Städtischer Kindergarten Zwergenstüble in Alpirsbach ist 14. Naturpark-Kindergarten / Projekte zu Natur und Kultur der Region.

Bewusst und rücksichtsvoll mit Wildtieren umgehen und ihre Spuren im Schnee lesen. Wo kommt Holz her? Und wie wichtig ist es, die heimischen Wälder zu schützen? Das und vieles mehr haben die Kinder im Städtischen Kindergarten Zwergenstüble in Alpirsbach-Reutin (Landkreis Freudenstadt) bei ihren Naturpark-Projekten gelernt. Damit hat der Kindergarten die Voraussetzungen erfüllt, um die Auszeichnung „Naturpark-Kindergarten“ zu erhalten. In der Naturpark-Kulisse ist der Städtische Kindergarten Zwergenstüble der 14. Naturpark-Kindergarten. Im Landkreis Freudenstadt ist es nach dem Kindergarten Hallwangen in Dornstetten der Zweite.
Am Freitag (9. Mai) überreichte die Stellvertretende Geschäftsführerin des Naturparks Schwarzwald Mitte/Nord, Yvonne Flesch, die offizielle Urkunde und eine Plakette mit dem Schriftzug „Naturpark-Kindergarten“ an die Leiterin des Kindergartens, Ivonne Kilguß, und ihr Team. „Der Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord besteht zu über 60 Prozent aus Wald. Dort wächst nicht nur der wertvolle Rohstoff Holz. Es leben auch eine Vielzahl an Wildtieren im Wald und in weiteren Kulturlandschaftsräumen wie etwa Wiesen. Das Kindergarten-Team hat die Themen wunderbar kombiniert und für die Kinder sehr anschaulich und greifbar gemacht. Das Gelernte bleibt auf diese Weise nachhaltig in Erinnerung und fließt in ihr künftiges Handeln ein“, begründet Flesch die Auszeichnung.
Den nachhaltigen Mehrwert der Naturpark-Projekte betont auch die Kindergarten-Leiterin Ivonne Kilguß: „Verantwortungsbewusst mit der Natur und Tieren umzugehen sowie unsere Umwelt zu schonen und wertzuschätzen: Das haben wir bei den Naturpark-Projekten sehr gut mit den Kindern üben können.“










Naturpark-Auszeichnung ist Aushängeschild für gelebte Naturpädagogik
Der Amtsverwalter der Stadt Alpirsbach fasst zusammen: „Diese Auszeichnung ist ein Aushängeschild für gelebte Naturpädagogik. Es ist großartig, Teil des Naturpark-Netzwerks zu sein!“ Dass eine Bildung für nachhaltige Entwicklung schon möglichst früh beginnen sollte, darauf verweist der Erste Landesbeamte des Landkreises Freudenstadt, Reinhard Geiser, in seiner Rede auf der Feier: „Die Zusammenhänge erkennen und Teil davon sein – nur so funktionieren Mensch und Natur gut zusammen. Das müssen Kinder von klein auf lernen.“
Die Auszeichnungsfeier begleitete auch die Landtagsabgeordnete Katrin Schindele. Sie betont die Bedeutung einer Heimatverbundenheit. „Im Naturpark-Kindergarten lernen die Kinder, die Natur als wichtigsten Teil unserer Heimat zu begreifen. Das macht das Konzept Naturpark-Kindergarten so wertvoll“, sagt Schindele und übergibt den Kindern ein Vogelhäuschen, das sie als Geschenk mitgebracht hat.
Auszeichnung als Naturpark-Kindergarten ist Zeichen der Wertschätzung
„Die Auszeichnung ist ein Zeichen der Wertschätzung für Ihr besonderes Engagement im Bereich der Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE)“, sagt Flesch bei der Auszeichnungsfeier in Alpirsbach an das pädagogische Team gerichtet. „Es ist Aufgabe des Naturparks und es ist uns persönlich auch ein Herzensanliegen, dass die Kinder so früh wie möglich einen positiven und engen Bezug zu ihrer Heimat entwickeln können und die Zusammenhänge in der Natur verstehen lernen.“
Nach der offiziellen Urkundenübergabe erläutert Fränze Stein, Bereichsleiterin für die Bildung im Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord, dem Kindergarten-Team den Inhalt der Naturpark-Entdeckerkiste, den die Kinder geschenkt bekommen. Mit viel Begeisterung laden die Kinder die Entdeckerkiste der Naturpark-Detektive aus. Sie bestaunen Kinderbücher rund um die heimische Tier- und Pflanzenwelt sowie tolle Entdecker-Instrumente, mit denen sie die Natur erforschen können.


