Vogel des Jahres 2019
Wer hat nicht schon an einem warmen, sonnigen Tag bei einem Spaziergang über die Felder im Naturpark das ausdauernde und tirilierende Jubilieren gehört? Vielleicht muss man anders fragen: Wer hat es denn in letzter Zeit überhaupt noch gehört? Denn inzwischen ist der Bestand der Feldlerche deutlich zurückgegangen – sie gehört zu den immer mehr werdenden gefährdeten Arten. Deshalb wurde ihr auch die zweifelhafte Ehre zuteil, zum Vogel des Jahres gewählt zu werden. Und das zum zweiten Mal nach 1998.
Schon damals schlug der Naturschutzbund Deutschland (NABU) Alarm, dass der begabte Himmelsvogel in vielen Gebieten Deutschlands selten oder gar aussterben wird. Seitdem ist mehr als jede vierte Feldlerche aus dem Brutbestand in Deutschland verschwunden. In ganz Europa ist seit 1980 sogar die Hälfte der Vögel verschwunden.
Ihre hervorragende Tarnung nützt ihr nichts gegen die Gefahren, die größer sind als die durch Fressfeinde. Ihr Lebensraum ist durch intensive Landwirtschaft immer weniger geworden, es fehlen Brach- und Naturschutzflächen, Heiden und Moore – und Insekten. Zwar ist die Feldlerche mit 1,3 bis zwei Millionen Revieren immer noch ein recht häufiger Vogel in Deutschland, aber ihre Bestände gehen rasch zurück.
Weit verbreitet
Die Feldlerche (Alauda arvensis) kommt praktisch quer über den eurasischen Kontinent, von Norwegen bis Nordafrika, von Irland bis Kamtschatka und Japan. In Europa bleibt sie das ganze Jahr über an ihren Standorten und flieht nur bei extremen Kälteeinbrüchen vorübergehend in südlichere Gefielde. Sie ist etwaa 16 bis 18 Zentimeter lang und wiegt 30 bis 45 Gramm.
Bekannt ist sie vor allem durch den Gesang der Männchen. Er hält bis zum 15 Minuten lang an und besteht aus wiederholten trillernden und zirpenden Tönen. Mit ihrem Jubilieren markiert die Lerche ihr Revier. Sie singt schon im Januar bis Mitte oder Ende Juli bis zum Abend. Charakteristisch ist der Singflug des Männchens. Es klettert buchstäblich an seinem Gesang in Spiralen in die Höhe, 50 bis 100 Meter. Dort verharrt es lange, bis es plötzlich wieder nach unten fliegt, fast im Sturzflug, den es kurz über dem Boden abfängt. Und das, ohne den Gesang zu unterbrechen. Die Weibchen singen auch, allerdings leise und meist am Boden. Im Sommer ernähren sich die Lerchen meist tierisch, sie fressen Insekten, Spinnen, kleine Schnecken oder Regenwürmer. Im Winter stehen Samen, Keimlinge oder kleine Blätter auf dem Speiseplan.
Hoch fliegen, tief brüten
Feldlerchen sind natürlich Bodenbrüter, denn ihr natürlicher Lebensraum sind weiträumige offene Flächen ohne Bäume, die nicht zu feucht sein dürfen, mit einer lückenhaften Vegetation aus Gräsern und Kräutern. Bei uns hält sie sich weitgehend an landwirtschaftlich genutzte Flächen und brütet auf gedüngten Wiesen, Weiden und Äckern. Der Singvogel legt sein Nest am liebsten in 15 bis 25 zentimeter hoher Vegetation an. Dazu scharrt er in einer Graslücke eine bis zu sieben Zentimeter tiefe Mulde, die er mit feinen Gräsern und Blättern auskleidet. Das Weibchen legt Mitte oder Ende März zwei bis sechs Eier, die es in elf bis zwölf Tagen alleine ausbrütet. Nach weiteren sieben bis elf Tagen verlassen die Jungen das Nest und können nach zwei bis drei Wochen schon kurze Strecken fliegen. Nach einem Monat sind sie selbstständig, innerhalb des ersten Jahres geschlechtsreif.
(Fotos: Lawrie-Phipps, Dimitri Svetsikas, Santa3, Kathy2408; alle pixabay)
19.4.2019