Der Wiedehof (Upupa epops) ist der Punk unter unseren heimischen Vögeln. Er ist nur so groß wie eine Drossel, wirkt aber durch seinen aufgerichteten Federschopf wesentlich größer. Damit, mit seinem orangefarbenen Federkleid und seinen schwarz-weißen Schwingen ist er unverwechselbar und einer der auffälligsten Vögel in unseren Breiten. Zum zweiten Mal entschieden nicht Fachleute, sondern die Bevölkerung über die Wahl zum Vogel des Jahres. Der Wiedehopf gewann deutlich mit fast 32 Prozent der Stimmen.
Jedes Jahr suchen der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) und der Bayerische Landesbund für Vogelschutz (LBV) den Vogel des Jahres. Zum 50. Jubiläum dieser Wahl im vergangenen Jahr änderten sie das Verfahren und ließen die Bevölkerung abstimmen. 2021 gewann das Rotkehlchen. Mehr als 142.000 Menschen kürten in einer virtuellen Wahl nun den Wiedhopf. Bereits 1976 war er schon einmal der Vogel des Jahres, damals noch von Experten ausgewählt.


In Deutschland gefährdet, in Gesamteuropa nicht
Wie so oft ist auch hier die Wahl zum Tier oder zur Pflanze des Jahres eher ein trauriger Anlass. Trotz seiner Auffälligkeit begegnet er uns sehr selten. In Deutschland leben nur rund 800 bis 950 Brutpaare. Der Vogel gilt in Deutschland als gefährdet. Allerdings wächst der Bestand wieder etwas, als Folge des Klimawandels. Denn er liebt die Wärme. In ganz Europa hingegen gilt der Bestand mit rund einer Million Brutpaaren als gesichert. Außer in Sibirien kommt er praktisch überall auf dem Eurasischen Kontinent und – teilweise in Unterarten – in weiten Teilen Afrikas vor.

Große Insekten sind rar geworden
Der Wiedehopf lebt am liebsten in offenen, artenreichen Landschaften wie Weinbergen, Obstgärten und Böschungen. Insofern bietet der Westrand des Schwarzwalds eigentlich gute Lebensbedingungen. Und tatsächlich, einzelne Paare nisten wieder dort. Doch der Insektenschwund und der Verlust von natürlichen Nistplätzen machen dem hübschen Vogel zu schaffen. Laut Nabu gibt es durch den Einsatz von Pestiziden zu wenig große Insekten wie Grillen und Heuschrecken, von denen sich der Wiedehopf hauptsächlich ernährt und die er am Boden jagt. Auf seinem Speisezettel stehen auch Raupen, Engerlinge, Käfer, Spinnen, Regenwürmer und sogar Eidechsen.

Bei Emotionen stellt der Wiedehopf den Kamm auf
Seinen Federschopf richtet der Vogelpunk vor allem auf, wenn er emotional in Wallung kommt – bei Freude oder Angst oder auch Wut, wenn ein Rivale auftaucht. Oft auch einfach, wenn er gerade gelandet ist. Und natürlich, wenn das Männchen ein Weibchen anlocken will. Dann plustert er zusätzlich seine Kehle auf und balzt mit einem dumpfen „Upupup“, das wie Rohrflöten klingt, auch Wülen oder Ülen genannt. Es ist auch der männliche Wiedehopf, der den geeigneten Nistplatz sucht. Er bevorzugt Spechthöhlen, Mauernischen oder -spalten. Aber auch von Menschen aufgestellte Nistkästen nimmt er an.

Auch die Kleinen haben schon ein Federkrönchen
Das Weibchen, dass sich äußerlich nur wenig unterscheidet, lockt er mit Futtergaben. Zum Ritual gehören lange Verfolgungsflüge und schließlich versucht das Männchen, die Angebetete mit lautem Krächzen in die Nisthöhle zu locken. Schlüpft das Weibchen hinein, ist die Paarbildung abgeschlossen. Für die Brutsaison lebt das Paar monogam. Die Vogelmutter legt fünf bis sieben, manchmal bis zu zehn Eier. Die Jungen schlüpfen nach 16 bis 19 Tagen. Nach weiteren 20 bis 28 Tagen verlassen sie das Nest. Schon früh können sie ihre Federkrönchen aufstellen. Wenn dem Nest Gefahr droht, etwa durch einen Marder, scheiden Mutter und Kinder ein übel riechendes Sekret aus ihrer Bürzeldrüse aus, das den Feind abschrecken soll.

Ab in den Süden
Wiedehopfe sind Zugvögel. Sie überwintern in Afrika im Savannengürtel südlich der Sahara. In Ostafrika überwintert die Art in bis zu 3.500 Metern höhe. Einzelne Vögel überwintern aber auch in ihren Brutgebieten, so in Spanien oder auf den Mittelmeerinseln, aber auch in Südengland, Südschweden und Mitteleuropa. Ansonsten brechen sie aber in Mitteleuropa bereits Ende Juli bis Mitte August auf. So scheinen sie es den Menschen mit ihren Sommerferien gleichtun zu wollen.
(Fotos: Delyth Williams, woody_wang, Werner Satzger, Xavie Barrera, Francisco Rodriguez, Sajeev Bhaskaran, Anne und Saturnino Miranda; alle pixabay)
14.1.2022