Viel hilft viel? Sogenannte „Insektenhotels“ sind mittlerweile recht bekannt. Nisthilfen für Wildbienen und Co. schmücken zahlreiche Gärten, Balkone und Hausfassaden. Manche davon sind selbstgebaut, zunehmend werden sie aber auch in Geschäften zum Verkauf angeboten. Aus Naturschutzsicht muss man an dieser Stelle anmerken: Viele dieser Insektenhotels sind leider keine große Hilfe. Denn beim Bau und Platzieren von Nisthilfen gilt es einige Dinge zu beachten, damit sie von den Tieren angenommen werden.
Wichtig zu wissen: Selbst die besten Nisthilfen sind nur für einen Teil der Insekten geeignet. Die meisten Insektenarten nisten nämlich im Boden, weshalb offene Bodenstellen oder Sandarien für die Unterstützung dieser Arten besser geeignet sind. Wie man diese richtig anlegt, erfahrt ihr in unserem vorangegangenen Artikel.
Klassische Insektenhotels können etwa 15 Prozent der Wildbienen einen Nistplatz bieten. So eine Nisthilfe selbst zu bauen, ist gar nicht so schwer. Im Folgenden haben wir einige Tipps zusammengestellt, die ihr beim Bau und Aufstellen eurer Nisthilfen beachten könnt, damit die Insekten dort auch gerne einziehen.
Klein aber fein
Wenn die Wildbiene ein Mensch wäre, dann würde sie viel lieber ungestört in einem kleinen Haus im Grünen wohnen als dicht an dicht mit vielen anderen, im großen Wohnturm in der Stadt. Deshalb bastelt lieber kleine einfache Behausungen anstelle von großen Insektenhotels. Die Größe eines Vogelhäuschens reicht völlig aus.
Geeignetes Material richtig verarbeiten
Gute Nisthilfen orientieren sich an den natürlichen Bedürfnissen der Insekten und bieten ihnen einen Schutz vor Nässe, Pilzen, Frost und Fressfeinden. Der Draht zum Schutz vor hungrigen Vögeln sollte groß genug sein, damit die Wildbienen noch hindurchpassen und in mindestens vier Zentimetern Abstand zu den Löchern befestigt werden. Für die Nisthilfe selbst eignen sich folgende Materialien:
Holz
Unbehandelte Harthölzer wie Esche, Eiche, Buche oder Robinie eignen sich gut für die Bohrung von Gängen, in denen die Insekten ihre Brut ablegen können. Dazu noch ein paar Tipps:
- nur bereits abgelagertes Holz verwenden. Bei frischem Holz besteht die Gefahr, dass sich beim Trocknen Risse bilden, die die Schutzfunktion der Nisthilfe einschränken.
- der Durchmesser der Löcher sollte zwischen drei und zehn Millimeter variieren, kleinere Gänge sollten mindestens sechs Zentimeter, die größeren mindestens zwölf Zentimeter tief sein.
- Gänge ins Längsholz (quer zur Maserung bohren). Bei Bohrungen ins Stirnholz ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass Risse entstehen.
Bambus, Schilf, Stroh und Co
Natürliche Röhrchen in Form von Pflanzenstängeln eignen sich hervorragend als Nisthilfen. Eine Seite sollte verschlossen sein und der Stängel mindestens zehn Zentimeter lang. Neben die Nisthilfe könnt ihr zur Ergänzung abgestorbene Königskerzenstängel oder Brombeerranken stellen. Das ist den Lebensgewohnheiten der Tiere näher, die in der Natur frei stehende Strukturen zum Nisten nutzen, die oft eher vertikal sind.
Ziegel
Tonziegel mit Löchern sind prinzipiell als Material für Nisthilfen geeignet. Wichtig ist aber, dass die Löcher nicht zu groß sind (es gelten die gleichen Empfehlungen wie beim Holz). Gut geeignet sind zum Beispiel Strangfalzziegel.
Der richtige Standort für Nisthilfen
Wildbienen mögen Wärme und Trockenheit, deshalb sollte die Öffnung vor Wind und Regen geschützt und nach Süden ausgerichtet sein.
Das richtige Nahrungsangebot
Ebenso wichtig wie die richtige Bauweise und ein geeigneter Standort ist die lokale Verfügbarkeit von Nahrung für die Insekten. Am besten bringt ihr die Nisthilfe in der Nähe einer Wildblumenwiese an. Denn blühende Wildpflanzen sind die primäre Nahrungsquelle der meisten Wildbienen. Dieser Standort bietet auch den Vorteil, dass man die Wildbienen dort gut bei ihrer Nahrungssuche beobachten kann.
Weitere Informationen/Zusammenfassung findet ihr HIER.
(Fotos: Ulrike Mai, Manfred Richter, Ralph, Peter, Kurt Bouda, Sabine Fenner, Thomas Wilken, Dagoberta, David Hablützel – alle pixabay)
17.4.2023