Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord zeichnet Kindergarten St. Christophorus für seine Projekte zu Natur und Kultur im Schwarzwald aus.
Wie entsteht aus einer Raupe ein Schmetterling? Woher kommt mein Frühstücksei? Was ist eigentlich Müll und was ist noch wertvoll? Diese Fragen und viele mehr können die Kinder im Kindergarten St. Christophorus in Weisenbach (Landkreis Rastatt) nun beantworten. Damit hat der Kindergarten die Voraussetzungen erfüllt, um die Auszeichnung „Naturpark-Kindergarten“ zu erhalten.
Am Samstag (15. Juni) überreichte die Stellvertretende Geschäftsführerin des Naturparks Schwarzwald Mitte/Nord, Yvonne Flesch, im Rahmen des Kindergarten-Frühlingsfestes in der Festhalle Weisenbach die offizielle Urkunde und eine Plakette mit dem Schriftzug „Naturpark-Kindergarten“ an die Leiterin des Kindergartens, Eveline Warth, und ihr Team. Der Kindergarten St. Christophorus in Weisenbach ist der zweite Naturpark-Kindergarten im Landkreis Rastatt. In der Naturpark-Kulisse ist es der Elfte.
„Die Auszeichnung ist ein Zeichen der Wertschätzung für Ihr besonderes Engagement im Bereich der Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE)“, sagt Flesch bei der Auszeichnungsfeier des Kindergartens an das pädagogische Team gerichtet. „Sie bringen den Kindern die Themen spielerisch nahe. So lernen sie schon früh und ganz nebenbei, wie sie mit unserer Natur und den Ressourcen achtsam umgehen können“, unterstreicht auch der Bürgermeister der Gemeinde Weisenbach, Daniel Retsch. „Für unser Gemeindeleben ist das ein sehr wertvoller Beitrag und eine gute Investition in unsere Zukunft.“
Die Naturpark-Projekte des Kindergartens – Nachhaltigkeit im Alltag verankern
Sieben Naturpark-Projekte hat der Kindergarten St. Christophorus in Weisenbach gemacht. Ziel der Projekte ist, die Kinder für die Natur und Tiere sowie die Produkte, die sie hervorbringen, zu begeistern. „Die Projekte geben den Kindern die Möglichkeit, große Themen spielerisch und mit allen Sinnen zu erfassen. So können sie sich damit identifizieren und die neuen Erfahrungen auf ihren Alltag übertragen und einbinden“, erläutert die Naturpark-Projektmanagerin und Bildungs-Fachbereichsleiterin Fränze Stein.
Naturpark-Projekte im Kindergarten
Die Naturpark-Projekte des Kindergartens behandeln unter anderem die Herstellung von Honig, Brot und Apfelsaft, die Haltung von Hühnern und die Entstehung von Eiern, einen nachhaltigen Umgang mit Müll sowie den achtsamen Umgang mit Insekten. Wie Warth und ihr Team die Themen zugänglich machen, zeigen die beiden folgenden Projekte.
Wie lebt eine Schnecke? Bei zahlreichen Exkursionen in die Natur haben die Kinder den Lebensraum von Schnecken erkundet. Diesen bauen sie in einem Terrarium nach und halten für gewisse Zeit darin selbst Schnecken. „Wir verbringen während des Kindergarten-Alltags viel Zeit in der umliegenden Natur. Dadurch haben wir nahezu täglich Berührungspunkte zu den verschiedensten Lebewesen. Die Tiere haben in der Welt der Kinder einen enorm hohen Stellenwert“, berichtet Eveline Warth. „In den Naturpark-Projekten vermitteln wir den Kindern einen achtsamen und bewussten Umgang mit Lebewesen.“
So auch beim Projekt zum Schmetterling. Mit einem Schmetterlings-Aufzuchtset können die Kinder von Beginn an beobachten, wie aus einem Ei eine Raupe schlüpft, diese sich verpuppt und sich schließlich ein Schmetterling entwickelt. Sie lernen heimische Schmetterlingsarten kennen und warum der Schutz heimischer Arten wichtig ist. Begleitend singen die Kinder Lieder rund um den Schmetterling, lesen Bücher, basteln, backen, machen einen Schmetterlingstanz und Fingerspiele. „Das Schmetterlings-Projekt hat mich begeistert“, berichtet Warth. „Es war ein emotionaler Moment, als wir die Schmetterlinge dann zusammen mit den Kindern fliegen gelassen haben. Es war faszinierend dabei zuzuschauen, wie schnell die Raupen wachsen und sich dann verpuppen.“
Qualitätssiegel Naturpark-Kindergarten
Die Auszeichnung zum Naturpark-Kindergarten kann ein Kindergarten in der Regel nach einem Jahr erwerben. Die Zertifizierung ist fünf Jahre gültig. Mit der Auszeichnung ist der Kindergarten dazu verpflichtet, festgelegte Qualitätsstandards einzuhalten. Dazu zählt etwa, sich aktiv mit Projekten einzubringen und dafür Partnerinnen und Partner aus der Region zu gewinnen, an Fortbildungen teilzunehmen und eine nachhaltige Entwicklung anzustreben.
Hintergrund: Das Konzept der Naturpark-Kindergärten
Im Naturpark-Kindergarten lernen die Kinder bei vielseitigen Projekten ihre Heimat in der Naturpark-Region besser kennen und bauen so eine natürliche Verbundenheit zu ihr auf. Die Erzieherinnen und Erzieher machen mit den Kindern Ausflüge und besuchen regionale Fachleute aus den Bereichen Land- und Forstwirtschaft, Obst- und Gartenbau, Naturschutz, Kultur und Brauchtumspflege sowie dem lokal ansässigen Handwerk. So lernen die Kinder etwa, woher die Lebensmittel kommen, wie sie sich gesund und regional ernähren können oder wie auf Bauernhöfen, Streuobstwiesen, im Forst oder im Handwerk gearbeitet wird. In den Naturpark-Kindergärten wird Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) in die Praxis umgesetzt. Das BNE-Konzept ist im Bildungsplan der baden-württembergischen Landesregierung verankert.
Text: Gundi Woll/ Fotos: Fränze Stein
JN/ 19.06.2024