Naturpark-Kindergärten Auszeichnung als Wertschätzung für Projekte zu Natur und Kultur der Region!

Bad Rippoldsau-Schapbach – Wie funktioniert ein Sägewerk? Wo in der Region werden frische Lebensmittel hergestellt? Und wie kann die anfallende Müllmenge reduziert werden? Diesen und vielen weiteren Fragen sind die Kinder der beiden Katholischen Kindergärten St. Cyriak und Klösterle in Bad Rippoldsau-Schapbach (Landkreis Freudenstadt) bei ihren Naturpark-Projekten nachgegangen. Nun haben die Kindergärten alle Voraussetzungen erfüllt, um die Auszeichnung „Naturpark-Kindergarten“ zu erhalten.
Offizielle Auszeichnung als Naturpark-Kindergärten
Am Samstag (12. Juli) überreichte die Bereichsleiterin Bildung und Biodiversität beim Naturpark, Fränze Stein, die offiziellen Urkunden und zwei Plaketten mit dem Schriftzug „Naturpark-Kindergarten“ an die Geschäftsführerin der katholischen Kindertageseinrichtungen in der Erzdiözese Freiburg sowie die Kindergarten-Leiterinnen. „Die beiden Kindergärten zeigen eindrucksvoll, wie Kinder durch eigenes Tun, Forschen und Gestalten ein tiefes Verständnis für Nachhaltigkeit entwickeln – praxisnah, kreativ und mit viel Herz für Mensch und Natur“, begründet Stein die Auszeichnung.
Die Geschäftsführerin der katholischen Kindertageseinrichtungen in der Erzdiözese Freiburg, Elvira Gaus, hebt den langfristigen Lerneffekt hervor: „Das Naturpark-Konzept ermöglicht uns, Bildung für nachhaltige Entwicklung in einer Tiefe und Lebendigkeit umzusetzen, die Kinder wirklich erreicht. Durch die achtsame Nutzung von Ressourcen und im Leben mit der Natur übernehmen sie praktisch von Anfang an Verantwortung für ihr Lebensumfeld. Durch die praktische Zusammenarbeit mit der regionalen Landwirtschaft und im Handwerk lernen unsere Kinder nicht nur Zusammenhänge kennen – sie erleben Sinn, Herkunft und Verantwortung ganz praktisch“, beschreibt Gaus. Und der Bürgermeister der Gemeinde Bad Rippoldsau-Schapbach, Bernhard Waidele, führt aus: „Wir freuen uns sehr, dass in unserer Gemeinde heute gleich beide Kindergärten das Prädikat ‚Naturpark-Kindergarten‘ erhalten. Das Bildungskonzept, das dahintersteht, stärkt die Verbundenheit unserer Kinder mit ihrer Heimat und fördert ein nachhaltiges Denken, das weit über die Kindergartenzeit hinaus- und in unser Gemeinwesen hineinwirkt.“








