Um eine Wildpflanze mit beachtlichen äußeren und inneren Werten geht es heute bei unserer Kräuterfrau Monika Wurft, Schwarzwald-Guide und Kräuterpädagogin aus Schiltach – samt einem Rezept für ein „Mehrzwecköl“. Und ihr könnt wieder ihr Wildkräuterbuch gewinnen! Siehe weiter unten. Gemeint ist die Schafgarbe, die zurzeit alle Blicke auf sich zieht, denn es ist Blütezeit bei den Schafgarben.
Die Schafgarbe hat im Juni zaghaft mit der Blüte begonnen, diese erreicht im August ihren Höhepunkt und dauert noch bis in den Herbst hinein an.
Mit ihren kantigen Stängeln, auf denen die weißen bis leicht ins rosa gefärbten, stark verästelten Blütenteller thronen, sticht die Schafgarbe markant aus der Wiese heraus und ist darüber hinaus eine Zierde für jeden Garten. Ihre Blüten werden als Scheindolden bezeichnet und wenn ihr daran riecht, werdet ihr bemerken, dass sie einen aromatischen und für sie charakteristischen Duft verströmen.
Die Pionierpflanze wurzelt tief
Die Schafgarbe, botanisch Achillea millefolium, gehört zur großen Familie der Korbblütler (Asteraceae) und ist eine widerstandsfähige, ausdauernde Pflanze, die sonnige und trockene Standorte bevorzugt. Ihre Wurzeln treibt die Schafgarbe bis zu 90 Zentimeter tief in den Boden und gilt deshalb auch als Pionierpflanze. Vor der Blüte versteckt sich die Schafgarbe mit ihren filigranen Blättchen tief in der Wiese. Ihr müsst schon genau hinschauen, um sie zu entdecken. Diesen zartgeschwungenen, fiederschnittigen Blättchen gab man die klangvollen Namen „Augenbraue der Venus“ oder Tausendblatt. Zerlegt man ihren Artnamen „millefolium“, in „mille“, im Sinn von tausend, und „folium“ gleich Blatt, weist auch dieser auf die „tausendfach“ gefiederten Blättchen hin.
Namenspate des Heilkrauts: Achilles
Ihr Gattungsname Achillea geht auf den griechischen Krieger und Helden Achilles zurück, der der Sage nach die Verletzungen seiner verwundeten Krieger mit der blutstillenden Schafgarbe behandelt haben soll. Mit weiteren Namen wie „Heil aller Schäden“, „Zimmermannskraut“, „Bauchwehkraut“ und „Frauenkraut“ macht sie auf ihre inneren Werte aufmerksam. Denn die Schafgarbe ist eine ausgesprochen vielseitige Heilpflanze, die durch ihre ätherischen Öle, Bitterstoffe und Gerbstoffe zum aromatischen Bittermittel wird. In der Volksheilkunde wird sie deshalb bei Verdauungsstörungen, zur Appetitanregung, bei Magenschleimhautentzündungen sowie bei Darm-, Gallen- und Leberproblemen eingesetzt. Bekannt ist sie darüber hinaus für ihre krampflösenden, entzündungshemmenden und blutstillenden Eigenschaften, welche die Schafgarbe bei Kopfschmerzen, Wadenkrämpfen und Wunden sehr hilfreich machen.
Das alte Sprichwort „Schafgarbe im Leib tut wohl jedem Weib“ bringt zudem ihre Verwendung als Frauenkraut zum Beispiel bei Menstruationsstörungen und Wechseljahre-Beschwerden zum Ausdruck. Die Zubereitungen reichen von Tee, Tinktur, Frischpflanzenpresssaft und Salbe bis zu Auszügen in Öl oder Wein.
Tee und Öl
Zur Teeherstellung zwei gehäufte Teelöffel Schafgarbenkraut mit einem Viertelliter kochendem Wasser übergießen, nach 15 Minuten abseihen und mäßig warm zwei bis drei Tassen täglich trinken. Dieser Teeauszug eignet sich auch als hautpflegendes Gesichtsdampfbad. Das reine ätherische Öl der Schafgarbe ist sehr, sehr kostspielig. Für die Gewinnung eines Liters durch Dampfdestillation braucht man nämlich zirka 250 Kilogramm Schafgarbenkraut. Verdünnt kann man es für Massagen, Kompressen, Sitzbäder, Fußbäder und in Duftlampen einsetzen.
Schafgarbe kulinarisch
In der Küche könnt ihr die würzig schmeckende Schafgarbe vielseitig verwenden. Die frischen Blättchen sind als Brotbelag, in Kräuterbutter, zu Gemüse, in Salaten, Kräuterquark, Suppen und Bratkartoffeln eine besondere Delikatesse und stehen beinahe ganzjährig zur Verfügung. Schafgarbenblätter und -blüten eignen sich als mild-würziges Aroma in Essig- und Ölansätzen, im Kräutersalz und in Kräuterlimonade. Die Blüten und Blütenknospen sind als essbare Dekoration und in Likören und Gelees als Würze interessant.
