13. Naturpark-Kindergarten im nördlichen und mittleren Schwarzwald / Projekte zu Natur und Kultur der Region.
Streuobst-Äpfel sammeln und selbst Apfelsaft herstellen. Den Prozess von der Raupe zum Schmetterling miterleben. Und eine Wildblumenwiese für heimische Insekten anlegen. Das und vieles mehr haben die Kinder im Kinderhaus Regenbogen in Bad Herrenalb (Landkreis Calw) bei ihren Naturpark-Projekten unternommen und viel dabei über die Bedeutung des heimischen Ökosystems gelernt. Damit hat der Kindergarten die Voraussetzungen erfüllt, um die Auszeichnung „Naturpark-Kindergarten“ zu erhalten. In der Naturpark-Kulisse ist das Kinderhaus Regenbogen in Bad Herrenalb der 13. Naturpark-Kindergarten. Im Landkreis Calw ist es der Vierte.
Am Freitag (15. November) überreichte die Stellvertretende Geschäftsführerin des Naturparks Schwarzwald Mitte/Nord, Yvonne Flesch, die offizielle Urkunde und eine Plakette mit dem Schriftzug „Naturpark-Kindergarten“ an die Leiterin des Kindergartens, Michaela Härter, und ihr Team. „Wir freuen uns sehr, dass wir neben unserer Naturpark-Schule jetzt auch einen Naturpark-Kindergarten haben und damit der Naturpark bereits bei unseren Jüngsten präsent ist“, sagt der Stellvertretende Bürgermeister der Stadt Bad Herrenalb, Christian Romoser bei der Auszeichnungsfeier. Dass der Naturpark im Kindergarten bereits fest verankert ist, bestätigt die Leiterin des Kinderhauses Regenbogen, Michaela Härter: „Durch die Naturpark-Projekte sind die Kinder viel draußen in der Natur unterwegs und erleben ihre Umgebung sehr intensiv. Dabei lernen sie auch, Verantwortung zu übernehmen.“
Auszeichnung als Naturpark-Kindergarten ist Zeichen der Wertschätzung
Das Kinderhaus Regenbogen in Bad Herrenalb entschied sich im September 2022 dafür, Naturpark-Kindergarten zu werden. Diesen Weg hat das Team um Michaela Härter konsequent verfolgt, sodass das Kinderhaus nun alle Kriterien für die Auszeichnung erfüllt. „Die Auszeichnung ist ein Zeichen der Wertschätzung für Ihr besonderes Engagement im Bereich der Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE)“, sagt Flesch bei der Auszeichnungsfeier in Bad Herrenalb an das pädagogische Team gerichtet. „Es ist Aufgabe des Naturparks und es ist uns persönlich auch ein Herzensanliegen, dass die Kinder so früh wie möglich einen positiven und engen Bezug zu ihrer Heimat entwickeln können und die Zusammenhänge in der Natur verstehen lernen.“
Nach der offiziellen Urkundenübergabe erläutert Fränze Stein, Bereichsleiterin für die Bildung im Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord, dem Kindergarten-Team den Inhalt der Naturpark-Entdeckerkiste, den die Kinder geschenkt bekommen. Mit viel Begeisterung laden die Kinder die Entdeckerkiste der Naturpark-Detektive aus. Sie bestaunen Kinderbücher rund um die heimische Tier- und Pflanzenwelt sowie tolle Entdecker-Instrumente, mit denen sie die Natur erforschen können.
Die Naturpark-Projekte des Kinderhauses Regenbogen in Bad Herrenalb
In den vergangenen gut zwei Jahren seit der Kooperationsvereinbarung zum Naturpark-Kindergarten hat das pädagogische Team um Michaela Härter zahlreiche Naturpark-Projekte mit den Kindern durchgeführt. Diese stellten die rund 30 Kinder bei der Auszeichnungsfeier den Gästen selbst vor. Illustriert wurden ihre Berichte durch gebastelte Plakate zu den einzelnen Naturpark-Projekten. „Die Naturpark-Projekte ziehen sich wie ein roter Faden durch den Kindergarten-Alltag“, berichtet Nadia Faude. Sie ist Mutter sowie Elternbeiratsvorsitzende und Vorsitzende des Fördervereins.
