Die Fauna im Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord ist vielfältig. Wir stellen Euch künftig immer wieder typische tierische Bewohner vor, passend zur Jahreszeit. Heute geht es um das Wildschwein. Zwischen Januar und Mai bringen die Wildschweindamen, Bachen genannt, ihre Kinder, Frischlinge genannt, zur Welt. Vorsicht, wenn ihr die Kleinen seht – mit den Müttern ist nicht zu spaßen!
Bis zur Rückkehr des Wolfes war das Wildschwein lange Zeit das einzige „wehrhafte“ Wild in deutschen Wäldern – will sagen, das einzige, dass dem Menschen gefährlich werden kann und auch immer wieder geworden ist. Die Eber, auch Keiler genannt, können in unseren Breiten bis zu 120 Kilogramm schwer werden. Gereizte Keiler, aber auch Bachen haben schon manchmal Jäger oder Treiber lebensgefährlich verletzt. Und die besagten Bachen überspringen im Schweinsgalopp bis zu zwei Metern Höhe, wenn es um den Schutz ihrer Jungen geht.
Flexibler Allesfresser
Aus dem Wildschwein hat sich unser Hausschwein entwickelt. Wildschweine sind Allesfresser und sehr anpassungsfähig. Die Population nimmt vor allem durch den vermehrten Anbau von Mais stark zu. So wandert das Wildschwein immer mehr in besiedelte Bereiche ein. 2003 sind sogar zwei Exemplare auf dem Alexanderplatz in Berlin aufgetaucht!
Keiler, Bache, Frischling
Etwas Jägerlatein gefällig? Die Waidmänner und -frauen sprechen vom Wildschwein als „Schwarzwild“, „Schwarzkittel“ oder „Sauen“. Und wie erwähnt nennen sie männliche Tiere „Keiler“, die weiblichen „Bachen“ und die Jungtiere „Frischlinge“. Ab dem 13. bis zum 24. Lebensmonat heißen junge Wildschweine „Überläufer“, oder noch präziser als „Überläuferbache“ beziehungsweise „Überläuferkeiler“. Einen älteren starken Keiler nennt man ab dem fünften oder sechsten Lebensjahr „Basse“ oder seltener auch „Hauptschwein“. Mehrere Bachen und ihre Frischlinge rotten sich zu „Rotten“ zusammen. 😉
Das Fell des Wildschweins ist im Winter dunkelgrau bis braun-schwarz mit langen borstigen Deckhaaren und kurzen feinen Wollhaaren. Dieses Fell schützt vor Kälte und vor Verletzungen im Unterholz. Im Frühjahr verliert das Wildschwein das Winterfell und hat ein kurzes Sommerfell mit hell gefärbten Haarspitzen. Die neu geborenen Frischlinge sind für ihre Längsstreifen bekannt.
Auf der ganzen Welt verbreitet
Ganz ursprünglich war das Wildschwein über den eurasischen Kontinent bis Südostasien verbreitet. Später wurde es in Nord- und Südamerika, Australien und auf vielen Inseln eingebürgert und kommt heute praktisch auf der ganzen Welt vor.
In der Wildnis frisst das Schwarzwild vor allem essbare Wurzeln, Würmer, Engerlinge, Mäuse, Schnecken und Pilze. Auch Wasserpflanzen, Blätter, Triebe und Früchte zahlreicher Holzgewächse, Kräuter und Gräser stehen auf seinem Speisezettel. Selbst Aas und Abfälle nehmen die Wildschweine als Allesfresser auf. Besonders bei uns spielen die Früchte von Eichen und Buchen eine besondere Rolle. In „Mastjahren“, in denen diese Bäume besonders gut tragen, leben Wildschweine monatelang hauptsächlich von Eicheln und Bucheckern.
Mensch und Wildschwein
Weil Wildschweine intensiv bejagt werden, sind sie äußerst scheu und nachtaktiv. Eber in der Paarungszeit und Bachen mit Frischlinen können unter Umständen aggressiv werden, besonders, wenn Menschen mit Hunden durch den Wald streifen. Also führt bei Wanderungen im Wald eure Vierbeiner immer an der Leine, besonders im Frühjahr, wenn auch andere Wildtiere ihre Jungen bekommen. Probleme kann es auch geben, wenn Wildschweine in Siedlungsgebieten angefüttert werden. Im Normalfall kann aber im Wald nichts passieren – solange ihr auf den Wegen bleibt. Dann können euch die Wildschweine einschätzen. Und auch die restliche Natur dankt es euch.
(Fotos: pixabay)