Mit seinem Projekt „Muh die Kuh“ bringt der Naturpark Kindern im Vorschulalter die Landwirtschaft und ihre Produkte näher. Sie lernen auf spannenden Exkursionen, wie und wo unsere regionalen Lebensmittel entstehen. Die Filz-Handpuppe „Muh die Kuh“ begleitet die Jüngsten spielerisch. Jedes Jahr gibt es mehrere Dutzend Veranstaltungen auf Bauernhöfen für Kindergärten. Der Auftakt für 2018 fand nun in Baiersbronn statt.
Wo kommen die Eier für den Osterhasen her?
Auf dem Hinter-Jörgenhof in Baiersbronn-Röt wuselt es. 16 Kinder des Kindergartens „Brunnenberg“ aus Dornstetten rennen ums Haus und schauen nach den Tieren. Sie waren schon einmal hier zum Brotbacken und kennen sich auf dem Bauernhof aus. Heute, knapp zwei Wochen vor Ostern, sollen sie erfahren, dass der Osterhase die Eier natürlich nicht selber legt. Das wissen sie eigentlich schon, aber „Muh die Kuh“, die Filz-Handpuppe, erklärt ihnen noch viel mehr über Hühner und Eier.
Tanja Straub ist als Gastgeberin auf dem Hinter-Jörgenhof Landwirtin sowie Bauernhof- und Naturpädagogin zugleich. Zusammen mit den Erzieherinnen Birgit Zinser und Annette Fuß bringt sie den Fünf- bis Sechsjährigen spielerisch bei, wie hier Hühner gehalten werden, was sie fressen oder warum in den Eiern keine Küken sind.
Hühner picken Steine auf
Die Erzieherinnen rufen die Kinder zur Begrüßung zusammen und dann geht es erst einmal zum Hühnerstall. Die rund 30 Hühner sind draußen im Gatter und zu beiden Seiten des Zauns beäugt man sich neugierig. „Wie viele Zehen hat ein Huhn?“, fragt Tanja Straub die Kinder. „Drei!“, rufen die meisten. „Schaut noch mal genau hin: vier. Drei vorne und eine hinten“, erklärt die Pädagogin.
Als nächstes dürfen die Kinder eine Runde „Faules Ei“ spielen, um ihren Bewegungsdrang zu befriedigen. Dann erzählt die Landwirtin Erstaunliches: „Hühner fressen Steinchen“. Die Kinder staunen ungläubig. „Damit werden in ihrem Magen die Körner zerkleinert. Sie haben ja keine Zähne zum Kauen.“
Die Kinder lieben „Muh die Kuh“
Der Besuch in Baiersbronn ist der Auftakt zu rund 70 Bauernhofbesuchen im ganzen Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord in diesem Jahr. Nach einer Vorbereitung durch die Erzieher im Kindergarten sollen die Kinder live vor Ort erleben, dass die Lebensmittel nicht einfach aus dem Supermarktregal kommen und auch nicht zu jeder Jahreszeit verfügbar sind.
Die gefilzte Handpuppe „Muh die Kuh“, die der Naturpark allen beteiligten Kindergärten zur Verfügung stellt, führt die Kleinen spielerisch an das Thema heran und stellt einen Bezug zur heimischen Landwirtschaft her. Sie lernen, wie das Leben auf dem Bauernhof funktioniert und wie heimische Produkte auf den Tisch kommen. „Mir ist es wichtig, dass die Kinder den ganzen Kreislauf kennen lernen“, betont Tanja Straub. „Manche Gruppen kommen mehrmals im Jahr. Sie wissen Bescheid, dass sie jetzt im März vom Apfelbaum nichts pflücken können oder dass aus Getreide Mehl und aus Mehl Brot wird.“
Auf Tuchfühlung im Hühnerstall
Nachdem die Vorschulkinder mit Wäscheklammern „Würmer“ in Form von Streichhölzern „aufgepickt“ haben, dürfen sie die richtigen Hühner mit Weizenschrot füttern. Zwischendurch dürfen sie den Galloway-Rindern Heu geben, die Katze streicheln und mit Spieltraktoren auf dem Hof umherfahren. Dann geht es in den Hühnerstall hinein, um Eier einzusammeln. Die Ausbeute sind 25 Eier in unterschiedlichen Farben. Eines davon hat ein Loch und die Kinder fragen, ob da vielleicht schon ein Küken schlüpft. „Dazu hätte das Huhn das Ei drei Wochen lang warm halten und ausbrüten müssen“, erklärt die Bauernhofpädagogin. „Aber ihr habt es aus dem Auffangnetz geholt, es ist kalt.“
Hinführen auf Regionalität
Seit 2010 gibt es das Projekt „Muh die Kuh“ im Naturpark. Die beteiligten Bauernhöfe haben sich auf altersgerechte Mitmachprogramme für Kindergärten aus der Umgebung eingerichtet – vom Apfelsaft-Pressen bis zum Brotbacken. „Das aktive Erleben auf dem Bauernhof soll die Kinder und ihre Familien für die Landwirtschaft und die regionalen Produkte begeistern. Es sollen langfristige Partnerschaften entstehen, von denen sowohl die Landwirte als auch die Menschen in der Region etwas haben“, erklärt die Naturpark-Umweltpädagogin Manuela Riedling das erfolgreiche Konzept. Die Kinder dürfen oft die Produkte vor Ort probieren oder als Mitbringsel mit nach Hause nehmen. Auch heute nehmen die Kleinen– bereits gekochte – Eier mit nach Hause, die sie am Ende ihres Besuchs mit lustigen Gesichtern beklebt haben. Und alle freuen sich auf Ostern.
(Fotos: Stefan Dangel, Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord)
Weitere Informationen auf unserer Homepage und auf www.hinter-joergenhof.de