Eichhörnchen kennt und mag jedes Kind. Sie leben hauptsächlich in unseren Wäldern und natürlich auch im Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord. Gleichzeitig sind sie aber Kulturfolger und oft in Parks und Gärten anzutreffen. Sie sind äußerst schnelle und traumwandlerisch sichere Kletterer. Die possierlichen, flinken Kerlchen spielen auch eine wichtige Rolle bei der Waldverjüngung.
Die Rede ist natürlich vom Eurasischen Eichhörnchen (Sciurus vulgaris), also „unserem“ Eichhörnchen. Im Prinzip ist es aufgrund seiner Vielzahl und seiner großen Verbreitung in ganz Europa und in großen Teilen Nordasiens bis an die Pazifikküste in Kamtschatka, China und Japan nicht in seinem Bestand gefährdet. In einigen Regionen, besonders in Großbritannien, wird es jedoch vom eingeschleppten amerikanischen Grauhörnchen (Sciurus carolinensis) verdrängt, da dieses größer, erfolgreicher und robuster ist und sich teilweise sogar an den Vorräten unseres Eichhörnchens vergreift. Das gilt jedoch vor allem in Laub- und Mischwäldern. In Nadelwäldern behaupten sich unsere rötlichen bis schwärzlichen Hörnchen.
Nicht gefährdet, aber geschützt
Obwohl noch nicht gefährdet, ist das Eichhörnchen dennoch geschützt. Es gehört nach der Bundesartenschutzverordnung als heimische Art zu den „besonders geschützten Arten“. Die Tiere dürfen nicht gejagt, gefangen, getötet oder privat gehalten werden. Ebenso dürfen „Kobel“ genannten Nester nicht entfernt und nicht geleert werden. Seine Kobel in Form einer hohlen Kugel baut das Eichhörnchen meist in Astgabeln in einer Höhe von rund sechs Metern. Es legt sie mit Moos, trockenem Gras oder Federn aus.
Mehrere „Zweitwohnungen“
Die Kobel bestehen aus Zweigen, Blättern und Nadeln, sind nahezu wasserdicht und bieten im Winter wegen ihrer dicken Wände einen guten Schutz gegen Kälte. Es gibt mindestens zwei Ausgänge, einer davon befindet sich unten, weil Eichhörnchen ihr Nest immer von unten her betreten. Wegen Störungen oder Parasitenbefall müssen Eichhörnchen oft umziehen. Deshalb bauen sie zwei bis acht Nester, die sie stets gleichzeitig nutzen. Außerdem nutzen sie unterschiedliche Kobel für die Nachtruhe und für Ruhephasen tagsüber. Manchmal wohnen sie auch in verlassenen Spechthöhlen oder nutzen Vogelnester als Basis für den Kobelbau.
Lange Ehen sind nichts für Eichhörnchen
Eichhörnchen sind Einzelgänger. Nur zu den meist zwei Paarungszeiten jährlich am Ende des Winters und im späten Frühjahr begegnen sich die Geschlechter. Bis es zur Paarung kommt, verfolgen die Männchen die Weibchen in wilden Jagden in den Bäumen. Ist das Weibchen noch nicht bereit, kommt es zu Kämpfen. Wenn „sie“ dann aber geneigt ist, wird die Jagd zum Spiel. Nach der Paarung dauert es 38 Tage, dann kommen ein bis sechs Junge zur Welt, um die sich ausschließlich die Mutter kümmert. Bleiben Männchen bis zur Geburt im Kobel, werden sie vom Weibchen verjagt. Sie wenden sich dann bereitwillig anderen Weibchen zu
Die Jungtiere haben’s schwer…
Die Jungen sind bei der Geburt nackt, taub und blind. Sie wiegen rund 8,5 Gramm, die Körperlänge beträgt etwa sechs, die Schwanzlänge drei Zentimeter. Nach drei Wochen sind sie vom ersten Haarflaum bedeckt, nach 30 bis 32 Tagen öffnen sie die Augen. Nach sechs Wochen verlassen sie erstmals das Nest, nach acht bis zehn Wochen suchen sie selbstständig nach Nahrung. Die Jungtiere bleiben noch einige Monate in der Nähe des mütterlichen Kobels. Leider überleben rund 80 Prozent der Jungen das erste Jahr nicht. Diejenigen, die durchkommen, haben eine Lebenserwartung von drei bis vier Jahren. Manchmal werden sie sieben, in Gefangenschaft bis zu zehn Jahre alt. Ausgewachsene Tiere sind von Kopf bis Hinterteil 20 bis 25 Zentimeter lang, hinzu kommt der buschige Schwanz von 15 bis 20 Zentimetern.
…die Erwachsenen auch
Das Eichhörnchen hat zahlreiche Fressfeinde. Hauptfeind im Wald ist der Baummarder. Er ist nachtaktiv und überrascht sie oft im Schlaf. Er ist fast so geschickt und flink wie die Eichhörnchen, aber am Tag haben sie wegen ihres geringen Gewichts eine gute Chance zu entkommen. Auch Wiesel, Wildkatzen und Greifvögel gehören zu den natürlichen Feinden. In Parks und Gärten sind Hauskatzen die Hauptfeinde. Gefährlich sind auch vom Grauhörnchen eingeschleppte Viren, die diesem nichts anhaben, aber für unsere Eichhörnchen tödlich sein können.
Vergesslichkeit ist gut fürs Waldwachstum
Eichhörnchen sind Allesfresser. Am liebsten mögen sie aber Nüsse und Samen von Fichten- oder Tannenzapfen. Daneben stehen Beeren und andere Früchte, Knospen, Rinde, Baumsaft, Blüten, Flechten, Körner, Pilze, Obst und wirbellose Tiere wie beispielsweise Würmer auf dem Speisezettel. Auch Vogeleier und Jungvögel[15] sowie Insekten, Larven und Schnecken gehören zum Futter. Typischerweise wird die Nahrung beim Fressen in den Vorderpfoten gehalten. Im Nadelwald verbrauchen Eichhörnchen die Samen von bis zu 100 Fichtenzapfen pro Tag; durchschnittlich sind es täglich 80–100 g. Die Nagetiere sind dafür bekannt, dass sie sich im Herbst Wintervorräte anlegen. Sie sammeln Nüsse und Samen, vergraben sie im Boden oder verstauen sie in Rindenspalten. Im Kobel lagern sie keine Vorräte. Sie halten also keinen echten Winterschlaf, sondern nur Winterruhe, bei der die Körpertemperatur nicht absinkt. Sie schlafen viel, aber verlassen natürlich den Kobel, um sich Futter zu holen.
Die Natur hat es so eingerichtet, dass sie sich nicht an alle Speisekammern erinnert. Deshalb schreibt man den Eichhörnchen eine wichtige Bedeutung bei der Verjüngung des Waldes zu, denn die vergessenen Nüsse und Samen keimen im Frühjahr. Doch eins ist bemerkenswert: Eichhörnchen, die in Nadelwäldern leben, legen keinen Wintervorrat an. Denn die Samen aus Fichten- und Tannenzapfen sind auch im Winter überall verfügbar.
(Fotos: Claudia Wangler, Heinrich Schenk, Zefram/wikipedia CC BY 2.0 de, pixabay: oldiefan, CharlesLeslieJr, fzofklenz, videofan2, 995645)