Dass die Natur auch im Winter Spannendes zu bieten hat, lernten Drittklässler der Naturpark-Schule in Gernsbach-Hilpertsau am 10. Dezember 2019 im und ums Infozentrum Kaltenbronn. Das Versicherungsunternehmen CosmosDirekt ist Partner des Verbandes Deutscher Naturparke (VDN) und unterstützt im Rahmen eines Sponsorings deutschlandweit über 40-mal einen Naturpark-Entdeckertag. Die Naturparke führen die Entdeckertage in Kooperation mit Schulen oder Kitas in den Winterwochen durch. Ziel des Projektes ist es, Kindern den Zugang zur Natur zu ermöglichen und Informationen über die Natur erlebnisorientiert zu vermitteln.
Der Cosmos-Entdeckertag des Naturparks Schwarzwald Mitte/Nord stand ganz im Zeichen der Wildtiere des Schwarzwaldes und ihrer Überlebensstrategien im Winter. Und der Wald zeigte sich zur Freude der kleinen Entdecker auch von seiner winterlichen Seite – mit strahlendem Sonnenschein, winterlichen Temperaturen und einer schönen weißen Schneedecke über dem Natur- und Waldschutzgebiet Kaltenbronn auf rund 1000 Metern Höhe. Als spannendes Ausflugsziel war den 22 Kindern der dritten Klasse der Naturpark-Schule Gernsbach-Hilpertsau der wilde Kaltenbronn mit seinen Hochmooren, Bannwäldern und dem Infozentrum natürlich bekannt. Schließlich liegt Gernsbach gleich zu seinen Füßen.
Auch mit einem ganz besonderen und seltenen Tier dieser Region – dem Auerhuhn – konnten sie hier bereits im Rahmen eines Naturpark-Schul-Moduls Bekanntschaft schließen und sogar den Lebensraum des Vogels aktiv mitgestalten. Wie jedoch Auerhuhn, Rotwild, Fuchs, Reh und andere Tiere in der rauen Umgebung der Höhengebiete des Nordschwarzwaldes im Winter zurechtkommen, darauf waren alle sehr gespannt. Und mussten nicht lange warten: Das Infozentrum Kaltenbronn ist von allen Seiten von Wald umgeben und so war der Weg in den Winterwald des Auerhuhns nicht weit, den die Kinder auf dem Naturpark-Entdeckertag mit allen Sinnen erspüren konnten.
Tierspuren im Schnee
Bereits nach wenigen Metern zu Fuß entdeckten sie Fuchsspuren, die einer Hasenfährte folgten. Welche Geschichte sich wohl hier abgespielt haben und wie sie ausgegangen sein mag? Kurz darauf Marderspuren samt Losung, frech mitten auf den Weg gesetzt. Und auch Eichhörnchen hatten sich mit ihren Spuren im Schnee und mittels angeknabberter Fichtenknospen unseren aufmerksamen Entdeckern sogleich verraten. Da auf der anderen Seite eine dritte Klasse, so aufmerksam, leise und achtsam sie sich auch bewegen mag, den Wildtieren ebenso wenig verborgen bleibt, wurde bei der Sichtbarmachung der Waldbewohner nachgeholfen.
Wo sind die Tiere? Gut versteckt!
Überall im Wald wurden im Vorfeld täuschend echte Tiersilhouetten versteckt. Diesen Teil des Entdeckertages sollten die Kinder ganz bewusst ruhig und mit gespitzten Ohren und offenen Augen jedes für sich erleben. So ging es in einer langen Reihe und mit genügend Abstand zueinander über den „Pirschpfad“. Umso größer war die Überraschung, als die Anzahl der versteckten Tiere bekannt gegeben wurde. War es wirklich möglich, dass wir die Hälfte übersehen hatten? Auf dem Weg zurück wurde klar, warum: Manche von ihnen waren durch ihr Tarnkleid bereits so gut verborgen, dass man sie gar nicht verstecken musste. Da eine Flucht viel Energie verbraucht, ist tarnen besser als flüchten, das leuchtete allen ein.
