Am vergangenen Freitag früh war es endlich soweit: Der Storch Antolin, der vor einiger Zeit in Sichtweite der Aussenstelle des Naturparks in Baden-Baden Steinbach zur Welt kam, erhielt seinen lang ersehnten Ring. Frau Elke Henschel, eine der ehrenamtlichen Storchenbeauftragten in Baden-Baden, übernahm die Aufgabe der Beringung. Ab sofort trägt Antolin stolz den Ring mit der Nummer DER ACB49.
Die Beringung von Störchen ist eine wichtige Maßnahme, um das Verhalten und die Zugrouten dieser faszinierenden Vögel besser zu verstehen. Durch die individuelle Kennzeichnung kann man die Bewegungen der Tiere über Ländergrenzen hinweg verfolgen und wertvolle Daten für den Artenschutz sammeln.
Unser Storch – Antolins aktuelle Lage
Unsere Mitarbeiter*innen in der Außenstelle in Baden-Baden Steinbach haben Antolin schon seit einigen Wochen ins Herz geschlossen. Vom Büro aus konnten sie ihn und seine Entwicklung beobachten. Bisher zeigt er sich noch etwas zurückhaltend, was Flugübungen betrifft. Doch seitdem er wieder freie Sicht hat, das Nest wurde etwas freigeschnitten, könnte sich das bald ändern. In den letzten Wochen war sein Nest auf der Krone einer Platane stark zugewachsen, sodass er kaum noch etwas sehen konnte. Jetzt nutzt er die Gelegenheit, die Umgebung ausgiebig zu bestaunen. „Ich glaub, der hat richtig Spaß dran, sich zu zeigen!“ sagt Karin Mußhoff, Mitarbeiterin des Naturparks. Ihr wollt noch mehr über „unseren“ Storchen Antolin erfahren, dann schaut gerne auf der Website unserer Naturpark-Detektive vorbei, dort findet ihr rund um das Sommerthema der Detektive auch eine spannende Fotogeschichte zu Antolin und seinem bisherigen Leben.
Störche im Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord
Der Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord ist nicht nur für seine dichten Wälder und malerischen Landschaften bekannt, sondern auch für seine reiche Tierwelt, zu der zahlreiche Storchenpopulationen gehören. Die Region bietet ideale Lebensbedingungen für diese majestätischen Vögel: weite Feuchtwiesen, die reich an Nahrung sind, und hohe Bäume oder spezielle Nistplattformen, die sichere Brutplätze darstellen.
Der Weißstorch, auch als „Klapperstorch“ bekannt, kehrt jedes Jahr im Frühjahr aus seinen Winterquartieren in Afrika zurück, um im Schwarzwald zu brüten. Dabei legen die Störche oft Tausende von Kilometern zurück. Die ersten Vögel erreichen die Region meist im März, und schon bald beginnt das Balz- und Brutgeschäft. Ein Storchenpaar kann in der Regel bis zu fünf Jungtiere großziehen.
Die Bedeutung der Storchenbeauftragten
Die Arbeit der ehrenamtlichen Storchenbeauftragten, wie Frau Elke Henschel, ist von unschätzbarem Wert. Sie überwachen die Nistplätze, führen Beringungen durch und kümmern sich um verletzte oder schwache Tiere. Ihre Bemühungen tragen maßgeblich dazu bei, dass sich die Storchenpopulation im Schwarzwald weiterhin erholt. Die Bestände des Weißstorchs haben sich in Baden-Württemberg nach starken Abnahmen in früheren Jahrzehnten in den letzten Jahren glücklicherweise wieder stabilisiert. Die Ausbildung von Storchenbeauftragten läuft über den NABU, mehr Infos dazu, findet ihr hier.
Dank des Engagements von Naturschützern und Ehrenamtlichen gibt es heute wieder zahlreiche Storchennester in der Region. Die Beringung, wie sie bei Antolin durchgeführt wurde, ist dabei ein wichtiger Bestandteil der wissenschaftlichen Arbeit und des Naturschutzes.
Ausblick
Mit seinem neuen Ring ist Antolin nun nicht nur leichter zu identifizieren, sondern auch ein wertvoller Teil eines umfassenden Forschungsprojekts. Wir sind gespannt, wie sich sein Flugverhalten in den kommenden Wochen entwickelt und ob er seine neue Freiheit nutzt, um ausgedehnte Ausflüge zu unternehmen. Voraussichtlich wird Storch Antolin hier im Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord überwintern und nicht gen Afrika fliegen.
Wir hoffen, dass Antolin und seine Artgenossen noch lange den Himmel über dem Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord mit ihren eleganten Flügen und dem typischen Klappern ihrer Schnäbel bereichern werden. Wer weiß, vielleicht wird er eines Tages sogar eigene Jungtiere großziehen und damit einen weiteren Beitrag zur Storchengeschichte des Naturparks Schwarzwald Mitte/Nord leisten.
Text: Johannes Nickel/ Fotos: Fränze Stein
JN/ 29.07.2024