Heute begeben wir uns mit unserer Kräuterfrau und Schwarzwald- Guide Monika Wurft aufs Neue in royale Gefilde. Nach dem „König des Weges“, dem Spitzwegerich vom letzten Mal, schauen wir uns nun die „Wiesenkönigin“, das Mädesüß, genauer an. Und wieder könnt ihr das Wildkräuterbuch von Monika Wurft gewinnen (siehe unten).
Wer regelmäßig in der Natur unterwegs ist, dem entgeht die „Wiesenkönigin“ nicht! Eine feuchte, sattgrüne Wiese, zunächst sticht nichts besonders hervor, doch von einem Spaziergang zum anderen thront eine weiße Blüten- und Duftwolke über dieser Wiese. Wenn es euch zurzeit so geht, dann habt ihr gerade das Mädesüß entdeckt. Vielen von euch wird das auffallende Kraut aus der Familie der Rosengewächse (Rosaceae) auch unter anderen Namen wie Rüsterstaude, Federbusch, Spierstrauch oder Immenkraut bekannt sein.
Wer das Mädesüß neu für sich entdecken will, braucht sich zurzeit einfach nur umzuschauen. Diese stattliche Pflanze sticht jedem ins Auge. Sie kann bis zu zwei Meter hoch werden und gehört zur sommerlichen Hochstaudenflur mit einer Blütezeit ab Juni bis in den August hinein. Mit ihren hübschen, cremeweißen und reichverzweigten Blütenrispen, die sich aus zahlreichen winzigen Einzelblüten zusammensetzen, thront das Mädesüß majestätisch über den Wiesengräsern, was ihm zurecht den Namen „Wiesenkönigin“ einbrachte.
Daran erkennt ihr das Mädesüß
Wer das Mädesüß (Filipendula ulmaria) sucht, findet es auf nährstoffreichen, feuchten Wiesen, an Bachrändern, in Gräben, Quellbereichen und Uferzonen, wo es gerne in großen Beständen vorkommt. Lange vor der Blütezeit schiebt es aus einem kräftigen Wurzelstock einen kantigen, oben rot überlaufenen Stängel mit den typischen Mädesüßblättern in die Höhe. Wenn ihr euch ein Mädesüßblatt näher anschaut, stellt ihr fest, dass es sich um mehrere, spitzige Einzelblätter handelt, die sich am roten Blattstiel paarweise gegenübersitzen und am Rande gesägt sind. Da jedes Gesamtblatt an der Spitze mit einem dreiteiligen, einzelnstehenden Blatt abschließt, wird es treffend als unpaarig gefiedert bezeichnet. Ein gutes Erkennungsmerkmal sind überdies die am Blattstiel sitzenden kleinen Nebenblätter und ein stängelumfassendes kleines Blatt am Übergang zum Blütenstängel.
Nebenblätter sind außerdem ein typisches Merkmal für die gesamte Familie der Rosengewächse, wie zum Beispiel Frauenmantel, Odermennig oder Gänsefingerkraut. Interessant ist auch die Farbe der Mädesüßblätter. Auf der Oberseite sind sie dunkelgrün und auf der Unterseite silbrig grün mit kräftig hervortretenden Blattadern. Zerreibt auch ruhig mal ein Blatt zwischen den Fingern. Die Blätter des Mädesüß verströmen einen medizinischen Duft, der an einen Besuch im Krankenhaus erinnert und den man sich schon alleine deshalb gut merken kann. Die gute Nachricht, die Blüten des Mädesüß riechen völlig anders als die Blätter, nämlich verlockend süß nach Vanille, Mandeln und Honig! Über die Blüten hinaus lohnt es sich, die spiralig gedrehten Früchte des Mädesüß unter die Lupe zu nehmen. Sie sehen wirklich bemerkenswert aus.