Die Kinder wissen gut Bescheid
Zu jedem Tier erläuterte Kristina Schreier, Leiterin des Infozentrums Kaltenbronn, die Besonderheiten während der kalten Jahreszeit. Mit viel Gespür für die Grundschüler stellte sie Fragen zu den Tieren. Die Kinder kamen den Besonderheiten der winterlichen Waldbewohner so wie von selbst auf die Schliche, wobei das Vorwissen zum Teil beachtlich war. Das beeindruckte sogar die anwesenden Pressevertreter. Als Naturpark-Schule mit vielen Modulen der praktischen Wissensvermittlung in einer so waldreichen Portalgemeinde des Naturparks Schwarzwald Mitte/Nord wunderten sich die Kinder über das Lob. Viele von ihnen wohnen in direkter Waldnähe oder haben selber Tiere.
Dachse haben „Bio-Heizung“
Trotzdem lernten beim Entdeckertag alle dazu: Dachse zum Beispiel bauen oft mehrere Generationen lang an ihrem Bau, der mehrere Etagen umfassen und enorm groß und verzweigt werden kann. Hier kommen sie während der Schlafphasen ihrer Winterruhe sogar in den Genuss einer Bioheizung. Hierzu sammeln sie vor dem Winter feuchtes Laub und Erde in einer Kammer ihres Baus. Durch die Arbeit von Bakterien verfault dieses Laub und gibt Fäulniswärme ab, die über das Gangsystem den ganzen Bau wärmt. Füchse, Rehe und Hirsche sind winteraktiv und durch ein dichtes Winterfell vor der Kälte geschützt, wovon sich die Kinder anhand von mitgebrachten Fellexponaten überzeugen konnten. Der Unterschied zwischen Winter- und Sommerfell wurde so sprichwörtlich begreifbar. Auch zu Wildschwein, Hase und Kaninchen, Eichhörnchen und Buntspecht gab es Spannendes zu entdecken, während die Schüler den Pirschpfad zurückstapften.
Kinder stellen Winterstrategien der Wildtiere nach
Am Ausgangspunkt angekommen gab es ein schnelles Vesper im
Schnee, bevor die Kälte mit Bewegungsspielen zum Thema Winterstrategien
vertrieben wurde. Hier tollten sie mal als aktiver Fuchs, mal als
winterverschlafener Igel oder vorsichtiges Reh umher und hatten großen Spaß und
anschließend wieder warme Hände. Die brauchten sie auch, denn nun ging es auf
dem Auerhuhnsteig noch tiefer in den kalten Winterwald am Kaltenbronn.
Über schmale Pfade ging es durch Heidelbeersträucher und an alten Kiefern, Tannen und Fichten vorbei. An verschiedenen Stationen wurde das Leben des Auerhuhns im Schwarzwald beleuchtet, das zunächst aber erstmal entdeckt werden wollte. Selbst 22 Augenpaare mussten eine Weile suchen, ehe sich die gut getarnte Silhouette in der knorrigen Kiefer offenbarte. Diese hatte ein Baumkletterer eigens dort befestigt. Besonderen Wert wurde auf die Winterstrategien gelegt. Und davon hat das ursprünglich im nordischen borealen Nadelwald beheimatete Auerhuhn eine ganze Menge zu bieten. Wie die Auerhühner den Winter durchstehen, lest ihr hier.
Die Eindrücke vom Naturpark-Entdeckertag bleiben im Gedächtnis
Nach mehr als zwei Stunden im Winterwald spürten die Kinder die Entbehrungen der kalten Jahreszeit nun auch langsam am eigenen Leib. Gut, dass bereits der Waldweg zum Infozentrum in Sicht war. An Trubel auf Wanderwegen und Loipen können sich Wildtiere bis zu einem gewissen Grad gut gewöhnen und so ging es herumtollend zurück in die Wärme des heimeligen Infozentrums Kaltenbronn, wo der Rest des Vespers zur Stärkung wartete. Als Andenken an den tollen Tag in Schnee und Sonne wurden hölzerne Entdeckermedaillen verziert. So bleibt der Naturpark-Entdeckertag nicht nur als lehrreiche und spannende Exkursion, sondern auch greifbar in Erinnerung.
Übrigens war auch ein Radioreporter vom SWR mit dabei. Hier könnt ihr seinen Bericht hören.
(Fotos: Matthias Mohaupt/Naturpark)
11.12.2019