Die Naturpark-Projekte des Städtischen Kindergartens Zwergenstüble in Alpirsbach-Reutin
„Viele der Familien im Städtischen Kindergarten Zwergenstüble in Alpirsbach-Reutin besitzen Waldflächen. Insofern lag es nahe, ein Projekt zum Wald und der wertvollen Ressource Holz zu machen“, erinnert sich die Kindergarten-Leiterin Kilguß, wie die Idee für das Naturpark-Projekt entstanden ist. Der Kindergarten besuchte ein Sägewerk, erforschte den Wald mit einem Förster und baute ein Mobile aus Naturmaterialien. Dabei lernten die Kinder, warum der Wald fürs Klima gut ist, für welche Tiere er ein Zuhause ist und alles rund um Bäume. Um noch mehr über den Wald und die regional verankerten Traditionen zu erfahren, gibt es auch schon Ideen, was der Kindergarten noch unternehmen kann: Besuch bei einem Köhler, im Schüttesägemuseum Schiltach oder in der alten Sägmühle in Ehlenbogen.
Ein weiteres Naturpark-Projekt drehte sich um Tiere im Winter. „Die Kinder haben während des Winters verschiedene Schneespuren im Garten des Kindergartens entdeckt und sich gefragt, welche Spuren zu welchem Tier gehören“, berichtet Kilguß. Und schon war das Naturpark-Projekt geboren. „Uns ging es vor allem darum, den Kinder zu zeigen: Die Natur ist nicht nur ein Erholungsort für uns Menschen, sondern auch Lebensraum von Tieren. Wir tragen dazu bei, ihn zu erhalten, indem wir Rücksicht nehmen“, führt Kilguß aus. So bauten die Kinder etwa ein Vogelhäuschen aus Recyclingmaterial und befüllten dieses im Winter täglich mit Vogelfutter. Sie lernten, welche Tiere es in der Region gibt, wie sie den Winter überleben und machten eine Tierspuren-Rallye. Zudem übten sie, Müll richtig zu trennen.
Prägende Eindrücke schaffen Heimatverbundenheit
In den Naturpark-Kindergärten lernen die Kinder die Natur und die Tiere in ihrer Region kennen. „So bauen sie schon früh eine enge emotionale Bindung zu ihrer Umwelt auf“, sagt die Stellvertretende Naturpark-Geschäftsführerin Yvonne Flesch bei der Auszeichnungsfeier. „Das ist für einen nachhaltigen Umgang mit der Natur sehr wertvoll.“ Und Projektmanagerin Fränze Stein ergänzt: „Bei den
Projekten kommen die Kinder ihrer Heimat mit Herz und Hand nahe. Das sind Eindrücke, die prägen.“
Die Auszeichnung zum Naturpark-Kindergarten kann ein Kindergarten in der Regel nach einem Jahr erwerben. Die Zertifizierung ist fünf Jahre gültig. Mit der Auszeichnung ist der Kindergarten dazu verpflichtet, festgelegte Qualitätsstandards einzuhalten. Dazu zählt etwa, sich aktiv mit Projekten einzubringen und dafür Partnerinnen und Partner aus der Region zu gewinnen, an Fortbildungen teilzunehmen und eine nachhaltige Entwicklung anzustreben.
Hintergrund: Das Konzept der Naturpark-Kindergärten
Im Naturpark-Kindergarten lernen die Kinder bei vielseitigen Projekten ihre Heimat in der Naturpark-Region besser kennen und bauen so eine natürliche Verbundenheit zu ihr auf. Die Erzieherinnen und Erzieher machen mit den Kindern Ausflüge und besuchen regionale Fachleute aus den Bereichen Land- und Forstwirtschaft, Obst- und Gartenbau, Naturschutz, Kultur und Brauchtumspflege sowie dem lokal ansässigen Handwerk. So lernen die Kinder etwa, woher die Lebensmittel kommen, wie sie sich gesund und regional ernähren können oder wie auf Bauernhöfen, Streuobstwiesen, im Forst oder im Handwerk gearbeitet wird. In den Naturpark-Kindergärten wird Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) in die Praxis umgesetzt. Das BNE-Konzept ist im Bildungsplan der Landesregierung verankert.
Text: Gundi Woll/ Fotos: Fränze Stein
JN/ 12.05.2025