Nun sprießen sie wieder und ihre Saison hat begonnen: Wenn es wieder mehr regnet und die letzten Sommersonnenstrahlen den Boden erwärmen, zeigen sich in den Wäldern und auf den Wiesen die Pilze. Pilzsammlerinnen und -sammler machen sich auf den Weg. Doch Vorsicht: Viele Pilze sind nicht essbar oder haben sogar einen giftigen Doppelgänger. Unser Partner, die AOK Baden-Württemberg, gibt euch Tipps, was ihr beim Pilzesammeln beachten müsst.
Unser Ländle ist eines der waldreichsten Bundesländer Deutschlands und damit ein wahres Eldorado für Pilze. September und Oktober sind die ergiebigsten Monate zum Pilzesammeln, aber auch davor gibt es schon leckere Exemplare.
Die beste Zeit, um Pilze zu sammeln
Im Spätsommer beginnt für die meisten Sammler die Pilzsaison, die bis zum Wintereinbruch andauert. Doch auch schon im Frühjahr lassen sich die ersten Speisepilze sammeln. Die Speisemorchel findet ihr im April und im Mai, auch das Stockschwämmchen sprießt bereits um diese Zeit. Auf der anderen Seite fühlt sich das Judasohr, Pilz des Jahres 2017, in frostfreien Wintermonaten am wohlsten.
Wie unterscheidet ihr Gift- und Speisepilze?
Pilze, die mit bloßem Auge gut erkennbar sind, nennt man Großpilze. Davon gibt es allein in Baden-Württemberg rund 3.000 Arten. Aber nur etwa 150 davon sind essbar! Die meisten anderen sind zu bitter, zu scharf oder zu hart – einfach ungenießbar. Doch einige sind auch giftig. Sie sind nicht so leicht zu erkennen wie der giftige knallrote Fliegenpilz mit seinen weißen Punkten. Und manche sind kaum von ihren essbaren Doppelgängern zu unterscheiden. So haben beispielsweise diese drei beliebten Speisepilze giftige Doubles:
Champignon
Der Wiesen-Champignon ist besonders häufig. Von Juli bis Oktober wächst er, wie der Name schon sagt, auf Wiesen und Weiden. Er ist leicht zu verwechseln mit dem Grünen Knollenblätterpilz, der für rund 90 Prozent der tödlichen Pilzvergiftungen verantwortlich ist. Wie könnt ihr ihn vom Champignon unterscheiden? An den unterschiedlichen Lamellen an der Pilzunterseite: Beim Champignon sind sie schokobraun und beim Grünen Knollenblätterpilz weiß. Aber Vorsicht bei jungen Champignons können die Lamellen auch weiß sein!
Flockenstieliger Hexenröhrling
Er ist ein Verwandter des Steinpilzes und wächst am häufigsten unter Eichen, Buchen und Fichten. Der Flockenstielige Hexenröhrling hat von Mai bis Oktober Hauptsaison. Schon der Name seines giftigen Doppelgängers hört sich gefährlich an: Satansröhrling. Er bringt euch zwar nicht um, aber er kann unangenehmen Brechdurchfall verursachen. Beide Pilze haben meist einen roten Stiel, der nach einer Verletzung blau anläuft. Ihr könnt sie am besten am Geruch unterscheiden: Der Hexenröhrling riecht mild und angenehm, der Satansröhrling stinkt nach Aas. Igitt.
Parasol
Auch als Großer Riesenschirmling bekannt, wächst der Parasol von Juli bis November vor allem in lichten Laub- und Nadelwäldern. Er sieht dem leicht giftigen Spitzschuppigen Schirmling zum Verwechseln ähnlich. Beide haben ausgewachsen einen flachen, dunklen Hut mit weißen Lamellen und einen Ring am Stiel. Im Gegensatz zum giftigen Spitzschuppigen Schirmling könnt ihr am Parasol den Ring oder die „Manschette“ am Stil auf- und abschieben. Zudem duftet der Parasol leicht nussig, während sein giftiges Gegenstück durch einen unangenehm gasartigen Geruch auffällt.
