzigartige Museum für Mineralien und Mathematik, locken viele Gäste ins Wolftal, ein Nebental der Kinzig. Die GeoTour Oberwolfach krönt dieses Angebot in idealer Weise. In wunderschöner Landschaft könnt ihr auf eigene Faust die interessanten Gesteine und Mineralien suchen.
Wie alle unsere GeoTouren macht auch diese mit ihren vielen Erkundungsaufgaben und Forschungsfragen das Thema „Steine und Geologie“ zum spannenden Outdoor-Erlebnis. Holt euch die kostenlose Broschüre in der Tourist-Info in Oberwolfach (Rathausstraße 1, 77709 Oberwolfach, Tel. 07834 8383-11, touristinfo(at)oberwolfach.de) und los geht’s. Darin findet ihr alle Texte und Bilder zu den Stationen – es gibt keine Infotafeln im Gelände. Um so spannender ist die Entdeckungstour! Einige der 15 Stationen stellen wir euch vor.
Start- und Zielpunkt der GeoTour ist der Wanderparkplatz in Talstraße in Oberwolfach-Gelbach, hinter Haus Gelbach 15. Zunächst folgt ihr der Asphaltstraße bis zum Bach. Je nach dem, zu welcher Jahreszeit ihr dort wandert, entdeckt ihr an Station 1 vielleicht die auf Steinen wachsende, auffallend gelb blühende „Gelbe Gauklerblume und, wenn ihr Glück habt, blau schillernde Libellen, die wie Schmetterlinge flattern: Blauflügel-Prachtlibellen. Beide Lebensformen finden hier den für sie passenden Lebensraum: kalkfreier Boden und schnell fließendes, nährstoffarmes Gewässer.
Von Station zu Station auf der GeoTour
Vom Parkplatz aus wieder zurückgehen bis zum Wegweiser „Gelbach Schmieders Loch“. Von hier aus dem Wanderweg Richtung „Beim Leuschbensattel“ folgen. Hinter der ersten Rechtskurve ist ein kleiner alter Steinbruch zu entdecken. In der Halde am Straßenrand findet ihr an Station 2 unterschiedlich aussehende Gesteine, aber es handelt sich in den meisten Fällen um Ortho-Gneis, zu erkennen an den schwarzen und dünnen Mineralienbändern, manchmal von Gang-Quarzen durchschlagen.
Weiter dem Wanderweg mit der gelben Raute folgen, der wenige Meter hinter Station 1 von der Fahrstraße abbiegt und rechts einen Hang hinauf auf einem Waldweg („Traufenwaldweg“) in Richtung Kesselberg führt. In einer Rechtskurve verlässt der Wanderweg den Waldfahrweg nach links und setzt sich auf einem ansteigenden Pfad fort, der später in den Wald hineinführt. Weiter der gelben Raute folgen. Der Pfad trifft auf einen hangparallel geführten Waldweg. Auf diesen Weg nach links abbiegen und dem Wanderweg weiter folgen. Rechts am Weg entdeckt ihr eine Sandgrube mit Steinbruch – Station 4.
Unterschiedliche Gesteinsschichten zerrieben Stein zu Sand
Warum gibt es hier so viel Sand? Der Steinbruch liegt direkt an der Grenze zwischen Ortho-Gneis und Para-Gneis. An der Nahtstelle dieser unterschiedlichen Gesteinsarten wurde das Gestein durch gegenläufige Bewegungen der Gesteinspakete bis zur Sandkorngröße zerrieben. Im feuchten Hangschutt der Sandgrube finden Amphibien wie der Grasfrosch ihren Landlebensraum.
Zur Station 5 weiter der gelben Raute folgen. Am Wegweiser „Beim Leuschbensattel“ weiter gehen in Richtung „Kreuzsattel-Hark“ bis der Weg den Wald verlässt und ihr eine offene Wiesenlandschaft erreicht. Hier wachsen im Sommer viele Sand-Thymian, die Blutwurz und sogar die seltene Rentierflechte. Aufgrund der starken Verbreitung von Düngemitteln im Offenland sind in dieser Landschaft ungedüngte Wegsäume die letzten Refugien für die oben genannten Arten nährstoffarmer und trockener Sandflächen.
Para-Gneis und Ortho-Gneis
Der Weg führt weiter leicht aufwärts in den Wald hinein. Weiter dem Fahrweg bis zu einer langgezogenen Linkskurve folgen. An einem Aufschluss (Station 7), also einer Stelle, wo der Gesteinsuntergrund an die Oberfläche tritt, findet ihr Para-Gneis – im Unterschied zum Ortho-Gneis mit langgezogenen Mineralbändern. Der Weg führt hangparallel weiter bis zu einer Stelle, an der rechts im Wald große Gesteinsblöcke zu erkennen sind (Station 8). Die großen herauswitternden „Wollsäcke“ weisen auf Granite oder granitähnliche Gesteine hin. Ihre linienförmige Anordnung quer zum Hang spiegeln einen Gang wieder. Auf den einzelnen Blöcken können Flechten- und Moosarten Lebensräume finden, die auf dem angrenzenden Waldboden der Konkurrenz zu anderen Moosarten und vor allem höheren Pflanzen unterliegen würden. Und: Prima Verstecke für Kleinsäuger entstehen!
