Sie ist auch im Schwarzwald zu Hause und verträgt kühle Temperaturen: Die Kreuzotter hat zwar weltweit ein riesiges Verbreitungsgebiet, ist aber stark gefährdet. Das ist leider das Los der meisten Lebewesen des Jahres und oft der Grund, warum sie dazu ernannt werden, um auf ihre Gefährdung aufmerksam zu machen.
Vor 120 Jahren wurden noch Fangprämien ausgesetzt und Zehntausende dieser Giftschlangen jährlich erschlagen, sogar ein Kreuzotter-Vertilgungsverein wurde gegründet. Heute gilt das Reptil des Jahres 2024 in Deutschland als „stark gefährdet“, und die Art benötigt unseren besonderen Schutz.
Die Kreuzotter ist weit verbreitet
Mit der Wahl der seltenen Kreuzotter (Vipera berus) rückt die Deutsche Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde (DGHT e. V.) eine Schlange der Superlative in den Fokus (Herpetologie = Lehre der Reptilien und Amphibien). Die lebendgebärende Art hat das weltweit größte Verbreitungsgebiet aller Schlangen und besiedelt in mehreren Unterarten ein riesiges Gesamtareal in Europa und Asien. Es reicht von England bis zur russischen Insel Sachalin, und als einzige Schlange ist die Kreuzotter auch jenseits des Polarkreises noch anzutreffen.
Die kälteliebende Art gilt daher auch als eine Verliererin des Klimawandels. Sie ist die erste Schlange, die im Frühjahr, auch wenn noch Schneereste liegen, aus ihrem Versteck kommt. Man hat schon Kreuzottern über Schnee kriechen sehen – sehr außergewöhnlich für ein wechselwarmes Reptil.
Eine der zwei einzigen Giftschlangen in Deutschland.
Neben der vom Aussterben bedrohten Aspisviper im Südschwarzwald ist die Kreuzotter die einzige Giftschlange Deutschlands. Bissunfälle kommen bei uns nur sehr selten vor, und auch nur, wenn die Viper sich angegriffen fühlt. Die Bisse können schmerzhaft sein und zu lokalen Symptomen wie Schwellungen führen. Sie sind für gesunde Menschen aber kaum gefährlich oder gar tödlich. Dennoch ist es wichtig, den Biss einer Kreuzotter ernst zu nehmen, die Ruhe zu bewahren und gegebenenfalls ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Doch heute treffen Menschen kaum mehr auf diese wunderschöne und sehr variabel gezeichnete Schlange. Die bis zu 90 Zentimeter langen Weibchen sind meist in den unterschiedlichsten Brauntönen gefärbt, von hellbraun über beige bis olivbraun, während die mit 60 Zentimetern etwas kleineren Männchen eher hell- bis silbergrau sind. Auch kupferrote Tiere oder Schwärzlinge, sogenannte „Höllenottern“, treten regelmäßig auf.
Pupillen verraten: giftig oder nicht?
Charakteristisch für die Kreuzotter sind das unterschiedlich ausgeprägte, vorwiegend scharf von der Körperfärbung abgegrenzte Zickzackband auf dem Rücken. Ebenso die senkrecht stehenden Pupillen, die bei unseren ungiftigen Nattern stets rund sind – auch bei der harmlosen Schlingnatter, die oft mit der Kreuzotter verwechselt wird.
Die Kreuzotter ist vor allem tagaktiv und besiedelt strukturreiche Heide- und Moorgebiete, Waldränder und Lichtungen. Bei uns im Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord kommt sie beispielsweise auf den Grinden vor. Zu ihren Beutetieren gehören Eidechsen, Frösche und Kleinsäuger. Aber sie ist auch selbst Beutetier: Zu ihren wichtigsten Feinden Wildschweine, Marder und der Mäusebussard. In Deutschland befindet sich die Viper seit Jahrzehnten stark im Rückgang und kommt heute nur noch sehr zerstreut vor; größere Bestände finden sich insbesondere im Norddeutschen Tiefland, in den östlichen Mittelgebirgen und in Teilen Süddeutschlands wie den Alpen, dem Schwarzwald oder Bayrischen Wald.
Lebensräume schützen
Da die stark gefährdete Kreuzotter unseren Schutz mehr denn je benötigt, rückt die DGHT gemeinsam mit ihren Partnern – wie die Stuttgarter Wilhelma – diese seltene Art 2024 in den Fokus der Öffentlichkeit. Um ihre Bestände zu sichern, sind Schutzmaßnahmen wichtig, die in erster Linie auf die Erhaltung und Optimierung der noch vorhandenen, manchmal nur kleinräumigen Lebensräume abzielen, zum Beispiel durch die Anlage von Steinriegeln als Unterschlupf und Winterquartier. Aber auch Aufklärungsarbeit, die Vernetzung von Lebensräumen und Bestandsstützungen durch Neu- oder Wiederansiedlung von in Zoos und Freilandterrarien gezüchteten Tieren zählen zu den wichtigen Maßnahmen.
Noch mehr Wissenswertes über die Kreuzotter findet ihr HIER auf dem Blog.
(Fotos: Benny Trap, Axel Kwet, pixabay, Stefan Dangel)
28.11.2023