Die „Wiesenkönigin“ hat’s in sich
In der Volksheilkunde und der Phytotherapie wird das Mädesüß wegen seiner Gerb- und Schleimstoffe, Flavonoide, ätherischen Öle und dem Salicylaldehyd bei Erkältungskrankheiten, Blasen- und Nierenbeschwerden, Kopfschmerzen, rheumatischen Beschwerden, Muskelschmerzen, Ischias und Gicht verwendet. Zubereitungen in Form von Tee, Tinktur, Medizinalwein und Sirup kommen dabei zum Einsatz. Für einen Tee übergießt ihr einen bis zwei Teelöffel getrocknete oder zwei Teelöffel frische Mädesüßblüten mit einem Viertelliter kochendem Wasser und lasst den Sud zehn Minuten ziehen. Danach abseihen und zwei- bis dreimal täglich eine Tasse trinken.
Aspirin von der Wiese
Am Mädesüß lässt sich gut erkennen, welche wichtige Bedeutung Pflanzen in der Entwicklung von Medikamenten haben. Früher als Spiraea ulmaria bekannt, ist das Mädesüß Namenspate für unser heutiges Aspirin. Das in ihr enthaltene Salicylaldehyd wird in der Leber zu Salicylsäure umgewandelt und wirkt fiebersenkend, entzündungshemmend und antimikrobiell. Erst Ende des 19. Jahrhunderts gelang es, Aspirin synthetisch herzustellen.
Ein interessanter Aspekt ist auch, dass neueste wissenschaftliche Studien eine antiallergische Wirkung des Mädesüß bestätigen.
Historisches
Mädesüß wurde nicht nach einem süßen Mädel bezeichnet. Der Name leitet sich vom Honigwei, im Sinne von „Met-Süße“ ab. Früher wurde die duftende, gerbstoffhaltige Pflanze dem Met oder Honigwein, einem der ältesten alkoholischen Getränke, zum Aromatisieren und zur Haltbarmachung zugesetzt. Wegen ihrer stattlichen Größe und ihrer zarten Schönheit spielt das Mädesüß eine zentrale Rolle im Kräuterstrauß, der zu Mariä Himmelfahrt am 15. August gebunden wird. Bereits Königin Elisabeth I. von England soll die „Königin der Wiese“ wegen ihres süß-herben Duftes zum Aromatisieren ihrer Räume und wegen ihrer antiseptischen Wirkung verwendet haben.
Im Volksglauben zog Mädesüß Glück an, galt als ein Symbol der Unschuld und als Heilpflanze des Milchviehs. Früher wurden Kühe und Ziegen damit eingeräuchert und die Euter mit einem Tee aus Mädesüßblüten gewaschen. Auch Bienenstöcke wurden mit der Blüte des Krautes beduftet, um dadurch eine gute Honigtracht der Bienen anzuregen und um sie im Stock zu halten. Ein Trick aus alter Zeit für Imker: Die Bienen sollen nicht stechen, wenn man sich mit Mädesüßblättern einreibt.
Gut für Insekten
Auf den weißen Blütenrispen der Wiesenkönigin summt und brummt es. Für Bienen, Hummeln und Schmetterlinge, aber auch für verschiedenste Vogelarten ist das Mädesüß eine wichtige Nahrungspflanze. Wer seinem Naturgarten mit Mädesüß erweitern will: Es wächst gerne in der Randzone einer Wasserfläche oder auf einer feuchten Wiese. Dazu einige Samen im Spätsommer von einer Pflanze abstreifen und aussäen. In gut sortierten Gärtnereien kann man auch immer öfter Mädesüß als Topfpflanze kaufen, um sie auszupflanzen.
