Frühstück für die Kühe
Auf dem Maierhof in Bad Rippoldsau-Schapbach wuselt es: Zwölf Kinder der örtlichen Kindergärten Klösterle und St. Cyriak rennen ums Haus, schauen nach den Hasen, den Ziegen und den zwei Eseln. Sie waren schon einmal hier zum Apfelsaftpressen und kennen sich auf dem Bauernhof aus. Heute sollen sie sich um die Rinder kümmern und ihnen Futter geben. Beim Projekt Muh, die Kuh, das von der gleichnamigen Filz-Handpuppe des Naturparks Schwarzwald Mitte/Nord begleitet wird, sollen Kindergartenkinder das Leben auf dem Bauernhof hautnah erfahren und lernen, wo unsere Lebensmittel herkommen.
Anita und Friedbert Dieterle laden schon seit Jahren Kindergärten auf ihren Hof ein. Zusammen mit den Erzieherinnen bringen sie den Fünf- bis Sechsjährigen heute spielerisch bei, wie die Rinder morgens versorgt werden. Im Kuhstall zeigt ihnen Friedbert Dieterle die zwölf Kühe, den großen Bullen und zwei Kälbchen. „Eigentlich sollten es drei sein“, sagt der Bauer. „Wir dachten, vielleicht wird es heute Morgen geboren. Es ist noch nicht so weit. Aber das Kleine da drüben ist erst eine Woche alt.“
Die Kühe werden ungeduldig
Die Kinder erfahren, dass sich die Kühe im Unterschied zu manchen anderen Höfen frei im Stall bewegen können, wie der Mist entsorgt und wie daraus Gülle wird. Die Limousin-Rinder haben noch nicht gefrühstückt und geben das auch lautstark zu verstehen. „Das ist jetzt eure Aufgabe“, ermuntert Dieterle die Kleinen. Gemeinsam gehen alle in die benachbarte Scheune. Dort lagern die großen Heuballen. Mit vollem Körpereinsatz und der Hilfe des Bauern werfen die Kinder drei Heuballen um und rollen sie zum Scheunentor. Der Landwirt holt den Traktor, der die großen Ballen aufspießt, einen nach dem anderen. In Dreiergruppen dürfen die Kinder abwechselnd im Führerhaus mitfahren, bis alle Heuballen und zusätzlich Ballen mit Grassilage in den Kuhstall transportiert sind. Dieterle befreit die Ballen von ihrer Verpackung und die Kinder dürfen mit Heugabeln selbst das Futter vor die Kühe schaufeln.
90 mal Muh, die Kuh in diesem Jahr
Der Besuch im Ortsteil Schapbach ist der Auftakt zu 90 Bauernhofbesuchen im ganzen Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord in diesem Jahr. Nach einer Vorbereitung durch die Erzieher im Kindergarten sollen die Kinder vor Ort erleben, dass Lebensmittel nicht einfach aus dem Supermarktregal kommen und auch nicht alle zu jeder Jahreszeit verfügbar sind. Die gefilzte Handpuppe „Muh“, die der Naturpark den beteiligten Kindergärten zur Verfügung stellt, führt die Kleinen spielerisch an das Thema heran und stellt einen Bezug zur heimischen Landwirtschaft her. Sie lernen, wie das Leben auf dem Bauernhof funktioniert und wie heimische Produkte auf den Tisch kommen.
Kinder sollen lernen, wie wichtig heimische Produkte sind
Seit 2010 gibt es das Projekt „Muh die Kuh“ im Naturpark. Die beteiligten Bauernhöfe haben sich auf altersgerechte Mitmachprogramme für Kindergärten aus der Umgebung eingerichtet – vom Apfelsaftpressen bis zum Brotbacken. „Das aktive Erleben auf dem Bauernhof soll die Kinder und ihre Familien für die Landwirtschaft und die regionalen Produkte begeistern. Es sollen langfristige Partnerschaften entstehen, von denen sowohl die Landwirte als auch die Menschen in der Region etwas haben“, erklärt Naturpark-Umweltpädagogin Manuela Riedling das erfolgreiche Konzept.
(Fotos: Stefan Dangel/Naturpark)
05.04.2019