Sie krabbeln, wuseln, summen, schwirren – leider nicht mehr allzu häufig. Viele Menschen finden Insekten einfach nur lästig. Dabei sind sie unglaublich wichtig für die Ökosysteme auf diesem Planeten und letztlich auch für unser Überleben. Im Infozentrum Kaltenbronn läuft noch bis 3. November eine Sonderausstellung, auf der ihr Insekten wie unter dem Mikroskop bis ins kleinste Detail betrachten könnt – allerdings ohne Mikroskop oder Lupe.
Insekten brauchen eine Lobby
Fast unbemerkt von der Öffentlichkeit sind in den letzten zwei bis drei Jahrzehnten die Insekten drastisch um rund 70 Prozent zurückgegangen. Mit fatalen Folgen für Vögel und andere Tierarten. Denn die Sechsbeiner sind nicht nur eminent wichtig für die Bestäubung und Vermehrung von Kultur- und Wildpflanzen. Sie sind auch Nahrungsgrundlage für Vögel, Reptilien und andere Tiere. Schockierend ist in dem Zusammenhang der Rückgang der Feldvögel wie Lerche, Wiesenpieper, Rebhuhn und andere – um bis zu 85 Prozent!
Höchste Zeit zum Umdenken. Nicht umsonst engagieren wir uns stark für das Projekt „Blühender Naturpark“, um wieder mehr Lebensraum und Nahrungsgrundlagen für Insekten, insbesondere Wildbienen, zu schaffen. Seit April 2018 ist das Projekt „Blühende Naturparke„ auf alle sieben Naturparke im Ländle ausgeweitet worden.
Das Land unterstützt die Insekten
Das Land Baden-Württemberg hat sich mit dem „Sonderprogramm zur Stärkung der biologischen Vielfalt“ zum Ziel gesetzt, den Artenreichtum in Schutzgebieten, aber vor allem in der vom Menschen genutzten Kulturlandschaft zu stärken. Im Rahmen dieses Sonderprogramms wird das Projekt „Blühende Naturparke“ vom Land in den Jahren 2018 und 2019 mit 370 000 Euro unterstützt. Im Zuge dessen wird es zu einem gemeinsamen Projekt aller sieben Naturparke. Der Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord hat mit seiner Projektgruppe Blühende Naturparke hierfür die Federführung übernommen.
Vor allem geht es auch darum, die Bevölkerung für das Problem und für die Bedeutung der Artenvielfalt bei Insekten, anderen Tieren und heimischen Wildpflanzen zu sensibilisieren.
Ihr müsst sie nicht lieben – aber wertschätzen!
Die aktuelle Sonderausstellung im Infozentrum Kaltenbronn will dazu beitragen, dass sich die Menschen mit der (noch) artenreichsten Tiergattung beschäftigen und sich ihr annähern. Denn die Tiere sind in ihren Anpassungen, Lebenweisen und Spezialisierungen ungeheuer faszinierend. Die wenigsten werden sie jemals „niedlich“ finden – vielleicht einmal abgesehen von Mai- und Marienkäfern oder Schmetterlingen. Aber interessant und spannend sind sie allemal.
In der Sonderausstellung könnt ihr Insekten einmal so erleben, wie ihr sie noch nie gesehen habt: Schaut einer Stubenfliege in die riesigen Augen oder betrachtet eine Stechmücke einmal ganz genau von allen Seiten. Die mehrfach ausgezeichneten, perfekt nachgebildeten Insektenmodelle von Julia Stoess aus Hamburg sind fast einen halben Meter groß. Dabei handelt es sich weniger um Bienen und Schmetterlinge, sondern einerseits um andere „alte Bekannte“, andererseits um außergewöhnliche und weniger bekannte Krabbeltiere.
Rahmenprogramm und Vorträge
Wusstet ihr, dass sich manche Insekten gefährlicher machen als sie sind? Habt ihr schon mal wie ein Grashüpfer gezirpt? Schon mal in einem Ameisenhügel gelegen oder durch die Augen eines Insekts gesehen? Brauchen wir die Insekten überhaupt? Was könnt ihr selbst für die kleinen Tiere tun?
Begleitend zur Ausstellung gibt es ein Rahmenprogramm mit Veranstaltungen, Vorträgen und Familientagen. Mehr Infos im Veranstaltungskalender des Infozentrums. Gefördert wird die Ausstellung durch den Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord, die Sparkassen Rastatt-Gernsbach und Pforzheim-Calw sowie der ZG Raiffeisen eG.
Infozentrum Kaltenbronn
Kaltenbronn 600, 76593 Kaltenbronn