Einen Schwerpunkt hat der Kindergarten darauf gelegt, die Kleinlebewesen in seiner Umgebung zu erforschen. Die Kinder entdeckten den Lebensraum von Fröschen, Schmetterlingen, Schnecken, Eichhörnchen, Maulwürfen, Igeln und Regenwürmern. Beim Naturpark-Projekt zum Schmetterling durften die Kinder anhand eines Zuchtsets selbst miterleben, wie sich aus einer Raupe ein Schmetterling entwickelt.
Sie legten eine Wildblumenwiese für heimische Insekten an. Den Löwenzahn nahmen die Kinder dabei ganz speziell unter ihre Entdeckerlupe. Wasser untersuchten sie als Lebensraum und lernten seine Bedeutung für das Ökosystem sowie als Rohstoff kennen.
Beim Naturpark-Projekt vom Apfel zum Saft sammelten die Kinder Äpfel von Streuobstbäumen und durften in der Kelter in Bad Herrenalb daraus ihren eigenen Apfelsaft pressen. „Die Kinder lernen, dass auch Obst, das nicht so schön aussieht,
seinen Zweck erfüllt und wertvoll ist“, erläutert Härter den Hintergrund des Projekts. Und das praktisch Gelernte bleibt auch nachhaltig in Erinnerung, wie Härter weiter berichtet: „Die Kinder sind stolz auf ihren selbstgemachten Apfelsaft und berichten ihrer Familie, welche einzelnen Schritte dafür notwendig sind.“
Zudem war Müll Thema im Kinderhaus. „Bei einem unserer vielen Ausflüge waren wir auf der Schweizer Wiese unterwegs. Auf den Wegen und der Wiese lag sehr viel Müll. Die Kinder stellten die Frage, wer den Abfall auf die Wiese wirft und was man besser machen kann“, berichtet Härter über die Entstehung des Projekts. Beim Naturpark-Projekt verwandelten die Kinder dann Abfallprodukte zu kleinen Kunstwerken oder nutzten diese anderweitig, etwa als Farbbecher. Außerdem lernten sie, wie und warum Müll getrennt wird.
Naturpark-Kindergarten: Prägende Eindrücke schaffen Heimatverbundenheit
In den Naturpark-Kindergärten lernen die Kinder die Natur und die Tiere in ihrer Region kennen. „So bauen sie schon früh eine enge emotionale Bindung zu ihrer Umwelt auf“, sagt die Stellvertretende Naturpark-Geschäftsführerin Yvonne Flesch bei der Auszeichnungsfeier. „Das ist für einen nachhaltigen Umgang mit der Natur sehr wertvoll.“ Und Projektmanagerin Fränze Stein ergänzt: „Bei den Projekten kommen die Kinder ihrer Heimat mit Herz und Hand nahe. Das sind Eindrücke, die prägen.“
Die Auszeichnung zum Naturpark-Kindergarten kann ein Kindergarten in der Regel nach einem Jahr erwerben. Die Zertifizierung ist fünf Jahre gültig. Mit der Auszeichnung ist der Kindergarten dazu verpflichtet, festgelegte Qualitätsstandards einzuhalten. Dazu zählt etwa, sich aktiv mit Projekten einzubringen und dafür Partnerinnen und Partner aus der Region zu gewinnen, an Fortbildungen teilzunehmen und eine nachhaltige Entwicklung anzustreben.
Hintergrund: Das Konzept der Naturpark-Kindergärten
Im Naturpark-Kindergarten lernen die Kinder bei vielseitigen Projekten ihre Heimat in der Naturpark-Region besser kennen und bauen so eine natürliche Verbundenheit zu ihr auf. Die Erzieherinnen und Erzieher machen mit den Kindern Ausflüge und besuchen regionale Fachleute aus den Bereichen Land- und Forstwirtschaft, Obst- und Gartenbau, Naturschutz, Kultur und Brauchtumspflege sowie dem lokal ansässigen Handwerk. So lernen die Kinder etwa, woher die Lebensmittel kommen, wie sie sich gesund und regional ernähren können oder wie auf Bauernhöfen, Streuobstwiesen, im Forst oder im Handwerk gearbeitet wird. In den Naturpark-Kindergärten wird Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) in die Praxis umgesetzt. Das BNE-Konzept ist im Bildungsplan der Landesregierung verankert.
Text: Gundi Woll/ Fotos: Fränze Stein
JN/ 18.11.2024