Neben den bereits ausgezeichneten Naturpark-Kindergärten in Dornstetten-Hallwangen und Alpirsbach sind es fünf im Landkreis Freudenstadt. Am 19. Juli kommt ein weiterer in Glatten hinzu. Im Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord gibt es 19 Naturpark-Kindergärten.
Auszeichnung als Naturpark-Kindergarten ist Zeichen der Wertschätzung
„Die Auszeichnung ist ein Zeichen der Wertschätzung für Ihr besonderes Engagement im Bereich der Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE)“, sagt Stein bei der Auszeichnungsfeier in Bad Rippoldsau-Schapbach an die beiden pädagogischen Teams gerichtet. „Es ist Aufgabe des Naturparks und es ist uns persönlich auch ein Herzensanliegen, dass die Kinder so früh wie möglich einen positiven und engen Bezug zu ihrer Heimat entwickeln können. Dabei erschließen sie sich die wichtigen Zusammenhänge ihrer direkten Umwelt“, führt Stein weiter aus.
Nach der offiziellen Urkundenübergabe erläutert Stein den Kindergarten-Teams den Inhalt der Naturpark-Entdeckerkiste, die die Kinder geschenkt bekommen. Mit viel Begeisterung räumen sie zusammen mit Naturpark-Kindergarten-Maskottchen Urli Auerhahn die Entdeckerkiste der Naturpark-Detektive aus. Sie bestaunen Kinderbücher rund um die heimische Tier- und Pflanzenwelt sowie Entdecker-Instrumente, mit denen sie die Natur erforschen können.
Die Naturpark-Projekte des Katholischen Kindergartens St. Cyriak in Schapbach
Beim Projekt „Rund ums Holz“ lernten die Kinder verschiedene Baumarten, die Funktionen des Waldes und holzverarbeitende Berufe kennen. Sie besuchten u. a. das Sägewerk Künstle, die Schreinerei Müller und die Holzbau-Firma Herrmann. Partner waren Eltern, lokale Betriebe und das Waldkulturhaus. Die Kinder erforschten, wie wichtig der Wald für Mensch und Natur ist.
Bei einem weiteren Projekt erkundeten die Kinder regionale Lebensmittel aus ihrem Dorf, besuchten Bauernhöfe, eine Metzgerei, den Dorfladen und pressten Apfelsaft. Sie stellten Butter her, bereiteten Rühreier zu und fanden heraus, woher Milch, Fleisch und Eier stammen. Partner waren u.a. örtliche Landwirte, eine Metzgerei, ein Raiffeisenmarkt und Eltern. Praktisch lernten sie, wie Lebensmittel entstehen, was saisonal wächst und wie wichtig Regionalität und Wertschätzung gegenüber Natur und Betrieben sind. „Beim Butter-Schütteln sagten die Kinder ganz stolz: ‚Wir machen unsere eigene Butter!‘ Genau da wurde deutlich, wie praxisnah sie den Weg unserer Lebensmittel verstanden haben“, beschreibt die Leiterin des Katholischen Kindergartens St. Cyriak, Desiree Diniz-Miranda, den Wert der Naturpark-Projekte.
Ene mene meck, der Müll muss weg!
Beim Projekt „Ene mene meck, der Müll muss weg!“ lernten die Kinder, Müll richtig zu trennen, seine Auswirkungen auf Natur und Tiere zu verstehen und aktiv Verantwortung zu übernehmen. Sie sammelten Müll im Dorf und Wald, erforschten Recycling und reflektierten ihr Verhalten. Partner waren u. a. die Müllabfuhr, Eltern, die Gemeinde und das Landratsamt. Praktisch erlebten sie, wie Müll vermieden, getrennt und wiederverwertet werden kann – mit Liedern, Experimenten und Exkursionen.
Die Naturpark-Projekte des Katholischen Kindergartens Klösterle in Bad Rippoldsau
Beim Projekt „Unsere neue Taktik ist weniger Plastik“ lernten die Kinder Müll zu trennen, zu vermeiden und zu recyceln. Sie bastelten, sortierten Abfall, sammelten Müll im Dorf, beobachteten Verrottung und besuchten die Müllabfuhr der Firma Remondis in Freudenstadt. Sie erfuhren dabei, wie sie aktiv zum Umweltschutz beitragen können – mit Wiederverwertungsideen und einem bewussteren Alltagshandeln.
Beim Projekt „Wasser ist wunderbar“ erforschten die Kinder das Element Wasser durch Experimente, Spaziergänge, den Bau eines Wasserrads und den Besuch der Kläranlage in Hausach. Sie lernten den Wasserkreislauf, den sparsamen Umgang mit Wasser und seine Bedeutung für Mensch und Natur kennen. Partner war die Kläranlage Hausach.
Praktisch erlebten die Kinder Wasser mit allen Sinnen und verstanden, wie es gereinigt, genutzt und als Energiequelle eingesetzt werden kann. „Nach dem Besuch in der Kläranlage erklärten die Kinder im Morgenkreis ganz selbstverständlich, wie aus schmutzigem Wasser wieder sauberes wird. Das war ein echter Aha-Moment für uns alle“, beschreibt die Leiterin des Katholischen Kindergartens Klösterle, Margit Bächle.





Prägende Eindrücke schaffen Heimatverbundenheit
In den Naturpark-Kindergärten kommen die Kinder hautnah mit den Besonderheiten ihrer Region in Kontakt. Und sie dürfen selbst mitanpacken. „So entwickeln sie Neugier, Selbstvertrauen und ein Verantwortungsgefühl für ihre Mitwelt“, sagt die Naturpark-Bereichsleiterin Fränze Stein bei der Auszeichnungsfeier. „Sie lernen mitzuentscheiden und spüren ihre Selbstwirksamkeit. Das ist sehr wertvoll! Bei den Projekten erleben die Kinder echte Geschichten und sind Teil davon. Das sind Eindrücke, die prägen.“
Die Auszeichnung zum Naturpark-Kindergarten kann ein Kindergarten in der Regel nach einem Jahr erwerben. Die Zertifizierung ist fünf Jahre gültig. Mit der Auszeichnung verspflichtet sich der Kindergarten dazu, festgelegte Qualitätsstandards einzuhalten. Dazu zählt etwa, sich aktiv mit Projekten einzubringen und dafür Partnerinnen und Partner aus der Region zu gewinnen. An Fortbildungen teilzunehmen und eine ganzheitlich nachhaltige Entwicklung anzustreben.
Hintergrund: Das Konzept der Naturpark-Kindergärten
Im Naturpark-Kindergarten lernen die Kinder bei vielseitigen Projekten ihre Heimat in der Naturpark-Region besser kennen. So bauen sie eine natürliche Verbundenheit zu ihr auf. Die Erzieherinnen und Erzieher machen mit den Kindern Ausflüge und besuchen regionale Fachleute aus den Bereichen Land- und Forstwirtschaft, Obst- und Gartenbau, Naturschutz, Kultur und Brauchtumspflege sowie dem lokal ansässigen Handwerk. So lernen die Kinder etwa, woher die Lebensmittel kommen, wie sie sich gesund und regional ernähren können oder wie auf Bauernhöfen, Streuobstwiesen, im Forst oder im Handwerk gearbeitet wird. In den Naturpark-Kindergärten wird Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) in die Praxis umgesetzt. Das BNE-Konzept ist im Bildungsplan der Landesregierung verankert.
Text: Gundi Woll/ Fotos: Michael Keppler




