Wir wollen das Auerhuhn auf dem Blog durchs Jahr begleiten. Hier findet ihr ab sofort alle paar Wochen einen Beitrag über den Jahresrhythmus des Charaktervogels unserer Region. Heute geht es um Balz und Brut.
Es ist ein uraltes und spannendes Schauspiel in den Höhenlagen des Schwarzwalds. Wenn im Frühjahr die Nacht langsam der Morgendämmerung weicht, versammeln sich alljährlich an versteckten Lichtungen im Wald heimlich die Kontrahenten, um ihre Rangordnung auszukämpfen. Hölzern und erst langsam, mit einem „telac-telac-telac“, wird die Anwesenheit in der Arena angekündigt. Dann steigert sich das Lied, schneller werdend, trillernd, um sich schließlich mit einem Knall zu überschlagen. Geräusche wie das Wetzen einer Sense beenden den seltsamen Ruf im Wald. Doch wer ruft hier und warum?
Hört euch den eigenartigen Balzruf an:
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Mehr Lebensraum fürs Auerhuhn!
Die Balz des Auerhahns, Europas größtem Hühnervogel, ist ein sehr seltenes Schauspiel im Schwarzwald geworden. Die Gründe hierfür sowie Informationen zur Lebensweise dieses scheuen Vogels, der uns als Wappentier und Namensgeber in Baden-Württemberg allgegenwärtig scheint, hierzulande jedoch vor dem Aussterben steht, wollen wir im Naturpark-Blog und auf unserer Webseite beleuchten. Doch nicht nur das: Der Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord setzt sich auch zu seinem Schutz und seinem Erhalt ein. Und zur Schaffung von geeignetem Lebensraum im Kommunal- und Privatwald wurde dem Auerhuhn in Kooperation mit der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt und dem Naturpark Südschwarzwald sogar ein eigenes Projekt „Lücken für Küken“ gewidmet. Aber auch ohne eigenen Wald kann jeder mithelfen. Im Rahmen der Herzenssache Natur könnt ihr selbst etwas für das Auerhuhn tun und tatkräftig bei einem tollen Tag im Wald mit anpacken. Und auch beim Wandern und den vielfältigen Aktivitäten in unserem schönen Schwarzwald helft ihr durch euer Verhalten mit:
Bitte bleibt vor allem im Winter auf den ausgewiesenen Wegen, Loipen und Schneeschuhtrails und leint im Wald eure Hunde an. Das am Boden brütende Auerhuhn ist sehr scheu und jede Fluchtreaktion verbraucht große Mengen an Energie und könnte die letzte sein. Gerade jetzt, zu Beginn der Brut und während der Aufzucht der Küken im Frühjahr und Frühsommer, sind die Tiere sehr sensibel und Störungen können zum Ausfall des ganzen Geleges führen. Müll und insbesondere Nahrungsreste im Wald locken Fressfeinde an. Bitte hinterlasst also nichts als Fußabdrücke, und die nur auf den Wegen!
Die Balz des komischen Vogels
Doch zurück zu unserem morgendlichen Schauspiel:
Die Balz des Auerhahns beginnt noch in der Nacht auf traditionellen, starkastigen Balzbäumen, die bereits am Abend besetzt werden. Den Kopf nach oben gereckt, den Schwanz steil aufgerichtet und gefächert, beginnt die Strophe ihrer Balzarie mit dem Knappen des Schnabels. Es folgt das Trillern, das sich zum Hauptschlag überschlägt. Mit dem Wetzen oder Schleifen endet die Strophe, die ständig wiederholt wird und etwa sechs Sekunden dauert. Während dieser Phase ist der Auerhahn fast taub. Zum Sonnenaufgang und wenn sich Hennen eingefunden haben, flattert der Hahn auf den Boden zur Bodenbalz. Statt des Wetzens macht der Hahn nun ab und an einen Flattersprung. Mit einigen lauten Flügelschlägen bringt er sich etwa zwei Meter in die Luft, um dann laut polternd wieder auf dem Boden zu landen und seine Dominanz am Balzplatz zu unterstreichen. Andere Hähne werden rigoros verjagt.
Die Balzplätze auf lichten Stellen im Wald sind der Mittelpunkt der Auerhahn-Reviere und werden über viele Jahre beibehalten. Hier werden die sonst umherstreifenden Hennen vom ranghöchsten Hahn befruchtet. Hierauf verlassen sie den Balzplatz und legen gut versteckt nach etwa drei Tagen ihr Gelege. Es wird in einem Zeitraum von zehn Tagen mit durchschnittlich acht Eiern in eine flache Mulde gelegt. Die Brut dauert je nach Höhenlage und Witterung 26 bis 28 Tage. Während der kurzen empfängnisbereiten Zeit und zu Beginn der Brut sind die Hennen sehr störungsanfällig. Entweder kommt es erst gar nicht zur Befruchtung oder sie verlassen den Brutplatz. Oft führt bereits ein einmaliges Aufscheuchen zur Aufgabe des Geleges.
Nach dem Schlüpfen ernähren sich die Küken als Nestflüchter von Gliederfüßlern wie Insekten und deren Raupen und Puppen, die sie auf der Bodenvegetation wie der für das Auerhuhn sehr wichtigen Heidelbeere finden. Sie sind für einen Zeitraum von zwei Wochen dringend und in kurzen Abständen auf die Wärme der hudernden Henne angewiesen. Nasskalte Witterung oder Störungen in dieser Zeit können den Ausfall der ganzen Jahrgänge zur Folge haben. Die so genannten Gesperre aus Küken und Henne bleiben über den Sommer zusammen und lösen sich im Herbst auf. Die Küken sind die Stars der nächsten Folge im Jahresrhythmus des Auerhuhns im Naturpark-Blog. Bleibt also dabei und auf den Wegen. Vielen Dank!