Die Natur ist im „Grünen Bereich“ und allen voran sticht ein duftendes Kräuterlein mit kleinen lila Blüten besonders ins Auge. Deshalb schauen wir heute mit unserer Kräuterfrau und Schwarzwald-Guide Monika Wurft den Gundermann genauer an, damit wir ihn auch außerhalb der Blütezeit nicht übersehen. Wie immer könnt ihr das Kräuterbuch unserer Kräuterfrau und Schwarzwald-Guide gewinnen (siehe unten).
Wer zurzeit durch die Natur streift, kommt aus dem Staunen nicht heraus. Grün ist die vorherrschende Farbe, üppiges Grün in allen Facetten und wir können wahrlich mit Löwenzahn, Giersch, Brennnesseln und vielen anderen Wildkräutern aus dem Vollen schöpfen. Da kommt der Gundermann (Glechoma hederacea) aus der Familie der Lippenblütler gerade recht, denn als ein Verwandter von Minze, Melisse, Thymian und Co. bringt er relativ früh im Jahr Duft, Geschmack und zarte Farbe ins Spiel. Momentan könnt ihr ihn gut an seinen kerzenartigen Blütenständen mit den kleinen blau-violetten Lippenblüten in den Blattachseln erkennen. Nur zur Blütezeit reckt er diese keck nach oben, um ja nicht von Bienen übersehen zu werden.
Spezieller Duft und Geschmack
Wie seine große Verwandtschaft trumpft auch der Gundermann mit wohlriechenden ätherischen Ölen auf. Um an seinen Duft zu kommen, zerreibt ihr seine herzförmigen, gekerbten Blättchen zwischen den Fingern oder macht gleich die Geschmacksprobe und zerkaut ein Blättchen. Sein spezieller Geschmack und Duft lässt sich irgendwo zwischen Minze und Zitronenmelisse einordnen und das macht den Gundermann auch für die süße Kräuterküche so interessant. Doch dazu später mehr!
Er kriecht und rankt
Wenn ihr ihn nach der Blüte, die bis in den Juni hinein dauert, sucht, müsst ihr euch etwas tiefer bücken.
Gundermann, auch als „Gundelrebe“, „Erdefeu“ und „Guck durch den Zaun“ bekannt, bildet außerhalb der Blütezeit kriechende Ausläufer. Damit bewegt er sich regelrecht vorwärts, durchwebt Wiesen, bildet ganze Teppiche, rankt sich über andere Pflanzen hinweg und guckt unter Zäunen hindurch. Erkennen könnt ihr ihn an seinen vierkantigen, fadenartigen Stängeln, mit denen er sich im Boden verankert, weil aus jedem Blattansatz Wurzeln wachsen. Diese Wuchsfreudigkeit könnt ihr euch zunutze machen und seine Ranken ganz gezielt als Bodendecker, Unterbewuchs in Blumentöpfen oder als dekorativen Blumenampelbewuchs anpflanzen.
Dazu müsst ihr nur einige Ranken vom Boden lösen und auf die Erde im Blumentopf oder an einer gewünschten Stelle im Garten legen. Wenn ihr die Blattzwischenräume mit etwas Erde bedeckt und am Anfang feucht haltet, dann wächst Gundermann sehr schnell an, begrünt das Blumenbeet, überwächst den Blumentopf und zieht zudem Wildbienen an.
Auch für Kinder sind die Ranken eine tolle Spielpflanze. Es lassen sich aus ihnen dekorative Kränze, Armbändchen, Halsketten und Sonnenhut-Dekorationen winden, mit denen man sich schmücken kann.
Geschichte des Gundermann
Duftende Kräuter spielten als Pflanzen des Aberglaubens im Mittelalter eine große Rolle. Der Gundermann war den Germanen heilig, weil sich unter seinem Schutz gerne mit dem Hof verbundene gute Geister aufhielten. Deshalb hängten sie Sträußchen oder Kränze aus Gundermann auf, um Vieh und Mensch vor Blitzschlag und Krankheit zu bewahren. Um ihn rankten sich sehr spezielle Schutzrituale für das Vieh. Im Frühling, wenn die Kühe erstmals auf die Weide getrieben wurden, melkte man die Milch durch einen Kranz aus Gundermann und gab den Tieren Gundermann zu fressen, damit sie gesund blieben. Als „Soldatenpetersilie“ bekannt, wurde der Gundermann in Not- und Kriegszeiten als Würzkraut zum Nulltarif verwendet, wenn Mangel an Salz oder Gewürzen herrschte.
Gundermann in der Hausapotheke
Mit seinen ätherischen Ölen, die für den Duft verantwortlich sind, und weiteren Inhaltstoffen wie Gerbstoffen, Bitterstoffen, Vitaminen und Mineralstoffen ist der Gundermann nicht nur als Würzkraut, sondern auch als Heilpflanze sehr interessant. In der Volksheilkunde wird er als Tee bei Magenverstimmung, Durchfall, hartnäckigem Husten und bei Halsentzündungen eingesetzt. Sein Name offenbart allerdings noch mehr altes Heilpflanzenwissen. „Gund“ leitet sich vom althochdeutschen Wort „gunt“ für Eiter ab. Als Heilpflanze schon den Germanen bekannt, lässt sich Gundermann auch heute noch bei schlecht heilenden Wunden, Hautausschlägen und Insektenstichen verwenden.
Wer einen Gundermann-Teeauszug machen will – so geht’s: Frische Gundermannblätter, die kleingeschnitten etwa der Menge von 1 bis 2 Teelöffeln entsprechen, übergießt ihr mit ¼ Liter kochendem Wasser. Nach 5 bis 8 Minuten könnt ihr den Aufguss abseihen und trinkt bei Bedarf eine Tasse oder als Kur zweimal täglich eine Tasse. Oder ihr verwendet ihn für Umschläge. Solange der Tee zieht, bitte den Deckel drauflassen, damit die ätherischen Öle nicht verdampfen. So kann der Dampf am Deckel kondensieren und wieder zurück in den Tee tropfen.
Gundermann in der Küche
In der Kräuterküche könnt ihr das würzige Kraut in Salaten, Suppen, Tee- und Erfrischungsgetränken, in Kräuterbutter, Kräuterquark, Avocadocreme, zu Kräuterkartoffeln und in Bratlingen vielseitig nutzen. Übers Jahr könnt ihr immer die Blättchen verwenden. Doch zurzeit sind die kleinen Blüten eine Augenweide zum Beispiel auf einer Wildkräutersuppe schwimmend oder als Farbtupfer in einer Gundermann-Blütenbutter. Gundermann gehört zu den Würzkräutern. Deshalb mein Tipp: Tastet euch heran, nehmt nicht zu viel, lasst euren Geschmacksinn entscheiden und kombiniert ihn mit Schafgarbe, Giersch, Brennnessel und Löwenzahn.
Gundermann-Rezepte
Würzige Gundermann- Avocadocreme
Zutaten
- 2 reife Avocados
- 1 Handvoll Gundermannblättchen
- Salz, Chili, Zitronensaft
Zubereitung
Gundermannblättchen von den Stängeln zupfen, waschen, trockenschleudern und fein hacken. Die Avocados halbieren und mit einem Löffel das Fleisch aus der Schale lösen. Mit einer Gabel das Fruchtfleisch cremig zerdrücken. Die feingehackten Gundermannblättchen unter die Avocadocreme rühren, mit den Gewürzen abschmecken und mit Gundermannblättchen und Blüten dekorieren.
Gundermann zum Naschen
Doch nun zur versprochenen süßen Kräuterküche, in der es sich mit Gundermann wunderbar experimentieren lässt. Probiert ihn in geschlagener Sahne oder einer Joghurtcreme, indem ihr diese mit feingeschnittenen Gundermannblättchen würzt und mit den kleinen Blüten bestreut. Das verleiht jeder Nachspeise eine besondere Note. Und als ausgefallene Dekoration auf Eis, Obstsalat oder Kuchen eignet sich das Gundermann- Wiesenkonfekt. Das verlangt zwar etwas Geduld. Doch aus eigener Erfahrung weiß ich: Es schmeckt so außergewöhnlich, dass man es immer wieder macht!
Gundermann-Wiesenkonfekt
Zubereitung
Schneidet oder zwickt schöne Gundermannblättchen mit Stiel ab und schmelzt Bitter- oder Vollmilchschokolade (je nach Vorliebe) im Wasserbad. Fasst die Blättchen am Blattstiel an und bepinselt die Oberfläche mit der Schokolade. Zum Trocken legt ihr sie auf ein mit Pergamentpapier ausgelegtes Backblech. Fertig!
Nach dem Trocknen kommt das Wiesenkonfekt als Dekoration aufs Eis, siehe unten, auf Torten, Kuchen, Quarkspeisen oder tiefgefroren als besondere Wiesenpraline zum Einsatz. Damit es nicht zerbricht, packt ihr das getrocknete Wiesenkonfekt zum Einfrieren in eine Schüssel mit Deckel. So könnt ihr das Konfekt wunderbar auf Vorrat herstellen und jederzeit darauf zurückgreifen.
Gundermann-Eis
Zubereitung
Dazu wascht ihr einige Gundermannblättchen (Menge nach Geschmack) und hackt diese fein. Eine Banane püriert ihr mit 200 ml Sahne und hebt den gehackten Gundermann unter. Die Masse kann mithilfe einer Eismaschine gefroren werden, oder ihr stellt sie einfach in die Gefriertruhe. Die abgestochenen Eiskugeln lassen sich prima mit dem Wiesenkonfekt verzieren. Mein Eis-Tipp: Versucht es demnächst statt mit Banane mit frischen Erdbeeren und später im Jahr mit Himbeeren. Je nach Geschmack kommt dann etwas Vanillezucker oder Honig in die Masse. Ein farblicher Knaller wird daraus, wenn ihr das Wiesenkonfekt zum roten Erdbeer- oder Himbeerreis mit weißer Schokolade bepinselt.
Viel Freude mit dem duften Gundermann!
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Schickt bis zum 31. Mai 2021 eine E-Mail mit der Antwort an redaktion@naturparkschwarzwald.blog, schreibt „Gundermann“ in den Betreff und eure Kontaktdaten in den Mailtext, damit wir euch gegebenenfalls den Gewinn zusenden können. Mit der Teilnahme akzeptiert ihr unsere Teilnahmebedingungen.
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(Text und Fotos: Monika Wurft)