Rund 100 Mitglieder des Naturparks Schwarzwald Mitte/Nord sind am Dienstag (18. April 2023) in Fischerbach (Ortenaukreis) zur Mitgliederversammlung zusammengekommen. Bei der Versammlung präsentierte der Naturpark seine Schwerpunktprojekte für das Jahr 2023, gab einen Überblick zu laufenden und geplanten Projekten sowie über die Aktivitäten des vergangenen Jahres. Zudem wurde das Amt eines stellvertretenden Vorsitzenden per Wahl durch die Mitglieder neu besetzt.
Richard Weith ist neuer stellvertretender Vorsitzender
Einer der zentralen Tagesordnungspunkte war die Nachbesetzung des Stellvertreteramts, das bis dahin Siegfried Scheffold bekleidete. Der ehemalige Bürgermeister von Hornberg gehörte dem Naturpark-Vorstand elf Jahre lang an. Neuer und einstimmig gewählter stellvertretender Vorsitzender ist der Bürgermeister der Gemeinde Oberharmersbach, Richard Weith. „Gäbe es den Naturpark als Gebietskulisse nicht, müsste man ihn erfinden“, sagt Weith nach seiner Wahl. „Mich beeindruckt, wie man eine Mittelgebirgsregion, die einst ein etwas ‚angestaubtes‘ Image hatte, zu einem wahren Magneten für Wanderer, Naturliebhaber und Aktivurlauber, aber auch für Ruhesuchende gemacht hat. Diese Entwicklung möchte ich gerne aktiv mitgestalten.“




Naturpark-Vorsitzender ist Prof. Dr. Christian Dusch, Landrat des Landkreises Rastatt. Das weitere Stellvertreteramt hat Florian Kling, Oberbürgermeister der Stadt Calw, inne. Dusch und Kling wurden im vergangenen Jahr einstimmig für die Dauer von drei Jahren gewählt.
Die Schwerpunktprojekte 2023
In seiner Rede an die Mitglieder dankte der Naturpark-Vorsitzende Prof. Dr. Dusch zunächst Fischerbachs Bürgermeister Thomas Schneider für seine Gastfreundschaft. Anschließend ging er näher auf einige zentrale Naturpark-Projekte ein. Der Fokus des Naturparks liegt in diesem Jahr auf den Bereichen Bildung und Klimaschutz.
Das Interesse an den Naturpark-Kindergärten ist bei den Naturpark-Mitgliedsgemeinden und -städten groß. Bis Juni wird es acht Naturpark-Kindergärten geben. Auch bei dem bereits seit Längerem bestehenden Projekt der Naturpark-Schulen ist die Nachfrage der Naturpark-Mitgliedsgemeinden und
-städte nach wie vor stark. In diesem Jahr wird die 25. Naturpark-Schule zertifiziert.




„Ganz besonders am Herzen liegen uns auch der Klimaschutz und die Klimaanpassung in der Region“, sagte Dusch. „Mit den Naturpark-Schulen und -Kindergärten haben wir die Möglichkeit, schon die Jüngsten für diese Themen zu sensibilisieren. Unsere Klimabildungsoffensive bestehend aus den Pilotprojekten Klima-Kochtheater und Klima-Kochtopf schöpft dieses Potenzial voll aus.“ Mit diesen Projekten nimmt der Naturpark in Baden-Württemberg eine Vorreiterrolle im nachhaltigen Bildungsbereich ein.
Bildung steht im Fokus
Beim Klima-Kochtheater werden Kindergarten- und Grundschulkinder spielerisch für den Zusammenhang von Ernährung und Klimaschutz sensibilisiert. Begleitet von einer Clownin lernen sie, dass und warum es der Erde nicht gut geht, und kochen anschließend mit nachhaltigen Zutaten. „Die Resonanz vonseiten der Kinder, Eltern und Schulen ist positiv“, berichtet Naturpark-Geschäftsführer Karl-Heinz Dunker. „Das Gelernte bleibt den Kindern in Erinnerung und wird daheim direkt umgesetzt.“ Bis Ende Juni dieses Jahres wird das Konzept des Pilotprojekts ausgewertet. Anschließend soll das Klima-Kochtheater in möglichst vielen Kindergärten und Schulen im Naturpark stattfinden können.
Unter der Bezeichnung „Klima-Kochtopf“ soll es das Projekt inhaltlich an das Alter angepasst auch für die Klassenstufen drei und vier geben.


