Der Klimaschutz muss auch unsere Kleiderschränke erreichen. Wir kaufen uns Kleidung, die wir brauchen und die uns gefällt. Denken wir dabei auch an die Auswirkungen auf die Natur und das Klima? Eher selten. Dabei steckt im Kauf und im Gebrauch von Kleidung ein großes CO2-Einsparpotenzial. Wir sagen euch, wo.
Wir Deutschen spielen mal wieder in der „Champions League“ ganz oben mit: Beim Kaufen von Textilien. Davon legen wir uns laut dem Umweltbundesamt jährlich und pro Person durchschnittlich 26 Kilogramm zu. Rund die Hälfte davon ist Kleidung, rund 60 Kleidungsstücke. Die Kleiderschränke sind voll, vieles wird aber gar nicht getragen. Der weltweite Durchschnitt beim Textilkauf liegt nur bei acht Kilogramm.
Die Produktion von Kleidung belastet die Umwelt
Die Herstellung von Kleidung wirkt sich natürlich auf die Umwelt aus, wie fast alles, was der Mensch produziert. Beim Anbau von Baumwolle kommen teils giftige Pflanzenschutzmittel und Dünger zum Einsatz. Große Mengen von Wasser sind zur Bewässerung der Baumwollfelder nötig.
Bei der Verarbeitung werden Chemikalien eingesetzt. Die Hersteller benötigen viel Energie, dadurch wird auch viel CO2 frei. Und dann werden die meisten Textilien um den halben Globus transportiert, vor allem aus Fernost, auf Containerschiffen, die mit Schweröl fahren und neben Kohlendioxid noch ganz andere Schadstoffe in die Atmosphäre pusten.
Kunstfasern erzeugen Mikroplastik
Die Herstellung von synthetischer Kleidung verbraucht ebenfalls sehr viele Ressourcen, hauptsächlich Erdöl. Außerdem setzen Kleidungsstücke aus Kunstfasern beim Waschen schädliches Mikroplastik frei, das in die Gewässer und damit in sämtliche Lebewesen einschließlich uns gelangt. Vom gesamten Mikroplastik, das ins Meer und in die übrigen Gewässer abgegeben wird, stammen 35 Prozent aus synthetischer Kleidung. Hinzu kommt: Wer Kleidung nutzt, wäscht und bügelt sie mit hohem Wasser- und Energieeinsatz oder bringt seine Kleider in die chemische Reinigung.
Wegwerfware Kleidung
Die Produktion von Textilien wächst weltweit rasant. So genannte Fast-Fashion-Marken erzeugen in immer kürzeren Abständen neue Modetrends. Bis zu zwei Dutzend neue Kollektionen bieten die Marktführer jedes Jahr an. Was heute noch auf dem Laufsteg in den Modemetropolen wie Paris, New York oder Mailand zu bewundern ist, kommt morgen als preisgünstige Kopie in den großen Modegeschäften und Discountern auf den Markt. So kaufen die Deutschen doppelt so viele Kleidungsstücke pro Jahr und tragen sie nur noch halb so lange wie vor rund 15 Jahren. Weil Mode so günstig zu haben ist, wird vieles nach kurzer Zeit weggeworfen. Mit zahlreichen Folgen für die Umwelt.
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Das Angebot an Kleidern ist riesig. -
Was können wir tun?
Wir müssen etwas tun. Gerade bei Kleidung gibt es viele Möglichkeiten, wie wir das Klima weniger belasten, CO2 einsparen und Müllberge reduzieren können. Prinzip: Weniger ist mehr! Wir haben euch die wichtigsten Tipps zusammengestellt:
Auf Bio-Siegel achten
Wenn ihr neue Kleidung aus Baumwolle kauft, dann achtet auf eines der Biosiegel, die für eine umweltschonende und auch sozialverträgliche Produktion stehen. Beispiele sind der Blaue Engel, das EU-Ecolabel, GOTS (Global Organic Textile Standard) oder Naturtextil IVN zertifiziert BEST, um nur die wichtigsten zu nennen. Eine Übersicht über die gängigen Textil-Ökolabel findet ihr HIER.
