Relikte der Eiszeit – im Nördlichen Schwarzwald liegen zehn Karseen, über die wir Euch hier auf dem Blog schon einen Überblick gegeben haben. Nach und nach stellen wir sie euch einzeln vor auf einer virtuellen Rundwanderung von Norden im Uhrzeigersinn nach Süden und wieder zurück. Heute präsentieren wir euch gleich zwei – weil sie so nahe beieinanderliegen: den Schurmsee und den Blindsee.
Zur Erinnerung: Die Entstehung von Karseen
Vielleicht werfen wir zuerst noch einen Blick auf die Entstehung von Karseen: Die im Schwarzwald entstanden gegen Ende der letzten Eiszeit vor rund 12.000 Jahren. An kalten Stellen sammelte sich im Lauf der Eiszeit Schnee, die sich durch Tauen und Wiedereinfrieren zu einem Gletscher entwickelten. Als es langsam wieder wärmer wurde, bildeten sich Schmelzwasserströme. Der Gletscher kam in Bewegung, rutsche den Steilhang, Karwand genannt, entlang, riss Steine, Geröll und Erde mit sich und hobelte damit eine Mulde am unteren Ende des Hanges aus. Das Geröll bildete eine Endmoräne am Ende der Mulde und wirkte wie ein natürlicher Staudamm. Regen, Schmelz- und Quellwasser füllten die Mulde und es entstand ein Karsee.
Das hat unser Schurmsee mit den anderen Karseen im Scharzwald gemeinsam, von denen es vor Jahrtausenden fast 130 gab. Mit 13 Metern ist der Schurmsee nach dem Mummelsee der tiefste der zehn Karseen in Natur- und Nationalpark. Die Flößer im 19. Jahrhundert haben ihn noch weiter aufgestaut, um ihn als Schwallung zu nutzen, wenn sie die Baumstämme talabwärts beförderten.
Biotop für gefährdete Arten
Heute ist der Schurmsee, der zu Forbach gehört, immer noch ein Fleckchen der Abgeschiedenheit. Nur wenige Wanderwege führen vorbei, so etwa der Seensteig rund um die Gemarkung von Baiersbronn. Der See, sein Ufer und das Gebiet darum herum ist auf einer Fläche von knapp acht Hektar 1985 zum Naturschutzgebiet erklärt worden. Hier leben gefährdete Tier- und Pflanzenarten. Es wachsen Pfeifengras, Stern-Segge, scheidiges Wollgras oder Rudblättriger Sonnentau. Grasfräsche, Erdkröten, Berg- und Fadenmolche laichen im Schurmsee und viele wasserliebende Insekten bevölkern das Gebiet.
Wer sich die Mühe macht, die Karwand zu ersteigen, hat von der 160 Meter höher gelegenen „Schurmseehöhe“ einen herrlichen Blick auf den See und die Wälder der Umgebung – wie ihr auf dem Titelbild seht.
Der Blindsee ist kein See mehr
Nicht weit vom Schurmsee, etwa vier Kilometer entfernt, liegt der Blindsee. Er ist fast vollständig verlandet und ist eher ein baumfreies Moor. Nur nach sehr ergiebigen Regenfälle ist er als See zu erkennen. Alle Karseen verlanden, das ist ein natürlicher Prozess, der schon bei ihrer Entstehung begann. Auch der Schurmsee ist schon zu einem Drittel verlandet, was an seinem Vegetationsgürtel mit Schwingrasen sichtbar wird. Der Blindsee ist 6,2 Hektar groß und gehört zum Naturschutzgebiet „Blindsee bei Hundsbach“, ebenfalls auf der Gemarkung von Forbach. Er versteckt sich in einem Wald aus Waldkiefern und Moorbirken und ist eigentlich nur interessant für Biologen. Zumal das Betreten des Moors nicht gestattet ist.
Das Moor ist ein artenreiches Biotop, hier siedeln sich Spieß-Torfmoos, der rundblättrige Sonnentau, scheidiges Wollgras an. Auf dem zum Land verlaufenden Bereich findet sich viel Pfeifengras. Da er keinen Bachzulauf hat und nur vom Regenwasser genährt wird, findet sich im Blindsee nach langer Trockenzeiten kaum noch Wasser.Der Seensteig führt auch hier vorbei, ein Trampelpfad führt zum Rand der Moorfläche. Bitte haltet euch an die Wege und Absperrungen, so wie in allen Naturschutzgebieten.
(Fotos: Nicolai Stotz)
30.5.2019