Kindergarten Hallwangen in Dornstetten als erster Naturpark-Kindergarten im Landkreis Freudenstadt ausgezeichnet.
Wie viel Arbeit stecken Bienen in ein Honigglas? Warum ist der Biber nicht bei jedem beliebt? Wie entsteht aus einer Raupe ein Schmetterling? Und welche Orte und Menschen prägen den Dornstettener Ortsteil Hallwangen? Das und vieles mehr haben die Kinder im Kindergarten Hallwangen in Dornstetten (Landkreis Freudenstadt) bei ihren Naturpark-Projekten gelernt. Damit hat der Kindergarten die Voraussetzungen erfüllt, um die Auszeichnung „Naturpark-Kindergarten“ zu erhalten.


Am 18. Oktober überreichte die Stellvertretende Geschäftsführerin des Naturparks Schwarzwald Mitte/Nord, Yvonne Flesch, die offizielle Urkunde und eine Plakette mit dem Schriftzug „Naturpark-Kindergarten“ an die Leiterin des Kindergartens, Claudia Lutz, und ihr Team. „Wir freuen uns sehr, dass wir für unsere Arbeit mit den Kindern als Naturpark-Kindergarten ausgezeichnet werden“, sagt Lutz. „Deshalb haben wir zur heutigen Feier auch unsere Kooperationspartner eingeladen, die den Kindern ihr Fachwissen mit viel Leidenschaft weitergeben. So können die Eltern heute selbst miterleben, was wir mit den Kindern bei unseren Naturpark-Projekten machen.“



Auszeichnung zum Naturpark-Kindergarten ist Zeichen der Wertschätzung
Der Kindergarten hat sich im August 2023 dafür entschieden, Naturpark-Kindergarten zu werden. Diesen Weg hat das Team um Claudia Lutz konsequent verfolgt, sodass in den vergangenen Monaten alle Kriterien für die Auszeichnung erfüllt wurden. „Die Auszeichnung ist ein Zeichen der Wertschätzung für Ihr besonderes Engagement im Bereich der Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE)“, sagt Flesch bei der Auszeichnungsfeier in Hallwangen an das pädagogische Team gerichtet. „Es ist Aufgabe des Naturparks und es ist uns persönlich auch ein Herzensanliegen, dass die Kinder so früh wie möglich einen positiven und engen Bezug zu ihrer Heimat entwickeln können und die Zusammenhänge in der Natur verstehen lernen.“
Auch für den Bürgermeister der Stadt Dornstetten, Bernhard Haas, ist die Auszeichnungsfeier etwas ganz Besonderes. „Unser Kindergarten in Hallwangen ist der erste Naturpark-Kindergarten im gesamten Landkreis Freudenstadt. Das freut uns natürlich sehr“, berichtet Haas. In der Naturpark-Kulisse ist der Kindergarten Hallwagen der zwölfte Naturpark-Kindergarten.



Die Landtagsabgeordnete des Landkreises Katrin Schindele (CDU) hebt den Praxis-Bezug hervor. „Mit den Naturpark-Schulen kommen wir von der Theorie einer Bildung für nachhaltige Entwicklung in die gelebte Praxis“, sagt Schindele. „Die Projekte zur Natur und Kultur unserer Region, die gemeinsam mit lokalen Partnern umgesetzt werden, bringen den Kindern die Themen mit viel Leidenschaft nahe und begeistern sie nachhaltig dafür.“
Nach der offiziellen Urkundenübergabe erläutert Fränze Stein, Bereichsleiterin für die Bildung im Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord, dem Kindergarten-Team den Inhalt des Naturpark-Entdeckerwagens, den die Kinder geschenkt bekommen. Mit viel Begeisterung laden die Kinder den Bollerwagen der Naturpark-Detektive aus. Sie bestaunen Kinderbücher rund um die heimische Tier- und Pflanzenwelt sowie tolle Entdecker-Instrumente, mit denen sie die Natur erforschen können.