Beispiel T-Shirt: Für ein T-Shirt werden durchschnittlich 1,5 Kilogramm Saat-Baumwolle und 15.000 Liter Wasser benötigt. Derzeit liegt der Anteil von Bio-Baumwolle weltweit lediglich bei etwa 1 Prozent. Bei ihrem Anbau werden keine Pestizide verwendet. Deutsche Verbraucher kaufen rund fünf T-Shirts pro Jahr. Die Produktion von herkömmlicher Baumwolle verursacht pro Kilogramm Rohmaterial 18 Kilogramm CO2, ökologisch angebaute nur 9,8 Kilogramm.
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Im Lebenszyklus eines ca. 200 Gramm schweren T-Shirts entstehen rund 11 kg CO2. -
Weniger ist mehr. Kauft nicht so viele, dafür höherwertige Kleidung.
Augen auf beim Kleiderkauf
Unterstützt euren lokalen Einzelhandel und kauft eure Kleidung nach Möglichkeit vor Ort in den Bekleidungs-Fachgeschäften. Dort könnt ihr in Ruhe anprobieren und auswählen. Entscheidet euch für hochwertige, langlebige Kleidung, die nicht rasch wechselnden Modetrends unterliegt und möglichst nahe an eurem Standort hergestellt wurde. So vermeidet ihr Bestellungen und Rücksendungen an die großen Handelshäuser, was hohe CO2-Emissionen schon alleine bei Lieferung und Rücksendung verursacht.
Second Hand
Längst hat Second Hand-Ware den Ruf des Minderwertigen verloren und ist unter Begriffen wie „Retro-Mode“, „Shabby-Chic“ oder „Vintage“ hochmodern. Doch viele Kleidungsstücke sind auch noch wie neu und passen zur aktuellen Mode. Abgesehen davon, dass sie auch günstiger sind als Neuware. Scheut euch nicht, euch in Second-Hand-Läden umzuschauen. Gleichzeitig könnt ihr Kleidungsstücke, die noch in gutem Zustand sind, dort verkaufen, wenn sie euch nicht mehr gefallen oder passen.
Wenn es denn unbedingt die bequeme Lieferung nach Hause sein muss: Es gibt auch Second-Hand-Versandhändler, die Topmarken verkaufen. Gebt einfach „Second Hand Kleidung“ in die Suchmaschine ein und ihr werdet überrascht sein, wie groß das Angebot ist.
Zum Thema Second Hand gehören natürlich auch Kleiderbasare, die insbesondere von Kindergärten veranstaltet werden. Da Kinder schnell aus ihren Kleidern herauswachsen, sind diese noch oft recht neuwertig. Und billig!
Schenken, Leihen, Tauschen
Oft ist es Usus, dass Kinder die Jacken, Hosen oder Oberteile ihrer älteren Geschwister „erben“. Aber ihr könnt auch mit anderen Familienmitgliedern oder Freundinnen und Freunden Kleidungsstücke tauschen. Vielleicht verleiht die Freundin ein Abendkleid für den einen Anlass, für den man sich nicht extra ein eigenes anschaffen möchte? Oder der Kumpel hat eine coole Lederjacke, die er gerne gegen einen Smoking tauschen möchte? Gebrauchte Kleidungsstücke lassen sich auch verschenken. Und sei es nur für die Altkleidersammlung. Alles ist besser als Wegwerfen.
Nicht so viel Kleidung verbrauchen
Tragt eure Kleidung so lange wie möglich. Werft nichts weg, nur um Platz im Kleiderschrank für Neues zu schaffen. Folgt nicht jedem Trend. Und lasst, wo immer es möglich und sinnvoll ist, Beschädigungen reparieren.
Energie und Wasser sparen
Wenn ihr knitterarme und bügelfreie Kleidung kauft, spart ihr Energie beim Bügeln und damit CO2 ein. Wascht mit niedrigen Temperaturen und weniger Waschmittel, wenn die Wäsche nicht stark verschmutzt ist. Macht die Waschmaschine voll! Wascht nur, wenn es nötig ist. Achtet noch mehr darauf, dass ihr die Kleidung gar nicht erst schmutzig macht. Wählt bei Eurer Waschmaschine das Kurzprogramm. Und trocknet eure Wäsche auf der Leine, nicht im Trockner. All das nützt dem Klima.
(Fotos: Benjamin Brandt, Jim Black, Andreas Lischka, jakbraun, Mabel Amber, Ranjad M, Arden Ardenrich, Linda Lioe, Skitterphoto, silviarita, bierfritze – alle pixabay)
3.11.2021