Blütenküche
Über die Verwendung in der Hausapotheke hinaus könnt ihr die wunderbar, duftenden Mädesüßblüten zum Aromatisieren von Getränken, Sirups, Kräuterweinen, Likören, Magenbitter, süßen Dessertgerichten, Gelees und Speiseeis ähnlich wie Holunderblüten verwenden. Dazu könnt ihr die gesamten Blütenstände abschneiden, auch wenn neben vielen aufgeblühten Blüten noch Knospen daran sitzen. Die Blütenstände kommen direkt frisch zum Einsatz oder ihr könnt euch einen Teevorrat für den Winter trocknen. Auch die spiralig gedrehten Früchte liefern reichlich Aroma und ihr könnt sie zum Beispiel zum Aromatisieren von Getränken oder ebenfalls im Tee verwenden.
Falls ihr euch mit den Blättern versuchen wollt, beginnt mit den ganz jungen Blättern im April und verwendet nur kleine Mengen, zum Beispiel in einem Gelee einem Sirup oder kleingeschnitten im Salat. Der intensive, medizinische Geschmack ist nicht für jeden etwas. Natürlich könnt ihr die Blätter auch für einen Tee verwenden und sie für den Winter trocknen.
Besonders lecker: Mädesüß-Sahne
Zutaten: 5 bis 6 Blütenstände vom Mädesüß, 200 ml Sahne.
Zubereitung: Die Blütenstände könnt ihr rund 15 Minuten auf einem Tuch ausbreiten, damit sich alle Insekten entfernen können. Danach erwärmt ihr die Blüten in der Sahne, lasst die Sahne wieder abkühlen und seiht die Blüten durch ein Sieb ab.
Die Sahne stellt ihr für mehrere Stunden im Kühlschrank kalt und schlagt sie dann in einer gekühlten Schüssel steif.
Mädesüß-Sahne passt gut zu Eis, Kuchen oder Obstsalat.
Ein Blütentee schmeckt immer
Jetzt zur Blütezeit könnt ihr aus den verschiedensten Blüten einen duftenden Tee kreieren. Dazu könnt ihr die Blüten von Mädesüß, Wiesenklee, Rosen, Linden, Malven, dem schwarzen Holunder und vielen mehr verwenden. Die frischen Blüten übergießt ihr mit kochendem Wasser. Pro Viertelliter Wasser nehmt ihr zwei Teelöffel Blüten. Lasst den Sud fünf Minuten ziehen, gießt ihn ab und genießt ihn je nach Geschmack mit einem Spritzer Zitronensaft und mit etwas Honig gesüßt. Tipp: Abgekühlt wird ein Erfrischungsgetränk für heiße Tage daraus. Im Winter wirkt der Blütentee aus getrockneten Blüten erwärmend.
Mädesüßsirup
Zutaten: 2 Handvoll Mädesüßblüten, 1,5 l Wasser, 1 kg Zucker, 2 Zitronen
Zubereitung: Zunächst kocht ihr das Wasser und den Zucker 20 Minuten ohne Deckel leicht ein. Sobald der Zuckersud abgekühlt ist, gebt ihr die Blüten vom Mädesüß dazu und lasst alles 24 Stunden ziehen. Die Blüten seiht ihr dann durch ein Sieb ab, vermischt den Sirup wird mit dem Zitronensaft füllt ihn in sterilisierte Fläschchen. Tipp: Einerseits hilfreich in der Hausapotheke für die Erkältungszeit, andererseits ein Genuss für verschiedene Getränke.
Vorsicht: „Sekt mit Mädesüßsirup“ könnte den Klassiker „Sekt mit Holundersirup“ verdrängen! Viel Freude an der duftenden „Wiesenkönigin“!
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Schickt bis zum 31. Juli 2021 eine E-Mail mit der Antwort an redaktion@naturparkschwarzwald.blog, schreibt „Mädesüß“ in den Betreff und eure Kontaktdaten in den Mailtext, damit wir euch gegebenenfalls den Gewinn zusenden können. Mit der Teilnahme akzeptiert ihr unsere Teilnahmebedingungen.
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(Text: Monika Wurft, Fotos: Monika Wurft, Stefan Dangel)
13.7.2021