Im letzten Herbst präsentierten der Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord und der Zweckverband Infozentrum Kaltenbronn einen Masterplan, wie das Top-Ausflugsziel zwischen Gernsbach, Bad Wildbad und Enzklösterle zu einem noch attraktiveren Natur-Erlebnisraum weiterentwickelt werden soll. Nun geht es an die Umsetzung. Nina Rühlig und Uwe Baumann bilden das neue Projektteam. Im Interview erzählen sie, wie sie ihre spannende Aufgabe angehen.
Frau Rühlig, Herr Baumann, Sie bilden zusammen das Projektteam „Masterplan Kaltenbronn“. Anfang Juni sind Sie zu einem ersten Antrittsbesuch auf den Kaltenbronn hochgefahren. Wie war Ihr Eindruck?
Uwe Baumann: Der erste Besuch war dem Dialog mit dem Leitungsteam des Infozentrums Kaltenbronn gewidmet. Es galt, einzelne Positionen und Wünsche inhaltlicher Natur kennen zu lernen und gleichzeitig die Kooperation in struktureller Weise zu besprechen. Es war eine sehr kreative erste Begegnung mit dem dortigen Leitungsteam.
Nina Rühlig: Ich glaube auch, dass das frühzeitige Kennenlernen für alle wichtig war, um dem Projekt einen guten Start zu ermöglichen. Wir wissen jetzt, dass wir gemeinsam in die gleiche Richtung wollen und werden daran gemeinsam und mit viel positiver Energie arbeiten.
Wie ist die Arbeitsteilung im Projektteam und was steht in den kommenden Wochen auf Ihrer Agenda?
Rühlig: Nach dem ersten Antrittsbesuch auf dem Kaltenbronn ist es uns jetzt wichtig, auch die anderen Akteure und ihre Bedürfnisse kennen zu lernen. Wir werden uns also in den kommenden Tagen und Wochen noch bei weiteren Personen persönlich vorstellen. Außerdem läuft natürlich parallel bereits die Planung zahlreicher Arbeitspakete und die Vorbereitung erster Veranstaltungen. Uns ist es jetzt am Anfang wichtig, gemeinsam eine gute Grundlage für die kommenden zwei Jahre zu schaffen.
Baumann: Fundamentale Arbeit ist in Phase 1 unseres zweijährigen Wirkens angesagt. Dazu gehört für uns die Erstellung eines Werte-, Ziel- und Meilenstein-Katalogs sowie die Klärung der Weise des Miteinanders mit den verschiedenen Akteuren und Akteurinnen. Wir werden uns im Team gemäß unseren besonderen Talenten, Erfahrungen und Leidenschaften die Arbeit teilen. Grundlegend ist Nina Rühlig für das Projektmanagement zuständig, ich zeichne für die Projektleitung verantwortlich.
Im Masterplan Kaltenbronn finden sich Vorschläge für die Umsetzung mehrerer Einzelprojekte. Welche finden Sie besonders reizvoll?
Baumann: Grundlage für alle Projekte wird eine Wertschätzungs- und Wertschöpfungsoffensive für diesen in Deutschland einmaligen Naturraum sein. Jede der im Masterplan vorgeschlagenen Maßnahmen kann ein wichtiger Baustein für eine kommende Neupositionierung mit all ihren gebotenen Sensibilitäten werden. Je nach dem werden sich im weiteren Prozess auch noch neue Aspekte dazugesellen. Die gesamthafte, feinfühlig abgestimmte Entwicklung dieses Raumes mit all seinen Hinweisen und Möglichkeiten finde ich besonders reizvoll. Vielsinnigkeit wird gefragt sein. Als besonders reizvoll und abrundend sehe ich auch die Thematik eines Naturpark-Hauses an – insbesondere im Bereich der Bildung.
Rühlig: Wir wollen die Gegend um den Kaltenbronn erlebbar und begreifbar machen und damit den Fokus noch stärker auf die Relevanz des Standorts lenken. Sei es mit Bildungsangeboten, kulinarischem Genuss oder Vermarktung von regionalen Produkten. Wichtig ist uns dabei immer die ganzheitliche und sensible Entwicklung des Naturerlebnisraums, wie Uwe Baumann es eben bereits erläutert hat. Sehr spannend finde ich persönlich auch die Integration der Querschnittsaufgaben Klimaschutz und Nachhaltigkeit, die sich ja durch alle Bereiche ziehen.
Angesichts der Corona-Krise ist Urlaub im eigenen Land verstärkt in den Fokus gerückt, auch in Hinblick auf die Themen Klimaschutz und Nachhaltigkeit. Welche Rolle nimmt ein Standort wie der Kaltenbronn hier ein? Was kann er leisten, was nicht?
Rühlig: Ein Standort wie der Kaltenbronnn kann Menschen auf jeden Fall die Schönheit unserer Heimat vor Ort aufzeigen. Gleichzeitig ist die Gegend hochgradig wichtig gerade in Bezug auf den Klimaschutz, weil wir hier zum Einen die hochwertvollen Moorflächen haben, zum Anderen aber eben auch viel Wald. Beides – sowohl das Moor als auch der Wald – sind extrem wichtig in Hinblick auf CO2-Speicherung. Das Potenzial, das hier vorhanden ist, müssen wir also auf jeden Fall erhalten. Uns ist es wichtig, die Einzigartigkeit der Region zu betonen und zu stärken. Dazu gehört eben gerade hier vor allem das ruhigere Naturerleben.
Baumann: Der Kaltenbronn ist ein fantastischer Ort, um in einer Haltung von Achtsamkeit besondere Natur-Qualitäten zu erleben – und dabei als Mensch die eigene Natur sowie spezifisch Geist, Körper und Seele zu erfrischen. Der Raum selbst hat ja eine fast schon etwas skandinavische Anmutung – weshalb ich ihn gerne auch als den hohen Norden des Schwarzwalds bezeichne. Ganz sicher müssen touristische Angebote Hand in Hand mit Flora und Fauna gehen. Hervorragend ergänzt wird dieser in Deutschland einmalige Naturraum um vielschichtige Angebote in der gesamthaften Raumschaft – angefangen bei Bad Wildbad, Gernsbach oder Enzklösterle. Das „Und“ all der Dinge birgt tausend Gründe, um Natur- und Kulturbegeisterte sowie Urlauber aller Altersstufen in allen Jahreszeiten in der Region herzlich willkommen zu heißen.
Wenn wir mal weggehen vom Kaltenbronn – wo entspannen Sie dann im Naturpark am liebsten?
Baumann: Ich selbst habe ja das Vergnügen, auf einem Bauernhof auf dem Langenhard in Lahr-Sulz mit bestem Blick in den Oberrheingraben zu leben. Diese Welt mit dem dort integrierten Naturerbe Deutschland genieße ich sehr – genauso wie die vielen Wanderwege im Naturpark vom Kinzigtal bis Calw. Ganz besonders genieße ich die Bäderkultur sowie das kulinarische Erbe unseres Kulturraums. Qualitativer Genuss in allen Weisen entspannt ja grundsätzlich.
Rühlig: Der Naturpark ist so vielfältig und abwechslungsreich, da fällt es mir schwer, mich auf einen Ort festzulegen. Ich persönlich bin sehr gerne wandernd unterwegs. Zu Fuß ist das Erleben der Landschaft, der Natur und an vielen Orten auch der der Ruhe meist besonders intensiv.
(Titelfoto: Marc Kanitzer, übrige Fotos: Denker/Naturpark, Infozentrum Kaltenbronn, Christopher Wünsche, Thomas Wildbrett, Karin Schnaubelt-Seiter