Relikte der Eiszeit – im Nördlichen Schwarzwald liegen zehn Karseen, über die wir Euch hier auf dem Blog schon einen Überblick gegeben haben. Nach und nach stellen wir sie euch einzeln vor auf einer virtuellen Rundwanderung von Norden im Uhrzeigersinn nach Süden und wieder zurück. Wir beginnen mit dem nördlichsten, dem Herrenwieser See.
Der Herrenwieser See gilt als besonders romantisch. Besonders, wenn im Sommer die Seerosen und gelben Teichrosen blühen, ist der Karsee ein zauberhafter Ort. Deshalb ist er ein beliebtes Wanderziel. Er liegt drei Kilometer nordöstlich vom kleinen Ort Herrenwies und rund vier Kilometer nordwestlich der Schwarzenbachtalsperre. Beide Seen lassen sich wunderbar in eine Wanderroute integrieren, die natürlich noch weiter durch den schönen Schwarzwald führen kann. Einen Tourenvorschlag (14,5 km) findet ihr hier.
Der Karsee ist vollständig von Wald umgeben. Der See und seine Uferzonen mit dem Hochmoorgürtel ringsum stehen unter Naturschutz. Das Moor besteht aus Schnabelseggen-Ried und Schwingrasen mit Torfmoosen, Moor-Wollgras, Moosbeere, Pfeifengras und dem fleischfressenden Sonnentau. Viele kleine wasserliebende Tiere leben hier – von Wasserläufern bis zu Libellen – und eine steigende Population von Grasfröschen, Erdkröten sowie Berg- und Fadenmolchen.
Nehmt Rücksicht im Naturschutzgebiet!
Gucken dürft ihr, aber das Moor beziehungsweise die Uferzone nicht betreten und natürlich auch keine Pflanzen pflücken oder gar Frösche fangen. Zum Schutz der empfindlichen Biosphäre vor unvernünftigen Besuchern wurde ein Holzgeländer angebracht. Genießt lieber den Anblick und die Ruhe der Natur auf einer der Bänke auf dem Rundweg um den See.
Der Herrenwieser See verlandet allmählich – aber das tut er schon seit seiner Entstehung. Wird der Vorgang nicht gestoppt, entwickelt er sich im Laufe der Zeit zu einem Hochmoor. Über die Jahrtausende hat sich durch feinen Sand, das vom Schmelz- oder Regenwasser in den See geschwemmt wurde, und durch das nach unten hin absterbende Torfmoos und andere Pflanzenreste eine dicke Torfschicht entwickelt, die den heutigen Schwingrasengürtel um den See bildet. Und dieser Gürtel wächst.
Drei Quellen in der Karwand – die mit 170 Metern die höchste im Schwarzwald ist – speisen den See. Das Wasser fließt wieder hinaus über den Seebach, der in den Schwarzenbach mündet, und der fließt in die Schwarzenbachtalsperre. Ende des 18. Jahrhunderts bis zum Ende der Flößerei auf der Murg im Jahr 1913 wurde das Wasser des Sees aufgestaut, um es als Schwallung für die Holzflößerei zu nutzen, dazu wurde er auch mit einem Ablauf versehen.
Der Herrenwieser See ist in der letzten „Kaltzeit“ ausgeschürft worden
Der Herrenwieser See liegt auf einer Meereshöhe von 834 Metern über dem Meer und ist etwa 1,8 Hektar groß, 170 Meter lang, 90 Meter breit und 9,5 Meter tief. Er ist vor 120 000 bis 60 000 Jahren entstanden. Den genauen Tag wissen wir nicht. ;-). Im Volksmund spricht man von der Eiszeit, aber genau genommen meint man die Kaltzeit. Das ist die kälteste Periode innerhalb des Eiszeitalters, in dem wir uns trotz der vor rund 10.000 bis 15.000 Jahren begonnenen Warmzeit rein wissenschaftlich betrachtet immer noch befinden.
Im Hochgebirge gibt es auch heute noch Gletscher, die Karseen ausschürfen. Wie lange noch, weiß niemand. Unser Herrenwieser See jedenfalls „hat fertig“. Erfreut euch an seiner Schönheit und helft, sie zu erhalten und zu schützen!
(Fotos: Nicolai Stotz, Frank Walter, Christian Bollian/schwarzwald-informationen.de)
26.03.2019
Was ist ein Karsee?
Als Kar bezeichnet man kesselförmige Vertiefungen am Fuß von steilen Berghängen unterhalb von Gipfel- und Kammlagen, die im Schwarzwald während der Eiszeit von sehr kurzen Gletschern ausgeschürft worden sind. Der Gletscher bewegte sich über die Karwand bergab und mit dem Geröll auf seinem Grund „hobelte“ er im Laufe der Zeit die Vertiefungen aus. Als das Eis am Ende der Eiszeit schmolz, blieb Schmelzwasser in den Karen stehen und bildete die Karseen. Sie werden heute von natürlichen Zuflüssen und vom Regenwasser befüllt und haben an mindestens einer Stelle einen Über- oder Ablauf.