Die GeoTour verläuft jetzt wieder auf dem von links einmündenden und hier hangparallel geführten Wanderweg mit gelber Raute. Nach einer Rechtskurve und vor einer Linkskurve verlässt ein kleinerer Fahrweg den Wanderweg spitzwinklig nach rechts. Den Weg bis zu einer Linkskurve weitergehen zu Station 10. Vor allem bei oder nach starkem Regen sind auf dem Weg kleine helle Kristallsteine zu finden. Wer Glück hat, entdeckt blättrig-weißen und weichen Schwerspat. Manche Schwerspat-Blättchen sind fast durchsichtig.
Spuren historischer Bergleute
An der nächsten Gabelung den linken Weg nehmen, bis ihr zu einer Gesteinshalde rechts am Weg kommt – ein typisches Element einer historischen Bergbaulandschaft. Die Halde bildet den „Abfallhaufen“ der Bergleute, heute ein Lebensraum für die Erdkröte. Am Wegrand findet ihr manchmal Quarzdrusen mit funkelnden kleinen Bergkristallen.
Hier findet ihr auch tief in den Untergrund gegrabene Gruben. Sie wurden von Bergleuten auf der Suche nach Erzen Gegraben und können mehrere Jahrhunderte alt sein. Vielleicht entdeckt ihr hier „scharz bemalte“, zum Teil glänzende Steine. Solche Steine wurden von heißen Mineralwässern „angemalt“, als diese aus dem Erdinnern aufstiegen und sich bei ihrem Treffen mit kühlem Grundwasser abkühlten. Dabei ließen sie ihre Mineralienfracht zurück, in diesem Fall Schwerspat, Quarz sowie dunkelschwarze Eisen- und Manganmineralisierungen. Bei der Freude über einen Fund könnt ihr de Gefühle der Bergleute vor mehreren Hundert Jahen nachvollziehen.
Station 10 bildet den Höhe- und Umkehrpunkt der GeoTour. Von hier aus führt die Tour wieder zurück, zuerst hinab auf den hangparallel geführten Wanderweg. Hier links abbiegen und dem Weg ca. 300 m lang bis zu einer Linkskurve folgen. Kurz hinter der Linkskurve finden sich Steine links an der Wegeböschung. Wer findet Steine an Station 11 mit kreisförmigen „Zeichnungen“ darauf? Es sind Kiesel-Porpidien – Krustenflechten, deren Sporenbehälter häufig Kreise bilden.
Sandiger Boden ist Lebensraum für viele Arten
Der weitere Weg führt durch eine Aufforstung von bisher als Wiesen genutzten Bereichen. Hier gibt es wenig Steine. Denn wegen der starken Exposition des Sporns im Offenlandbereich verwittern die meisten herausragenden Steine schnell zu Sand (Station 12). Eine typische Pflanze ist hier das Bergsandglöckchen, das sandige, besonnte und düngerarme, karge Standorte braucht. Leider werden solche Standorte im Mittleren Scharzwald seltener und damit auch der Lebensraum für den Kleinen Halsbok, einen Käfer, der sich von Blütenpollen ernährt.
Wir nähern uns dem Ende der Tour. Die Landschaftssilhouette zeigt die typischen „runden Köpfe“ des Schwarzwalds, Folge der Verwitterung des hier dominierenden kristallinen Grundgebirges. Die Einzelhöfe und Weiler des Gelbachtals, regional Zinken genannt, stellen die typischen Formen der Siedlungserschließung im Mittleren Schwarzwald da. Im Gegensatz zum an Buntsandstein reichen Nordschwarzwald kann hier auf den relativ fruchtbaren Lehmen des Grundgebirges bis heute Landwirtschaft betrieben werden.
Noch mehr wollen wir hier über die GeoTour Obewolfach nicht verraten – ihr sollt ja noch selbst entdecken können! Holt euch die Broschüre und geht auf die Suche – ein Geo-Hämmerchen ist nützlich, aber nicht unbedingt erforderlich. Genießt die schöne Landschaft und kehrt am Ende in Oberwolfach ein.
(Fotos: Dr. Andreas Megerle, Gundula Marks, Adelinde Maucher-Hoffmann, Ines Giacomino, Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord, Gemeinde Oberwolfach)
11.11.2019
Hier findet ihr die Tourbeschreibung mit Landkarte: