Heute schauen wir mit unserer Kräuterfrau und Schwarzwald-Guide Monika Wurft das Gartenschaumkraut mit seinem leicht scharfen Geschmack näher an, eine weitere Erntefreude der Wintersaison! Nach der Vogelmiere, die sie euch letzten Monat ans Herz gelegt hat, möchte sie euch heute das Gartenschaumkraut vorstellen.
Auch hier lautet das Motto, wie bei der Vogelmiere: „Ernten ohne zu säen“. Es ist einfach faszinierend, was sich in der kalten Jahreszeit so alles zur Ernte anbietet und den winterlichen Speiseplan aufpeppen kann.
Kleiner Gartenausflug
Mit dem „Wintergärtnern“ zeichnet sich ein neuer Trend ab. Ob in der freien Natur, im eigenen Garten oder im Blumentopf auf dem Balkon, nach der Sommerernte ist noch lange nicht Ernte-Schluss! Ganz im Gegenteil, die zweite Garten-Saison ist eingeläutet. Wo früher die Beete nach der Sommerernte abgeräumt waren, hat jetzt ein Umdenken eingesetzt. Wo bisher höchstens Lauch, Ackersalat, Endivie und Zichorie frisches Grün im Winter lieferten, wird jetzt jeder freie Platz neu genutzt.
Vielleicht habt ihr auch Lust, eure Erntezeit mit jungen, zarten Blättern von Grünkohl, Spinat, Mangold, Asiasalat, Pflücksalat oder Radieschenblätter zu erweitern? Der beste Aussaatzeitpunkt ist hier zwar ab September und Oktober, doch ich habe neulich erst Asiasalat ausgesät. Das Keimen dauert in der kalten Jahreszeit etwas länger, doch es funktioniert. Wer allerdings nur noch ernten will und nicht mehr säen, der braucht bei einem Spaziergang bloß die Aufmerksamkeit auf den Boden zu richten. Viele Wildkräuter trotzen dem Winter!
Winterkraut
Eines dieser genialen Winterkräuter ist das Gartenschaumkraut, das auch als Behaartes Schaumkraut oder Vielstängeliges Schaumkraut bekannt ist. Sein botanischer Name lautet Cardamine hirsuta und. Es gehört wie Brunnenkresse, Meerrettich, Knoblauchsrauke, Hirtentäschel und Wiesen-Schaumkraut zur Familie der Kreuzblütler.
Dieses kleine Pflänzchen zeigt sich von ganz allein ab September, ob in unseren Gärten, in den Blumenrabatten entlang von Wegen oder an wilden Stellen in der Natur. Es erweitert unser winterliches Ernterepertoire bis ins Frühjahr hinein.
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Weiße Blüten mit jeweils vier Blütenblättern über Kreuz. -
Blütenstand mit Schleuderschoten
Daran erkennt ihr das Gartenschaumkraut
Als kleinster Vertreter der oben genannten Kreuzblütler wird es nur fünf bis 20 Zentimeter groß. Seine Grundblätter wachsen in einer Rosette und sind unpaarig gefiedert, sehr ähnlich den Blättern des Wiesenschaumkrauts und der Brunnenkresse. Aus seiner Rosettenmitte schiebt sich ein verzweigter Blütenstängel empor mit zahlreichen weißen, aus vier über Kreuz angeordneten Blütenblättern, dem klassischen Erkennungsmerkmal für Kreuzblütler. Das Gartenschaumkraut blüht von März bis in den Juni hinein. Auch die Knospen und Blüten könnt ihr dann mitverwenden, sogar die Blütenstängel, solange sie noch nicht zäh sind.
Die Schleudertechnik, die das Gartenschaumkraut zu seiner Verbreitung einsetzt, ist vielen von euch sicherlich schon aufgefallen. Die reifen Samen sitzen in sogenannten Schleuderschoten, die bei Berührung aufreißen und die Samen meterweit von sich schleudern. Wenn ihr darauf achtet, dann könnt ihr das Verteilen der Samen sogar hören. Auf diese Weise bewegt sich das Gartenschaumkraut Jahr für Jahr und Meter für Meter fort, um so mit der Zeit den ganzen Garten mit seinen kleinen Rosetten zu besiedeln.
Lecker und gesund
Vielleicht ist es euch jedoch auch so ergangen wie mir? Aus Unwissenheit habe ich das Gartenschaumkraut mühsam zwischen dem Ackersalat ausgezupft und auf den Kompost geworfen. Bis zu dem Moment, als ich auf die Idee kam, ein Blättchen zu kosten. Seitdem ist das Gartenschaumkraut zu einem meiner „Lieblings-Wildkräuter“ geworden. Ich warte regelrecht darauf, bis es sich ab Ende September wieder zeigt und greife dann je nach Witterung und Schneeverhältnissen bis in den Frühling darauf zurück.
Wenn ihr nun Lust bekommen habt, wie ich das Gartenschaumkraut zu probieren, werdet ihr erstaunt sein. Es schmeckt so lecker wie seine oben genannten Verwandten, denn es bringt wie Brunnenkresse, Meerrettich, Knoblauchsrauke und Gartenkresse die Senfölgylcoside ins Spiel, und zwar mit einer leichten, eher sanften Schärfe. So schmeckt es prima im Salat, direkt aufs Brot gepackt, in Kräuterbutter, Quarkspeisen, Dips, zu Käse, im Kartoffelsalat und vielem mehr.
Verwendet wird das Gartenschaumkraut frisch wie Kresse, dann liefert es verbunden mit den Senfölen viel Vitamin C, Bitterstoffe und Mineralstoffe. Eine wirklich schmackhafte und gesunde Erweiterung des winterlichen Speiseplans, die darüber hinaus zur Anregung der Verdauung und zur Stimulierung des Immunsystems beiträgt. Schneidet ihr außerdem die zarten Rosetten des Gartenschaumkrauts mit einem scharfen Messer direkt unter der Rosette ab, dann verbleibt die Wurzel im Boden und das Pflänzchen wächst schnell wieder nach. Übrigens, seitdem es bei mir im Garten freie Hand hat, kommt es mit dem Ackersalat gemeinsam in einer Salatschüssel auf den Tisch und das schmeckt prima!
Diese beiden Rezepte gehen immer, da die Zutaten meist vorhanden sind:
Kräuterquark
Zutaten:
- 2 Handvoll Gartenschaumkraut
- 250 g Quark
- etwas Jogurt oder Olivenöl
- 1 Knoblauchzehe
- Kräutersalz
- Pfeffer.
Zubereitung:
Die Gartenschaumrosetten waschen, verlesen, trockenschleudern und grob hacken. Den Quark mit Jogurt oder Olivenöl glattrühren. Das gehackte Gartenschaumkraut untermischen, mit den Gewürzen abschmecken und vielleicht mit Gänseblümchen dekoriert servieren. Schmeckt gut zu Pell- oder Bratkartoffeln oder direkt aufs Brot. Wer Lust hat zu experimentieren, kann statt Quark Frischkäse oder Jogurt mit zerdrücktem Feta verwenden.
Tipp: Mit Giersch, Knoblauchsrauke, Löwenzahn, Wiesenknopf, Sauerampfer, Vogelmiere, die ihr zurzeit noch üppig findet, könnt ihr das Rezept kreativ verändern.
Smoothie
Grüne Smoothies beschränken sich nicht nur auf den Frühling. Gerade mit den winterlichen Wildkräutern und den Wintersalaten munden sie besonders gut.

Zutaten:
- Verschiedene Wildkräuter, allen voran das Gartenschaumkraut, aber auch Vogelmiere, Wiesenknopf, Löwenzahn, Labkraut, Gundermann oder Schafgarbe. Einfach alle essbaren Wildkräuter die ihr jetzt noch findet.
- Außerdem zarte Grünkohlblätter, Endivienblätter, einige Blättchen Asiasalat.
- ¼ l Apfelsaft
- etwas kleingeschnittenes Obst, zum Beispiel Apfel oder Birne.
Zubereitung:
Wildkräuter und Wintersalate waschen und grob hacken. Zusammen mit den anderen Zutaten in einem Standmixer zu einem cremigen Trunk mixen. In Gläschen füllen und in kleinen Schlucken genießen.
Tipp: Dieses Rezept könnt ihr mit verschiedenen Kräutern, Obst und Beeren das ganze Jahr über variieren.
Viel Freude mit dem kleinen und scharfen Gartenschaumkraut!
Viele weitere Kräuter und Rezepte findet ihr in:
Monika Wurft, Mein Wildkräuterbuch, 2. Auflage März 2020 Ulmer-ISBN: 978-3-8186-1123-1
(Text: Monika Wurft, Fotos: Monika Wurft, Hans Braxmeier)
23.12.2021