Die Naturpark-Projekt des Kindergartens Hallwangen
Den Waldtieren auf der Spur waren die Kinder mit dem Revierförster und Waldpädagogen Sebastian Witter. Im Rahmen des freitägliche Waldtages erkundeten sie, wie Menschen den Wald gemeinsam mit Wildtieren nutzen können.
Von den Erdbienen auf dem Kiga-Gelände inspiriert, besuchte der Kindergarten die Honigbienen der ortsansässigen Familie Zierle. Dabei lernten die Kinder, wie wichtig Streuobstwiesen sind und wie viel Arbeit in einem Glas Honig steckt.
Beim Naturpark-Projekt zum Schmetterling durften die Kinder anhand eines Zuchtsets selbst miterleben, wie aus einer Raupe ein Schmetterling wird.


Die Wichtelgruppe beschäftigte sich bei ihrem Naturpark-Projekt mit dem Biber. Dabei lernte sie, welches Spannungsfeld zwischen Menschen und Bibern bestehen kann und warum die Tiere ökologisch wichtig sind. Begleitet hat die Gruppe dabei der Wildtierbeauftragte des Landratsamtes Freudenstadt, Peter Daiker. Die Kinder identifizierten sich während des Naturpark-Projekts so sehr mit dem Tier, dass sie ihre Gruppe kurzerhand in Bibergruppe umbenannten.
Und wo geht’s denn hier hin? Bei diversen Touren durch den Ort erkundeten die kleineren Kinder Einrichtungen, die ihren Ort prägen: Bergwerk, Altersheim, Ortsverwaltung, Barfußpark, Schule und Sporthalle, Tierarzt sowie einen Hühnerhof.


Prägende Eindrücke schaffen Heimatverbundenheit
In den Naturpark-Kindergärten lernen die Kinder die Natur und die Tiere in ihrer Region kennen. „So bauen sie schon früh eine enge emotionale Bindung zu ihrer Umwelt auf“, sagt die Stellvertretende Naturpark-Geschäftsführerin Yvonne Flesch bei der Auszeichnungsfeier. „Das ist für einen nachhaltigen Umgang mit der Natur sehr wertvoll.“ Und Projektmanagerin Fränze Stein ergänzt: „Bei den Projekten kommen die Kinder ihrer Heimat mit Herz und Hand nahe. Das sind Eindrücke, die prägen.“
Die Auszeichnung zum Naturpark-Kindergarten kann ein Kindergarten in der Regel nach einem Jahr erwerben. Die Zertifizierung ist fünf Jahre gültig. Mit der Auszeichnung ist der Kindergarten dazu verpflichtet, festgelegte Qualitätsstandards einzuhalten. Dazu zählt etwa, sich aktiv mit Projekten einzubringen und dafür Partnerinnen und Partner aus der Region zu gewinnen, an Fortbildungen teilzunehmen und eine nachhaltige Entwicklung anzustreben.


Hintergrund: Das Konzept der Naturpark-Kindergärten
Im Naturpark-Kindergarten lernen die Kinder bei vielseitigen Projekten ihre Heimat in der Naturpark-Region besser kennen und bauen so eine natürliche Verbundenheit zu ihr auf. Die Erzieherinnen und Erzieher machen mit den Kindern Ausflüge und besuchen regionale Fachleute aus den Bereichen Land- und Forstwirtschaft, Obst- und Gartenbau, Naturschutz, Kultur und Brauchtumspflege sowie dem lokal ansässigen Handwerk. So lernen die Kinder etwa, woher die Lebensmittel kommen, wie sie sich gesund und regional ernähren können oder wie auf Bauernhöfen, Streuobstwiesen, im Forst oder im Handwerk gearbeitet wird. In den Naturpark-Kindergärten wird Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) in die Praxis umgesetzt. Das BNE-Konzept ist im Bildungsplan der Landesregierung verankert.
Text: Gundi Woll; Fotos: Fränze Stein
GW/22.10.2024