Mit der eigenen Obstpresse Apfelsaft herstellen. Kompost für die Hochbeete produzieren. Oder den Lebensraum Wasser erkunden. All das und vieles mehr haben die Kinder der Krokusschule Bad Teinach-Zavelstein (Landkreis Calw) bei ihren Naturpark-Projekten gelernt. Damit hat die Schule die Voraussetzungen erfüllt, um für weitere fünf Jahre das Prädikat „Naturpark-Schule“ zu tragen. Am Dienstag (9. Juli) überreichten Calws Oberbürgermeister Florian Kling in seiner Funktion als Stellvertretender Vorsitzender des Naturparks Schwarzwald Mitte/Nord und die Naturpark-Projektmanagerin Manuela Riedling die offizielle Urkunde an die Schulleiterin der Krokusschule Bad Teinach-Zavelstein Renate Urban-Traub.
Verbundenheit zur Region und Kulturlandschaft
„Sie und Ihr Team haben eine schöne, bunte Mischung an Projekten zur Kultur und Natur im Naturpark für die Schülerinnen und Schüler zusammengestellt. Es freut uns ganz besonders, dass bei jedem Naturpark-Projekt auch Partner aus der Region eingebunden sind, wie etwa der Naturpark-Wirt Franz Berlin oder die Landwirte Funk“, sagt Kling bei der Urkunden-Übergabe. „Mit den Naturpark-Schulen schaffen wir bei den Schülerinnen und Schülern ein Gefühl der Verbundenheit zu ihrer Region und der Kulturlandschaft, die sie prägt.“
Begeistert vom Konzept der Naturpark-Schulen ist auch der leitende Schulamtsdirektor des Schulamts in Pforzheim, Volker Traub. „Ich war 2017 bei der Auszeichnungsfeier der zweiten Naturpark-Schule im Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord in Bad Wildbad dabei. Auf der Rückfahrt habe ich mir dann gedacht, die Grundschule in meinem Heimatort Bad Teinach-Zavelstein muss auch Naturpark-Schule werden“, erzählt Traub. „Das haben wir geschafft. Die Idee der Naturpark-Schule wird hier mit Leben gefüllt. Seit der Erstauszeichnung vor fünf Jahren haben wir fünf weitere Naturpark-Schulen im Landkreis hinzugewonnen.“ Derzeit gibt es 25 Naturpark-Schulen im nördlichen und mittleren Schwarzwald.
Partner der Naturpark-Schule stärken Heimatgefühl „Seit der Auszeichnung der Krokusschule als Naturpark-Schule im Jahr 2019 haben wir einen Stamm an außerschulischen Partnern in der Region aufgebaut“, berichtet Rektorin Renate Urban-Traub. Auch die Stadt ist stolz auf ihre Naturpark-Schule und das breite Netzwerk an regionalen Kooperationspartner, bekräftigt die Leiterin von Teinachtal Touristik, Franziska Bürkle. Denn die Kooperationspartner machen das Wissen für die Kinder erlebbar. Das bestätigt Stefanie Großmann. Ihre Tochter geht in die dritte Klasse der Krokusschule. „Die Exkursionen mit den Naturpark-Schulpartnern haben meine Tochter begeistert. So wird den Kindern Wissen anschaulich vermittelt. Das Netzwerk des Naturparks bietet einen direkten Mehrwert für die Kinder“, sagt Großmann.
Die Naturpark-Projekte der Krokusschule Bad Teinach-Zavelstein
Das Naturpark-Projekt zum Bauernhof macht die Schule in Kooperation mit dem landwirtschaftlichen Betrieb der Familie Funk. Von Naturpark-Wirt Franz Berlin und seinem Team von Hotel Berlins KroneLamm lernen die Schüler alles rund um heimische Wildkräuter.
Mit der AWG Abfallwirtschaft Landkreis Calw und anhand deren Biogasanlage in Oberhaugstett behandeln sie das Thema Müll. Die Schule schaffte sogar einen eigenen Komposter an. Mit dem selbsterzeugten Kompost versorgen die Schüler die Hochbeete. Diese werden mit Regenwasser aus einem Regenauffangbehälter gegossen, der das Wasser der Dachrinne auffängt. Eine nachhaltige Lösung, die die Ressource Wasser optimal nutzt – wie die Schüler von Naturpark-Projektmanagerin Manuela Riedling beim Naturpark-Entdeckerwesten-Projekt zum Lebensraum Wasser lernen.
Für das Apfel-Modul schaffte die Schule eine eigene Obstpresse an. „Es war sehr umständlich, in eine Mosterei zu fahren, um die Herstellung von Apfelsaft mitzuverfolgen“, erklärt Urban-Traub. „Deshalb wurde für die Schule eine eigene Obstpresse zusammen mit der Obstmühle angeschafft. So können die Kinder ihren Apfelsaft selbst herstellen. Die Äpfel stammen von Apfelbäumen direkt neben der Schule.“
Alles zur Geschichte der Burg Zavelstein erfahren die Schüler von Frau Stocker vom Schwarzwaldverein. Frau Daenecke erklärt, wie Fledermäuse leben. Auf dem Schafhof in Wildberg lernen die Schüler alles rund ums Schaf. Das Thema Wald wird wechselnd von Waldpädagogen oder dem Revierförster unterstützt. Neue Kooperationspartner der Krokusschule sind Herr Pichler zum Thema Bienen und Peter Sürth als Wolfsexperte.
Die Krokusschule hat zudem als Pilotschule beim Klima-Kochtheater teilgenommen. Bei diesem Naturpark-Umweltbildungsprojekt geht es darum, den Kindern auf spielerische Art und Weise die Zusammenhänge zwischen nachhaltiger Ernährung und Klimaschutz beizubringen.
„So haben sich in den Jahren einige Module gesammelt, die nicht alle jedes Jahr durchgeführt werden, aber jährlich mindestens zwei pro Klassenstufe“, berichtet Urban-Traub.
Hintergrund: Das Konzept der Naturpark-Schulen
Kennzeichnend für eine Naturpark-Schule ist eine dauerhafte und intensive Zusammenarbeit zwischen dem Naturpark und den Schulen. Das Konzept ist als Schul-Entwicklungsprogramm angelegt und trägt zur Profilschärfung der Schule bei. In Form moderner Heimatkunde werden die Schüler/innen für die Besonderheiten ihrer lokalen und regionalen Umgebung sensibilisiert. Die Themen Natur und Kultur werden in der Schule nachhaltig verankert.
Gemäß dem Leitbild einer Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) werden den Kindern dabei Gestaltungskompetenzen vermittelt. So können sie ihre Zukunft im Naturpark aktiv und eigenverantwortlich mitgestalten. Zentrales Anliegen ist es, den Schülern unterschiedliche Perspektiven auf lokale Themen wie Landschaft, Land- und Forstwirtschaft, Kultur sowie Brauchtum und Handwerk zu geben. Experten aus der Region wie etwa Förster, Landwirte, Imker, Kräuterpädagogen, Vertreter von Vereinen oder Privatpersonen bringen ihre Erfahrungen und ihr Wissen in den Unterricht ein und arbeiten eng mit den Lehrkräften zusammen.
Text/Fotos: Gundi Woll
JN/ 11.07.2024