Woher kommt mein Trinkwasser? Warum sind die Ökosysteme und Lebensräume Wiese und Wald so wichtig? Und wie funktioniert eine über 300 Jahre alte Getreide-Mühle? All das und vieles mehr haben die Kinder der Grundschule Lauterbach (Landkreis Rottweil) bei ihren Naturpark-Projekten gelernt. Damit hat die Schule die Voraussetzungen erfüllt, um für weitere fünf Jahre das Prädikat „Naturpark-Schule“ zu tragen.
Am Samstag (13. Juli) überreichte die Projektmanagerin des Naturparks Schwarzwald Mitte/Nord, Manuela Riedling, im Rahmen des Schulfestes die offizielle Urkunde an die Schulleiterin der Grundschule Lauterbach, Sandra Winterhalter. „Sie und Ihr Team haben eine schöne, bunte Mischung an Projekten zur Kultur und Natur im Naturpark für die Schülerinnen und Schüler zusammengestellt. Es freut uns ganz besonders, dass bei jedem Naturpark-Projekt auch Partner aus der Region eingebunden sind, wie etwa der örtliche Revierförster beim Wald-Projekt“, sagt Riedling bei der Urkunden-Übergabe.
Und die Schulleiterin Sandra Winterhalter berichtet: „Ich freue mich über die immer wieder strahlenden Kinderaugen bei den Modulen. Die Lehrkräfte berichten mir, dass auch sie bei der Arbeit mit den außerschulischen Partnern spannende und neue Dinge dazulernen. Ich schätze die Verbindlichkeit und Kontinuität, mit der das Konzept den außerschulischen Unterricht fördert.“
Den Wert einer nachhaltigen Bildung betont auch der Bürgermeister der Gemeinde Lauterbach Jürgen Leichtle: „Die Naturpark-Schule vermittelt den Schülerinnen und Schülern nicht nur Wissen, sondern auch Werte. Werte, die in unserer heutigen Zeit wichtiger denn je sind: der respektvolle Umgang mit der Natur, das Bewusstsein für unsere Umwelt und die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen. Die Naturpark-Schule hat einen unschätzbaren Wert für unsere Kinder und unsere Gemeinschaft.“
Derzeit gibt es 25 Naturpark-Schulen im nördlichen und mittleren Schwarzwald. Im Landkreis Rottweil gibt es mit der Hans-Holzwarth-Grundschule in Schramberg und der Berneckschule in Dornhan zwei weitere Naturpark-Schulen.
Die Naturpark-Projekte der Naturpark-Schule Lauterbach
Die Erstklässler erforschten mit der Lupe den Lebensraum Wiese mit seinen typischen Pflanzen und Tieren. In Kooperation mit dem Landschaftserhaltungsverband (LEV) Mittlerer Schwarzwald und dem örtlichen Obst- und Gartenbauverein (OGV) lernten sie auch, wie sich aus einer Raupe ein Schmetterling entwickelt. Sie stellten Blütenpapier her und legten eine Wildblumenwiese an.
Mit dem örtlichen Revierförster Reinhard Braun erkundeten die Zweitklässler den Gemeinde-Wald. Sie erfuhren, dass der Wald ein komplexes Ökosystem und wichtiger Rohstofflieferant ist. Im Wald sammelten die Schüler Eicheln und pflanzten sie ein, um deren Wachstum mitzuverfolgen.
Die Drittklässler besichtigten den Trinkwasser-Hochbehälter Heiligenmatte. Der Wassermeister der Stadtwerke Schramberg, Martin Pfundstein, erklärte ihnen den Wasserkreislauf und wie genau die Trinkwasserversorgung für Lauterbach funktioniert. Zur überregionalen Trinkwasserversorgung informierten sich die Drittklässler bei einer Führung durch die Anlagen des Zweckverbands Wasserversorgung Kleine Kinzig in Reinerzau.
Die Viertklässler besuchten den Mühlenwart der Mooswaldmühle. Dort lernten sie den traditionellen Beruf des Müllers kennen und wie sich dieser verändert hat. Der Mühlenwart führte den Schülern auch vor, wie die aus dem Jahr 1657 stammende Getreide-Mühle funktioniert. Außerdem besuchten sie die Galerie des Kunstvereins Wilhelm Kimmich in Lauterbach. Kimmich steht in der Tradition der landschaftsgebundenen Schwarzwaldmalerei. Dabei gingen die Schüler der Frage nach, wie der Künstler seine Heimat Lauterbach erlebt und dargestellt hat. Sie erforschten auch, welchem Wandel die Menschen in ihrer Region unterzogen waren, wie deren Alltag früher aussah und wie sie selbst heute leben. Diese Erkenntnisse flossen in die Bilder ein, die die Schüler anschließend malten.
Hintergrund: Das Konzept der Naturpark-Schulen
Kennzeichnend für eine Naturpark-Schule ist eine dauerhafte und intensive Zusammenarbeit zwischen dem Naturpark und den Schulen. Das Konzept ist als Schul-Entwicklungsprogramm angelegt und trägt zur Profilschärfung der Schule bei. In Form moderner Heimatkunde werden die Schüler/innen für die Besonderheiten ihrer lokalen und regionalen Umgebung sensibilisiert. Die Themen Natur und Kultur werden in der Schule nachhaltig verankert.
Gemäß dem Leitbild einer Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) werden den Kindern dabei Gestaltungskompetenzen vermittelt. So können sie ihre Zukunft im Naturpark aktiv und eigenverantwortlich mitgestalten. Zentrales Anliegen ist es, den Schülern unterschiedliche Perspektiven auf lokale Themen wie Landschaft, Land- und Forstwirtschaft, Kultur sowie Brauchtum und Handwerk zu geben. Experten aus der Region wie etwa Förster, Landwirte, Imker, Kräuterpädagogen, Vertreter von Vereinen oder Privatpersonen bringen ihre Erfahrungen und ihr Wissen in den Unterricht ein und arbeiten eng mit den Lehrkräften zusammen.
Text: Gundi Woll/ Fotos: Manuela Riedling
JN/ 16.07.2024