Humusprojekt stößt auf viel Interesse
Das Naturpark-Humusprojekt hingegen läuft seit einem guten Jahr. „Die regelmäßig stattfindenden Info- und Austauschveranstaltungen des Naturparks für Landwirte und Landwirtinnen werden sehr gut angenommen“, berichtete Naturpark-Geschäftsführer Karl-Heinz Dunker. Dazu zählen etwa Feldtage auf beispielhaften Höfen, Fachvorträge oder moderierte Humus-Praktiker-Treffen. Humusaufbau bedeutet fruchtbare Böden, bessere Wasserspeicherkapazität der Böden, weniger Düngereinsatz und vor allem wird der Atmosphäre CO₂ entzogen.



Genuss in und aus der Region
Im Bereich der Regionalvermarktung gibt es auch in diesem Jahr wieder die Rekord-Anzahl von 24 Naturpark-Märkten – mit dabei auch der Wilde Sau-Foodtruck. Am 6. August findet zudem der Naturpark-Brunch auf dem Bauernhof statt. Dabei geben die Höfe Einblick in die Erzeugung heimischer Produkte und sensibilisieren die Gäste für die wertvolle Arbeit der Landwirtinnen und Landwirte für den Erhalt der Kulturlandschaft. „Mit diesen Event-Angeboten fördert der Naturpark die Vernetzung heimischer Produzent/innen und bringt die regionalen Produkte zu den Menschen“, erklärte der stellvertretende Naturpark-Vorsitzende Florian Kling. Als Oberbürgermeister von Calw sagt er: „Der Naturpark-Markt in unserer Stadt ist ein richtiges Happening. Und das Naturpark-Projekt ‚Wilde Sau‘ ist ein Export-Schlager.“ Das Projekt zur Vermarktung von Wildschwein-Spezialitäten wird auch in den Naturparken Neckartal-Odenwald und Stromberg-Heuchelberg eingeführt.



Unklarheit über künftige Förderung
Über die Naturpark-Förderung haben die Mitgliedsgemeinden und -städte die Möglichkeit, Fördergelder beispielsweise für die Umsetzung zahlreicher Projekte in Tourismus, Bildung und Naturschutz zu erhalten. Im Durchschnitt verfügte der Naturpark jährlich über rund 160.000 Euro in der nationalen und über rund 620.000 Euro in der EU-cofinanzierten Förderung.
In diesem und in den kommenden beiden Jahren soll die Naturpark-Förderung nur auf Sparflamme laufen. Auch darüber hat der Naturparkverein seine Mitglieder informiert. „Das ist für uns nicht akzeptabel“, sagte Dusch. „Deshalb werden wir gemeinsam mit den sechs anderen Naturparken in Baden-Württemberg in Gesprächen mit dem Land unsere Position deutlich machen und Lösungsvorschläge unterbreiten.“
Die Mitglieder des Vereins haben sich bereits positioniert. Sie fordern das Land auf, dass die Fördermittel bereits 2024 wieder vollständig zur Verfügung stehen.

Hintergrund: Der Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord
800.000 Einwohner leben in den 115 Städten und Gemeinden, die zur Naturpark-Familie gehören. Mit seinen 4.200 Quadratkilometern ist das Großschutzgebiet der größte Naturpark in ganz Deutschland.
Der Naturpark unterstützt Erzeugerinnen und Erzeuger aus der Region dabei, etwa auf den Naturpark-Märkten ihre Produkte zu vermarkten. In den Naturpark-Schulen und Naturpark-Kindergärten lernen die Kinder von Fachleuten aus ihrer Umgebung, was typisch für die Natur und Kultur in ihrer Heimat ist. Mit Pflegeaktionen und Wildblumenwiesen erhält der Naturpark die typische Schwarzwälder Natur- und Kulturlandschaft. Er gibt zudem Tipps, was jeder vor Ort für den Klimaschutz machen kann. Der Naturpark ist Heimat, Erholungs-, Erlebnis- und Urlaubsgebiet. Für einen nachhaltigen Tourismus sorgen zum Beispiel die Trekking Camps und der Naturpark-Radweg.
(Text: Gundi Woll; Fotos: Gundi Woll, Fränze Stein – beide Naturpark, Hildegard Mast)
18.04.2023