Natur- und Gartentipp
Der gezielte Gartenanbau der Schafgarbe durch Aussaat ist schwieriger als man denkt. Wer Samen gesammelt hat, sät sie im Frühjahr in kleinen Töpfchen aus. Sobald die jungen Pflänzchen herangewachsen sind, werden sie zur Verwilderung ausgepflanzt. Im nächsten Jahr zeigt es sich allerdings erst, ob sie sich an dem ihr zugeteilten Standort wohl fühlen. Meiner Erfahrung nach ist es viel einfacher, sie dort zu belassen, wo sie sich von selbst einfindet. Mit dieser Strategie wird sie sich üppig vermehren und durch den ganzen Garten wandern.
Abschneiden hilft bei der Vermehrung
Außer als Zierde für den Garten könnt ihr die Schafgarbe auch für bunte Sommersträuße verwenden. Die harten Stängel lassen sich schlecht abpflücken, meist geht die ganze Wurzel mit heraus. Deshalb verwendet ihr besser eine Schere und außerdem: Schneiden schadet den der Schafgarbe nicht. Im Gegenteil, durch den Schnitt bilden sich umso mehr neue Blüten.
Mein Tipp: Lasst für den Winter einige Blütentriebe in eurem Garten stehen. Sie behalten ihre Form und Farbe im Winter und sind so in der kalten Jahreszeit, ob mit Raureif überzogen oder einem Schneehäubchen, sehr reizvoll.
Mehrzwecköl aus Schafgarbe
Dazu schneidet ihr einige Schafgarbenblütenstände mit der Schere komplett ab. Die Blüten werden vom Stängel abgeschnitten oder abgezwickt, und die Blätter vom Stängel gestreift. Dann gebt ihr die Schafgarbenblüten und -blättchen in eine Flasche mit einer großen Öffnung. Die Flasche sollte locker mit Pflanzenmaterial gefüllt sein. Dann füllt ihr die Flasche mit Oliven- oder Sonnenblumenöl auf. Darauf achten, dass das Öl die Pflanze bedeckt und drei bis vier Wochen stehen lassen. Danach wird das Öl abgegossen, in eine frische Flasche gefüllt und kann sofort verwendet werden. Sehr praktisch: Man schlägt mit diesem Schafgarbenöl zwei Fliegen mit einer Klappe! Das Öl kann als Würzöl beispielsweise für Salate und als Massageöl bei Kopfschmerzen und sonstigen Verspannungsschmerzen eingesetzt werden.
Butter aus Schafgarbe
Auch eine Schafgarbenbutter lohnt sich! Sie hat einen ganz besonderen Eigengeschmack und lässt sich lange vor der Blütezeit nur mit Schafgarbe-Blättchen herstellen. Dazu braucht ihr eine Handvoll Schafgarbenblätter, 250 g Butter, Salz. Die Schafgarbenblättchen nach dem Waschen, trocken tupfen und fein hacken. Butter, Salz und die klein geschnittenen Blättchen mit Hilfe einer Gabel miteinander vermengen. Schmeckt lecker auf einem deftigen Bauernbrot, dekoriert mit Schafgarbenblättchen.
WILDPFLANZENQUIZ
Preisfrage: Wie werden die Blütenstände der Schafgarbe bezeichnet?
Schickt bis zum 31. August 2020 eine E-Mail mit der Antwort an redaktion@naturparkschwarzwald.blog, schreibt „Schafgarbe“ in den Betreff und eure Kontaktdaten in den Mailtext, damit wir euch gegebenenfalls den Gewinn zusenden können. Mit der Teilnahme akzeptiert ihr unsere Teilnahmebedingungen.
DAS KÖNNT IHR GEWINNEN:
1 Exemplar „Mein Wildkräuterbuch“ von Monika Wurft.
Falls ihr nicht gewinnt und es trotzdem erwerben möchtet:
Monika Wurft,
Mein Wildkräuterbuch, 2. Auflage März 2020
Ulmer Verlag ISBN: 978-3-8186-1123-1, 16,95 Euro
- 30 Wildpflanzen, zum Entdecken, Sammeln und Genießen.
- Ein Buch für alles: Bestimmen, Ernten, Verarbeiten.
- Gespickt mit über 200 Fotos zu Pflanzendetails und Rezepten.
Mit viel Heilpflanzenwissen, Natur- und Gartentipps, praktischen Hinweisen zur Ernte, zur Verwendung in der Küche und mit vielen feinen Rezepten.
(Text: Monika Wurft, Fotos: Monika Wurft, pixabay)
8.8.2020