Wenn ihr also nicht wisst, um welchen Pilz es sich handelt, empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Mykologie (DGfM), ihn einfach im Wald stehen zu lassen. Alternativ könnt ein junges, ein mittleres und ein älteres Exemplar zur nächsten Pilzberatungsstelle bringen, um sie von Experten begutachten zu lassen. Aber nicht nur das Gift mancher Pilze kann schädlich für den Menschen sein. Es kommt öfter vor, dass die Pilze bereits verdorben sind und eine Lebensmittelvergiftung hervorrufen. Darum auch immer darauf achten, dass die Pilze frisch sind.
Was tun bei Pilzvergiftung?
Sollten trotz aller Vorsicht und Vorbereitungen doch einmal giftige oder verdorbene Pilze im Kochtopf gelandet sein, müssen alle Beteiligten schnell handeln. So sieht der Maßnahmenkatalog der DGfM aus:
- Fachpersonal kontaktieren: Bei leichten Symptomen wie Schwindel solltet ihr bei der Giftnotrufzentrale anrufen. In Baden-Württemberg ist sie unter der Nummer 0761/19240 zu erreichen. Am Telefon werden weitere Schritte geklärt. Sind bereits Symptome wie ein heftiger Brechdurchfall eingetreten, müsst ihr sofort einen Arzt kontaktieren.
- Pilzreste nicht wegwerfen: Ärzte und Ärztinnen können die Art der Pilzvergiftung schneller diagnostizieren, wenn der auslösende Pilz noch vorhanden ist. Reste der Pilze, die Mahlzeit, welche die Symptome ausgelöst hat, oder notfalls Erbrochenes, solltet ihr also aufbewahren.
- Keine Hausmittel verwenden: Hausmittel, die bei Übelkeit helfen, können bei einer Pilzvergiftung schwere Nachteile haben. Deshalb immer auf ärztlichen Rat warten.
Und hier noch ein paar Tipps zum Pilzesammeln:
- Nicht abrupfen: Für die Pilze spielt es keine Rolle, ob ihr sie herausdreht oder dicht über dem Boden mit dem Messer abschneidet. Für die Artenbestimmung ist es aber wichtig, sie nicht grob herauszureißen, da sonst wichtige Merkmale im Wald verbleiben.
- Die Größten sind nicht unbedingt die Besten: Um ein optimales Geschmackserlebnis zu erhalten, solltet ihr nur junge Pilze sammeln. Zu große Exemplare sind meist schon zu alt und schmecken nicht mehr gut. Bei kleinen Pilzen besteht allerdings Verwechslungsgefahr, da in der Regel noch nicht alle Merkmale ausgebildet sind.
- Die Natur achten: Pilze spielen für das Ökosystem im Wald eine wichtige Rolle, darum solltet ihr nie mehr sammeln, als ihr wirklich braucht.
- Luftig lagern: Die richtige Lagerung beginnt schon beim Sammeln. Pilze mögen es besonders luftig, etwa in einem weitmaschigen Korb. In einer Plastiktüte hingegen fangen sie an zu schwitzen und beginnen schneller mit der Zersetzung.
- Gute Vorbereitung ist alles: Für Pilzsammlerinnen und -sammler ist nicht nur das Wissen über Pilze wichtig, sondern auch die Ausrüstung. Was ihr für einen Ausflug in den Wald alles braucht, hat euch die AOK Baden-Württemberg in einer Checkliste zusammengestellt: PDF zum Download
- Ratgeber: Seid ihr beim Pflücken noch unsicher, so kann eine passende App fürs Smartphone die Lösung sein. Die App Pilzator (Android) bzw. Pilz Erkenner (iOS) oder auch die App Meine Pilze helfen euch dabei, Pilze zu bestimmen. Wenn ihr eher auf Lektüre vertraut, so empfiehlt euch die AOK Baden-Württemberg das Buch: Einfach sicher Pilze sammeln: Speisepilze & ihre giftigen Doppelgänger von Rita Lüder.
(Fotos: Andreas, Josch 13, Klaus, Michael Reichelt, Stefan Schweihofer, Ralph, Thomas, Andrea, Dr. Georg Wietschorke, Birgit, Jakob Strauß, Pix – alle pixabay; Foto Spitzschuppiger Röhrling: Christine Braaten/Wikipedia unter GNU-Lizenz https://www.gnu.org/licenses/gpl-3.0.html)
20.9.2023